Bür­ger­stif­tung bringt „Ein Deut­sches Leben“ auf die Büh­ne

Foto: Derdehmel/Urbschat

Die Bad Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung besteht seit zehn Jah­ren und und fei­ert das mit einem beson­de­ren Thea­ter­stück. Bernd Aal­ken von der Bür­ger­stif­tung ist es gelun­gen, die seit vie­len Jah­ren mit gro­ßem Erfolg lau­fen­de Solo­prä­sen­ta­ti­on „Ein Deut­sches Leben“ vom Schloss­park­thea­ter Ber­lin (Lei­tung: Die­ter Hal­ler­vor­den) mit der bekann­ten Volks- und auch Cha­rak­ter­schau­spie­le­rin Bri­git­te Grot­hum in die Kur­stadt zu holen. 

Die öffent­li­che Ver­an­stal­tung wird am Sonn­tag, 28. April, um 17 Uhr im Forum des Burg­gym­na­si­ums Bad Bent­heim gezeigt. Am dar­auf­fol­gen­den Mon­tag, 29. April, um 10 Uhr fin­det eine geschlos­se­ne Ver­an­stal­tung für Schü­le­rin­nen und Schü­ler des Mis­si­ons­gym­na­si­ums Bar­del sowie für das Burg-Gym­na­si­um statt. 

Die Auf­füh­rung dau­ert etwa 75 Minu­ten und wird ohne Pau­se gespielt. Num­me­rier­te Ein­tritts­kar­ten sind zum Preis von 12 Euro plus Vor­ver­kaufs­ge­bühr im Inter­net auf www.gn-ticket.de sowie in Nord­horn bei den Graf­schaf­ter Nach­rich­ten, beim Rei­se­bü­ro Rich­ters und bei Tha­lia erhält­lich. Wei­te­re Ermä­ßi­gun­gen wer­den nicht gewährt. 

Wor­um geht es in die­sem Schau­spiel?

Brun­hil­de Pom­sel, 1911 gebo­ren und auf­ge­wach­sen im Ber­lin der 1920er-Jah­re, arbei­te­te als Sekre­tä­rin für einen jüdi­schen Rechts­an­walt und dann ab 1933 in der Abtei­lung Zeit­funk der Reichs-Rund­funk-Gesell­schaft. Für die­se Anstel­lung muss­te sie in die NSDAP ein­tre­ten. 1942 kam sie ins Büro von Reichs­pro­pa­gan­da­mi­nis­ter Joseph Goeb­bels. Sie war kei­ne flam­men­de Anhän­ge­rin der Nazis; sie war, wie sie sag­te, völ­lig unpo­li­tisch. „Nur eine anste­cken­de Krank­heit hät­te mich davor bewah­ren kön­nen“, erklärt Pom­sel zu die­sem Stel­len­wech­sel. „Und doch fühl­te ich mich geschmei­chelt, weil es eine Aus­zeich­nung war, die schnells­te Ste­no­ty­pis­tin des Rund­funks zu sein.“ 

Pom­sel blieb bis zum Kriegs­en­de Goeb­bels Sekre­tä­rin. Im Luft­schutz­kel­ler unter dem Pro­pa­gan­da­mi­nis­te­ri­um ver­brach­te sie die letz­ten Stun­den mit ihrem Chef und sei­ner Fami­lie – bis zum Mord an den gemein­sa­men sechs Kin­dern und dem Sui­zid von Joseph und Mag­da Goeb­bels. Noch im Bun­ker wur­de sie von den sowje­ti­schen Trup­pen auf­ge­grif­fen. Nach fünf­jäh­ri­ger rus­si­scher Gefan­gen­schaft setz­te sie ihre Kar­rie­re als Chef­se­kre­tä­rin bei der ARD fort. 

Die­ses Solo­stück mit Bri­git­te Grot­hum basiert auf Gesprä­chen und Vor­ge­sprä­chen für den Film „Ein deut­sches Leben“ (2016), die Brun­hil­de Pom­sel im Alter von 102 Jah­ren führ­te. Sie erzählt als Zeit­zeu­gin mit exzel­len­tem Erin­ne­rungs­ver­mö­gen aus ihrer Sicht, aus der Sicht der „unpo­li­ti­schen Mit­läu­fe­rin“, ein wich­ti­ges Stück Zeit­ge­schich­te. „Die­ses Stück ist ein beklem­men­des Bei­spiel dafür, wie schnell Men­schen auf­grund man­geln­der Bil­dung und man­geln­den poli­ti­schen Inter­es­ses, geprägt von einer Kind­heit in Armut und Gehor­sam, dem Wunsch nach Wohl­stand, sozia­lem Auf­stieg und Kar­rie­re alles unter­ord­nen und nicht bereit sind, die nahen­de Kata­stro­phe um sie her­um zu erken­nen oder erken­nen zu wol­len“, so Dar­stel­le­rin Bri­git­te Grot­hum als Brun­hil­de Pom­sel. 

Zur Urauf­füh­rung in Ber­lin bemerk­te Inten­dant Die­ter Hal­ler­vor­den: „Es gibt sicher­lich aus gutem Grund Restau­rants, Hotels und Thea­ter, die AfD-Abge­ord­ne­te beim Ein­lass abwei­sen. Wir dage­gen laden genau die­se Men­schen zum Besuch der Vor­stel­lung „Ein deut­sches Leben“ ein. Viel­leicht macht das Stück sie nach­denk­lich. Wir hof­fen jeden­falls, dass die­ses Stück sich für bestimm­te Mit­bür­ger gut als Hirn­schritt­ma­cher eig­net. Und dass genau das bit­ter­nö­tig ist, zeigt die poli­ti­sche Ent­wick­lung der letz­ten Zeit – und zwar nicht nur in Deutsch­land.“ 

Gespon­sert wird die Ver­an­stal­tung von der Graf­schaf­ter Volks­bank, der Bent­hei­mer Eisen­bahn AG, dem Hotel Groß­feld für die Unter­brin­gung der Künst­ler und der Stadt Bad Bent­heim.

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