Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Seit acht Wochen unterrichten ehrenamtliche Sprachbetreuer in Bad Bentheim Flüchtlinge in Deutsch. Ein mühsamer Job, der viel Geduld erfordert.
Bad Bentheim. „Wie geht es dir?“, fragt Guido Oppel. „Mir geht es gut“, antwortet Mentor Gashi. Der junge Mann ist einer von acht Schülerinnen und Schülern in der Gruppe der Elf- bis Sechzehnjährigen von Guido Oppel und Gesine Vennekate. Die beiden erteilen den Kindern und Jugendlichen aus Bentheimer Flüchtlingsfamilien einmal pro Woche Sprachunterricht in der örtlichen Grundschule. Insgesamt sind 22 ehrenamtliche, durch den Arbeitskreis Zuwanderung organisierte Sprachbetreuer im Einsatz und betreuen Flüchtlinge in verschiedenen Altersgruppen.
Es gehe in ganz kleinen Schritten voran, erklärt Guido Oppel, denn die Voraussetzungen der Kinder seien sehr unterschiedlich. Der pensionierte Lehrer aus Bad Bentheim beginnt den Unterricht mit kleinen Interviews, in denen es ums gegenseitige Vorstellen geht. Ein langhaariges Mädchen mit rotblonden Strähnchen steht auf. „Ich heiße Mersida Tairi und komme aus Serbien“, sagt sie und geht auf ein anderes Mädchen zu. Die beiden machen sich, wie gerade gelernt, miteinander bekannt.
Versprecher werden von den Jugendlichen mit einem Lachen quittiert. Geduldig korrigiert Guido Oppel alle Ausrutscher. Bei der nächsten Übung stolpern seine Schüler immer wieder über die Konjugation des Verbs, besonders bei den unregelmäßigen Verben, die den Stammvokal ändern. „Ich spreche“, setzt Shaha an und nennt als nächstes: „du sprechst“. Oppel erklärt ihr, wie es heißen muss. Shaha wiederholt „du sprichst“ und jetzt klappt es auch mit den übrigen Verben.
Bürgerstiftung kauft Lehrbücher
Wenn die Übungen zu schwer fallen, begibt sich Gesine Vennekate zu dem betroffenen Kind und hilft weiter. Oppel bindet spielerische Elemente und Bewegung beim Lernen ein. Grundlage für seine Arbeit sind Lehrbücher, die dank einer großzügigen Privatspende von der Bad Bentheimer Bürgerstiftung angeschafft und zur Verfügung gestellt werden konnten. „Wir haben fast 900 Euro für Bücher für den Deutschspracherwerb ausgegeben. Jedes Buch wurde gekennzeichnet, um es nach Möglichkeit mehrfach zu verwenden“, erklärte die Vorsitzende der Bürgerstiftung, Dr. Angelika Rieckeheer.
Das „ABC“ klappt bei allen schon ganz gut. Doch zwischendurch ist die Luft raus, die Mädchen fangen an herumzualbern und ihr Lehrer ordnet eine kurze Pause an. Warum engagiert er sich für die Kinder? Oppel braucht nicht lange zu überlegen. „Das Ehrenamt ist eine gute Sache“, sagt er, und dass er gerne seine Erfahrung einsetzt, auch um etwas zurückzugeben. Aber das ist nicht alles. Oppel möchte außerdem, indem er sich für Flüchtlinge engagiert, ein deutliches Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzen. Gesine Vennekate findet es gut, die Flüchtlinge über ihr Ehrenamt kennenzulernen. „Wenn wir uns in der Stadt treffen, dann grüßen wir uns und reden miteinander“, sagt sie.
Zum Abschluss der Deutschstunde sollen die Kinder sich mit dem Finger gegenseitig Buchstaben auf den Rücken schreiben und den richtigen herausfinden. Das macht ihnen sichtbar Spaß. Und weil die Osterferien vor der Tür stehen, weiht Guido Oppel seine Schützlinge in einen deutschen Osterbrauch ein und verteilt Schokoladenostereier.
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