Jeder Stein ist ein Uni­kat beim Bent­hei­mer Bata­via-Por­tal

Von Vivi­en­ne Kraus

Es staubt, wenn die ehren­amt­li­chen Stein­met­ze der Bad Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung mit schwe­rem Gerät an den Stei­nen des Bata­via-Por­tals arbei­ten. Am Don­ners­tag­nach­mit­tag lie­gen zahl­rei­che Bogen­stei­ne in der Stein­metz­hüt­te im Schloss­park und war­ten dar­auf, mit auf­wen­di­gen Mus­tern ver­ziert zu wer­den. Es wird gehäm­mert und gemei­ßelt, wäh­rend immer wie­der schau­lus­ti­ge Pas­san­ten an der Hüt­te ste­hen blei­ben und die Arbeit der Stein­met­ze beob­ach­ten. 

„Jeder hat sei­ne eige­ne Tech­nik, des­halb bear­bei­tet jeder Stein­metz sei­nen eige­nen Stein“, erklärt Kon­rad Lip­pok. Er ist einer der sie­ben Hob­by-Stein­met­ze, die am Bata­via-Por­tal arbei­ten. Mit Ham­mer und Mei­ßel bear­bei­tet er am Don­ners­tag den Sand­stein. Dabei wird die glat­te Ober­flä­che des Steins mit regel­mä­ßi­gen Schlä­gen ange­raut, um eine natür­li­che Optik zu schaf­fen. Nach den Vor­be­rei­tun­gen wer­den die Bogen­stei­ne auf der Vor­der­sei­te mit einem indi­vi­du­el­len Mus­ter ver­se­hen. Die Stei­ne, die sich im Por­tal spä­ter gegen­über­lie­gen, wer­den aller­dings mit dem glei­chen Mus­ter ver­se­hen. Dabei ist höchs­te Prä­zi­si­on gefragt. „Gera­de an der Kan­te kann da schnell etwas abbre­chen“, weiß Lip­pok. 

Die ehren­amt­li­chen Stein­met­ze arbei­ten mit schwe­rem Gerät an den Bogen­stei­nen. Foto: Kraus

Bei den Mus­tern habe man sich an ähn­li­chen Renais­sance-Bau­wer­ken ori­en­tiert, heißt es von der Bür­ger­initia­ti­ve. Zwar wol­le man mit dem Bent­hei­mer Bata­via-Por­tal an die Bedeu­tung des Sand­steins für die hie­si­ge Geschich­te und die har­te Arbeit der Stein­met­ze erin­nern, aber das Ori­gi­nal, dass heu­te in Aus­tra­li­en aus­ge­stellt ist, nicht kopie­ren. 

Bis­her misst das Por­tal im Schloss­park rund 3,6 Meter. Dazu zäh­len die ers­ten bei­den Bogen­stei­ne, die den Anfang des Rund­bo­gens bil­den. Nach der Fer­tig­stel­lung wird der Tor­bo­gen rund sie­ben Meter hoch sein. In den kom­men­den Mona­ten wol­len die ehren­amt­li­chen Stein­met­ze wei­ter am Bogen arbei­ten, sodass die­ser im Früh­jahr zusam­men­ge­setzt wer­den kann. In der Mit­te soll ein Löwen­kopf das Por­tal zie­ren. „Das über­las­sen wir aber lie­ber den Pro­fis, sonst sieht der Löwe noch aus wie ein Pferd“, sagt Lip­pok. 

Bis der Tor­bo­gen end­gül­tig zusam­men­ge­setzt wer­den kann, arbei­ten die Hob­by-Stein­met­ze wei­ter an ihren jewei­li­gen Stei­nen. Wäh­rend die einen bereits vor­sich­tig die Mus­ter her­aus­ar­bei­ten, wer­den die Stei­ne an ande­rer Stel­le mit einer Flex für die Fein­ar­bei­ten vor­be­rei­tet. Dabei sind die Ehren­amt­li­chen froh, auf moder­nes Werk­zeug zurück­grei­fen zu kön­nen. Fina­ler Schritt, bevor die Stei­ne zum Bogen zusam­men­ge­setzt wer­den, ist die Abrun­dung. Schließ­lich soll am Ende alles auf­ein­an­der­pas­sen. 

Kon­rad Lip­pok und Bernd Hofste (von links) haben die pas­sen­de Scha­blo­ne für jeden Stein. Foto: Kraus

Auf Initia­ti­ve der Bür­ger­stif­tung ent­steht im Bent­hei­mer Schloss­park eine Nach­bil­dung des Bata­via-Por­tals. Das Ori­gi­nal, aus Bent­hei­mer Sand­stein gefer­tigt, ist heu­te im Muse­um im aus­tra­li­schen Gerald­ton aus­ge­stellt. 1629 war der knapp sie­ben Meter hohe Bogen aus 137 Sand­stei­nen mit dem Schiff Bata­via vor der Küs­te Aus­tra­li­ens gesun­ken. Ursprüng­lich soll­te das Tor Teil einer Fes­tung in der Ver­ei­nig­ten Ost­in­di­schen Kom­pa­nie in Bata­via, dem heu­ti­gen Jakar­ta in Indo­ne­si­en, wer­den. Das Wrack der Bata­via wur­de 1963 ent­deckt und spä­ter gebor­gen.

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