Die Han­ni und Peter Nacken-Stif­tung ist gegrün­det: Die ers­te Treu­hand­stif­tung unter dem Dach der Bür­ger­stif­tung Bad Bent­heim

Von Jonas Schön­rock

Die Ver­bun­den­heit zu Bad Bent­heim ist nie abge­ris­sen, auch wenn der Lebens­mit­tel­punkt von Karin Ski­ba in Frank­furt und inzwi­schen auch auf der Insel Sylt liegt. In der Main­me­tro­po­le hat die heu­te 79-jäh­ri­ge Steu­er­be­ra­te­rin als Part­ne­rin bei der welt­weit agie­ren­den Unter­neh­mens­be­ra­tung Ernst & Young Kar­rie­re gemacht. Ihre Schwes­ter Hel­ga Nacken ist hin­ge­gen in der Regi­on geblie­ben, hat als För­der­schul­leh­re­rin in Gro­nau gear­bei­tet. 

Die bei­den Schwes­tern sind allein­ste­hend und kin­der­los. „Ich wer­de im März 80, mei­ne Schwes­ter ist 74“, sagt Karin Ski­ba. Weil sie auch sonst kei­ne enge­ren Ver­wand­ten haben, stan­den bei­de unwei­ger­lich vor der Fra­ge, wer nach ihrem Tod erben soll. Die Bad Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung unter­stüt­zen die bei­den schon seit eini­ger Zeit, Karin Ski­ba ist Mit­glied des Stif­tungs­ra­tes. Schon vor eini­gen Jah­ren haben sie die Bür­ger­stif­tung tes­ta­men­ta­risch als Erbin benannt. 

Doch dann kam eine Idee auf, von der die bei­den Schwes­tern sehr ange­tan waren: War­um das Erbe erst nach dem Tod an die Bür­ger­stif­tung aus­zah­len? „Es ist doch viel inter­es­san­ter, noch zu Leb­zei­ten Pro­jek­te mit­ge­stal­ten zu kön­nen“, sagt Karin Ski­ba. Also grün­de­ten die bei­den eine Treu­hand­stif­tung, mit der sie die Bür­ger­stif­tung nach­hal­tig unter­stüt­zen wol­len. Benannt ist die­se nach ihren Eltern: Han­ni und Peter Nacken. „Unser Vater war frü­her Bezirks­di­rek­tor der Gotha­er Ver­si­che­rung und in Bent­heim bei vie­len bekannt“, sagt Karin Ski­ba. 

Ver­wal­tet und betreut wird die neue Treu­hand­stif­tung von der Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung. Dem Stif­tungs­rat gehö­ren neben Karin Ski­ba und Hel­ga Nacken Dr. Ange­li­ka Rieck­e­heer (zugleich Vor­sit­zen­de des Stif­tungs­ra­tes der Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung), Dr. Rüdi­ger Schmidt-Ben­dun als Vor­sit­zen­der, Dr. Kai Hel­len­doorn als stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der sowie Gerald Ruschul­te an. Mit dem Geld sol­len nun kurz- und lang­fris­tig Pro­jek­te der Bür­ger­stif­tung finan­ziert wer­den. Über die genaue Sum­me, die sie als Stif­tungs­ka­pi­tal zur Ver­fü­gung stel­len, wol­len Karin Ski­ba und Hel­ga Nacken nicht reden, ver­ra­ten nur, dass es sich „um einen nicht uner­heb­li­chen Betrag“ han­delt. 

Kon­kre­te Pro­jek­te in Pla­nung 

Die bei­den Schwes­tern haben sich auch schon Gedan­ken über kon­kre­te Pro­jek­te gemacht. Zum einen ist ihnen die För­de­rung der Mobi­li­tät ein wich­ti­ges Anlie­gen. Sie möch­ten ger­ne die Beför­de­rungs­mög­lich­kei­ten für Men­schen aus­bau­en, die auf Drit­te ange­wie­sen sind. „Ohne Auto ist man hier ver­lo­ren“, sagt Hel­ga Nacken. „Es gibt kei­ne Taxis und auch kei­nen Lini­en­bus in Bad Bent­heim, man­che Leu­te haben daher Schwie­rig­kei­ten, zum Bei­spiel Arzt­ter­mi­ne wahr­zu­neh­men. Hier wol­len wir ger­ne unter­stüt­zen.“ Sie kennt die Pro­ble­ma­tik aus eige­ner Erfah­rung, auf­grund eines Augen­lei­dens hat sie kei­nen Füh­rer­schein. Den Schwes­tern schwebt die Ein­füh­rung eines Ruf­bus­ses vor, eine Art „Bür­ger­bus on Demand“, wie sie es nen­nen. 

Zum ande­ren möch­ten sie in Bad Bent­heim die Ent­wick­lung eines Jacob van Ruis­da­el-Wegs initi­ie­ren. Mit Ste­len, die auf Stand­or­te hin­wei­sen, von denen aus der nie­der­län­di­sche Künst­ler (1628–1682) zum Bei­spiel die Burg Bent­heim gemalt hat. „In Kam­pen auf Sylt gibt es auch einen Künst­ler­pfad, so etwas könn­te man hier auch umset­zen“, sagt Karin Ski­ba. „Das trifft sich gut mit den Inter­es­sen der Bür­ger­stif­tung.“ 

Als wei­te­res Pro­jekt soll mit dem Geld aus der Treu­hand­stif­tung die Lese­för­de­rung von Kin­dern und Jugend­li­chen unter­stützt wer­den. Zudem möch­ten die Schwes­tern in einem wei­te­ren Pro­jekt die Bedeu­tung der Bent­hei­mer Stie­gen her­vor­he­ben. Dazu ste­hen sie unter ande­rem in Kon­takt mit den Bent­hei­mer Stie­gen­freun­den. „Wir wol­len aber kei­ne Din­ge machen, die eigent­lich Auf­ga­be der Stadt sind“, unter­streicht Karin Ski­ba. Die genann­ten Pro­jek­te sol­len nun kon­kret inhalt­lich aus­ge­stal­tet wer­den. Als Ers­tes soll der Ruis­da­el-Weg umge­setzt wer­den. 

Gro­ße Freu­de bei der Bür­ger­stif­tung

Bei der Bent­hei­mer Bür­ger­stif­tung ist die Freu­de über die lang­fris­tig ange­leg­te finan­zi­el­le Unter­stüt­zung groß: „Das Ruis­da­el-Pro­jekt ist jetzt das ers­te Vor­ha­ben, bei dem wir nicht um das Geld zit­tern müs­sen, das sorgt für Ent­span­nung“, sagt die 1. Vor­sit­zen­de Ange­li­ka Rieck­e­heer. Sie weist jedoch aus­drück­lich auch auf die Bedeu­tung des Ehren­am­tes hin. „Es hängt nicht immer alles vom Geld ab. Das wich­tigs­te ist das Ehren­amt.“ Den­noch las­sen sich nun, mit der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung durch Karin Ski­ba und Hel­ga Nacken, vie­le Pro­jek­te ange­hen, die ohne sie wohl deut­lich schwie­ri­ger zu rea­li­sie­ren wären. 

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