Komö­di­an­ti­scher Auf­takt in der Katha­ri­nen­kir­che

Text: Dag­mar Thiel
Foto: Ste­phan Kon­jer
Quel­le: Graf­schaf­ter Nach­rich­ten

Bad Bent­heim.
Für 110 Besu­cher in der aus­ver­kauf­ten Katha­ri­nen­kir­che auf der Burg ent­pupp­te sich das Auf­takt­kon­zert der Bent­hei­mer Kul­tur­nacht am Frei­tag als bun­ter Ein­stieg in ein kul­tur­rei­ches Wochen­en­de. Die Bür­ger­stif­tung Bad Bent­heim hat­te die Sopra­nis­tin Arman­da ten Brink ein­ge­la­den, die dem Publi­kum einen abwechs­lungs­rei­chen Abend bescher­te. Ein­drucks­voll beglei­tet wur­de sie am Kla­vier von Hans van der Werff.
Arman­da ten Brink zeig­te sich viel­sei­tig. Die Sän­ge­rin, Pia­nis­tin und Enter­tai­ne­rin ver­meng­te Musik­sti­le auf kaba­ret­tis­ti­sche Wei­se mit­ein­an­der. Das gefiel dem Publi­kum sehr. Die Sopra­nis­tin prä­sen­tier­te in gut andert­halb Stun­den Lie­der von Brahms und Lehár, fran­zö­si­sche Chan­sons, ita­lie­ni­sche Film­mu­sik und moder­ne Zwölf­ton­klän­ge. Brahms und Lehár kamen leicht, lyrisch und beschwingt daher, Mozarts „Papageno“-Auszug aus der Zau­ber­flö­te als wil­der Wett­streit am Kla­vier.
Arman­da ten Brink ist nicht nur eine aus­ge­bil­de­te Sän­ge­rin, son­dern auch eine exzel­len­te Pia­nis­tin. So setz­te sie sich spon­tan selbst ans Kla­vier und ver­dräng­te Hans van der Werff humor­voll – sehr zu des­sen gespiel­tem Miss­fal­len. Gelun­gen und wit­zig kam auch Bodo Wart­kes Dode­ka­ka­fo­nie oder „Grät­chen­fra­ge“ daher. Die Zwölf­ton­mu­sik illus­triert ein Gespräch zwi­schen Ober und Gast (Der Kell­ner: Was hät­ten Sie ger­ne? Der Gast: Den FIS. Der Kell­ner: Sie mei­nen sicher den Fisch…)
Regis­seur Mat­thieu van den Bos, der Tech­nik, Licht und Kon­zep­ti­on des Abends ver­ant­wor­te­te, setz­te inspi­rie­ren­de Akzen­te und illu­mi­nier­te die Kir­che in blau­em und grü­nem Licht. Das ver­lieh dem gotisch-schlich­ten Raum mit der rus­ti­ka­len Bal­ken­de­cke und der gro­ßen Empo­re eine ganz eige­ne Atmo­sphä­re. Im Chor­raum, der eini­ge Stu­fen nied­ri­ger liegt, haben die Ver­an­stal­ter eine Büh­ne bau­en las­sen, um einen guten Blick auf das Kon­zert zu ermög­li­chen. Vie­le Stü­cke ver­pack­ten die Musi­ker komö­di­an­tisch, manch­mal stand nicht die Musik, son­dern die Unter­hal­tung im Mit­tel­punkt. Etwa, wenn Arman­da ten Brink zu Leo­nard Bern­steins „Vier Rezep­te“ einen Roll­wa­gen auf die Büh­ne der Kir­che rollt, Mehl und Gewür­ze in einer Schüs­sel ver­mengt und dann einen rie­si­gen Och­sen­schwanz und ein Gum­mi­huhn dar­aus her­vor­holt.
Ten Brink, die als Diri­gen­tin und Gesangs­päd­ago­gin auch in Pfle­ge­ein­rich­tun­gen mit Men­schen singt, gewann das Publi­kum auf der Burg umge­hend zum Mit­sin­gen. Mit locke­ren Sprü­chen teil­te sie das Publi­kum in drei Grup­pen und übte mit allen Carl Herings „Kaf­fee­ka­non“ ein. Bei Geor­ges Mousta­kis „Mil­ord“ hol­te sie einen Her­ren aus der ers­ten Rei­he an den Büh­nen­rand, beug­te sich zu ihm hin­un­ter, nahm sei­ne Hän­de und beweg­te sich gemein­sam zur Musik. Musi­ka­li­scher Höhe­punkt des Abends war Léo Polls „Un jeu­ne hom­me“, kom­po­niert für Edith Piaf. Hier offen­bar­te ten Brink die See­le die­ses Chan­sons. Und hier zeig­te sich, dass das in eine Kir­che bes­ser passt, als ein kaba­ret­tis­ti­sches Pro­gramm. Der Ort eines Kon­zer­tes und die Musik­aus­wahl bedin­gen ein­an­der durch­aus.
Die bei­den Künst­ler erhiel­ten stür­mi­schen Applaus und gaben zwei Zuga­ben. Dass Hans van der Werff auch ein aus­ge­zeich­ne­ter Bari­ton ist, erleb­te das Publi­kum lei­der erst zum Schluss. Der Pia­nist und Sän­ger bril­lier­te mit einer Pas­sa­ge aus Orffs „Car­mi­na Burana“ – und damit brach­te auch er die Kir­che zum Klin­gen. Am Schluss stimm­te das Publi­kum „Hap­py Bir­th­day“ an, weil Arman­da ten Brink und Hans van der Werff am Frei­tag Geburts­tag hat­ten.

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