Besu­cher stür­men Bent­hei­mer Muse­en (1. Kul­tur­nacht)

Von Susan­na Aus­trup, Hart­mut Abel und Frau­ke Schul­te-Sutrum

Vie­le zufrie­de­ne Gesich­ter, neue Ein­bli­cke, ein attrak­ti­ves Rah­men­pro­gramm und der Wunsch nach einer Neu­auf­la­ge: Die „Ers­te Bent­hei­mer Kul­tur­nacht“ am Sonn­abend wur­de von einem inter­es­sier­ten Publi­kum begeis­tert ange­nom­men.

Bad Bent­heim. Zwar beweg­ten sich kei­ne Men­schen­mas­sen durch die Burg­stadt, doch an den ein­zel­nen Sta­tio­nen herrsch­te durch­gän­gig reger Betrieb. Neun Sta­tio­nen konn­ten Besu­cher von 18 bis 23 Uhr erkun­den.

Bent­hei­mer Ate­lier: Gleich um 18 Uhr sei­en die Räu­me gut gefüllt gewe­sen, konn­te Leni Win­kel­mann vom „Bent­hei­mer Ate­lier“ berich­ten. „Damit hat­ten wir gar nicht gerech­net.“ Ingrid Ber­ke­mey­er über­nahm die Füh­run­gen durch die Aus­stel­lung „Türen der Welt“ des Bent­hei­mer Samm­lers Dr. Klaus Räder. Die Besu­cher erhiel­ten Infor­ma­tio­nen über die Her­kunft der 20 Expo­na­te, die Kul­tur der jewei­li­gen Län­der und die spe­zi­fi­sche Hand­werks­kunst. Pas­send dazu gab es am ori­en­ta­lisch gedeck­ten Tisch Tee, Bul­gur und ande­re Köst­lich­kei­ten.

Otto-Pan­kok-Muse­um: Eben­falls um 18 Uhr führ­te der 1. Vor­sit­zen­de des Ver­eins „Otto-Pan­kok-Gil­de­haus“, Ulrich Oet­tel, eini­ge Kin­der in die Welt des Künst­lers Otto Pan­kok ein. Nach­dem er den jun­gen Besu­chern eini­ge Bil­der Pan­koks gezeigt hat­te, durf­ten die drei Jungs selbst zum Koh­le­stift grei­fen und eige­ne Bil­der zeich­nen. Zur spä­te­ren Stun­de boten Klaus Teck­len­burg am Kla­vier und Sän­ger David Vick den Gäs­ten ein inti­mes Pop-Kon­zert. Zudem betei­lig­ten sich Besu­cher an der Plau­der­run­de „Muss Kunst etwas „leis­ten“?.

Burg­mu­se­um: Kon­ti­nu­ier­lich, auch bei ein­set­zen­dem Regen, unter­nah­men Grup­pen von Besu­chern Erkun­dungs­streif­zü­ge durch die Burg. Erfreut über die posi­ti­ve Reso­nanz reagier­te Vere­na Wiß­mann von der Städ­ti­schen Gale­rie Nord­horn, die im Mar­stall der Burg das Pro­jekt „Resi­du­al“ von Wil­lem de Rooij und die Boden­in­stal­la­tio­nen der ers­ten Ruis­da­el-Sti­pen­dia­tin Saskia Noor van Imhoff vor­stell­te. Im frisch reno­vier­ten Wal­de­cker Zim­mer der Kro­nen­burg im Schloss prä­sen­tier­te das „Daph­ne Hodes & ArtEZ Gitar­ren­quar­tett“ einen Quer­schnitt aus sei­nem Reper­toire. An der Orga­ni­sa­ti­on des Kon­zerts sei die Musik-Aka­de­mie Ober­graf­schaft laut Musik­schul­lei­ter Bodo Wolff mit hohem Auf­wand betei­ligt gewe­sen.

Muse­um am Her­ren­berg: Rap­pel­voll war es um 21 Uhr im Muse­um am Her­ren­berg zur letz­ten der drei Lesun­gen mit Jan Ries­ten­patt von den Frei­licht­spie­len. Muse­ums­ku­ra­tor Hel­mut Schön­rock hielt im Anschluss einen Kurz­vor­trag über die nie­der­län­di­sche Male­rei vom 17. bis 19. Jahr­hun­dert.

haus34A: Sehr zufrie­den zeig­te sich im „haus34A“ Gale­ris­tin Ellen Tim­mer­mann: „Es sind vie­le neue Besu­cher gekom­men.“ Begeis­tert nah­men die Gäs­te Lesung und Songs der Autorin und Jour­na­lis­tin Chris­tia­ne Nit­sche aus Gro­nau auf, die von Gui­do Schrä­der am Bass beglei­tet wur­de.

Fried­rich-Hart­mann-Muse­um: Authen­tisch waren die Erklä­run­gen, die Alex­an­der Golisch, Vor­sit­zen­der des Fried­rich Hart­mann-Muse­ums, zur Geschich­te der Gil­de­hau­ser West­müh­le und Bio­gra­fie des Malers gab. Gegen 20.30 Uhr las Bür­ger­meis­ter Dr. Vol­ker Pan­nen inmit­ten der Müh­le aus „Das Gespenst von Can­ter­ville“ vor. Der im Dezem­ber 2000 ver­stor­be­ne Fried­rich Hart­mann hät­te sei­ne hel­le Freu­de gehabt, unter der dicht gedräng­ten Anzahl der Zuhö­rer zu sein, die dem Vor­tra­gen­den teil­wei­se zu Füßen lagen. Vol­ker Pan­nen ver­stand es, durch sei­ne varia­ti­ons­rei­che Stim­me, Mimik und Ges­tik den in Eng­land im 19. Jahr­hun­dert vor­herr­schen­den Glau­ben an das Über­na­tür­li­che, das im Wider­spruch zur respekt­lo­sen Sach­lich­keit der Ame­ri­ka­ner stand, zu per­si­flie­ren. Beglei­tet wur­de er dabei von Bodo Wolff, der mit sei­ner Gitar­re Geräu­sche erzeug­te, sodass man mein­te, das Ket­ten ras­seln­de Gespenst auf den Stu­fen der 1720 errich­te­ten Müh­le zu hören.

Ost­müh­le: In der Ost­müh­le ließ Bern­hard Tib­be, einer der neun Frei­zeit­mül­ler, das har­te und ent­beh­rungs­rei­che Leben der Mül­ler, die als Päch­ter des Fürs­ten und spä­ter der Gemein­de tätig waren, leben­dig wer­den. Ver­deut­licht durch Ein­zel­bei­spie­le führ­te er die Besu­cher in die dama­li­ge Zeit. So durf­ten sich die Mül­ler von dem Mahl­gut, das die Bau­ern anlie­fer­ten, eine bestimm­te Men­ge neh­men. Dazu gab es ein Maß, das sich nach dem Ertrag der Böden rich­te­te. Die hie­si­gen Behäl­ter waren wesent­lich klei­ner als in Ost­fries­land, weil dort die Erträ­ge höher waren.

Sand­stein­mu­se­um: Vor dem Sand­stein­mu­se­um hat­ten eini­ge Bild­hau­er ihr Ate­lier auf­ge­schla­gen. Besu­cher konn­ten so einen Ein­blick in die Bear­bei­tung von Bent­hei­mer Sand­steins erhal­ten. Im Muse­um war die Ton-Aus­stel­lung der Künst­le­rin Gabrie­le Matz­ke zu sehen. Für schwung­vol­le Unter­hal­tung sorg­te die Tromm­ler­grup­pe „Hau dat Fell“.

Haus Wes­ter­hoff: Zahl­rei­che Inter­es­sier­te mach­ten sich mit Mit­glie­dern des Bent­hei­mer Foto­clubs „Licht und Schat­ten“ am Sonn­abend zu „Foto­sa­fa­ris“ durch die Bent­hei­mer Innen­stadt auf. Wer kei­ne Lust hat­te selbst Bil­der zu schie­ßen, der konn­te sich die Aus­stel­lung des Foto­clubs im Haus Wes­ter­hoff anse­hen oder sich von Rain­hard Mann die Geschich­te des Acker­bür­ger­hau­ses anhand von zahl­rei­chen Fotos und Plä­nen erklä­ren las­sen.

Wäh­rend des gesam­ten Abends herrsch­te in den ver­schie­de­nen Anlauf­stel­len eine gelös­te und gute Stim­mung. Eine bes­se­re Abstim­mung von Ver­an­stal­tungs­bei­trä­gen und Fahr­zei­ten des Shut­tle-Ser­vices wünsch­te sich jedoch Besu­che­rin Bri­ta Schwe­ski für die nächs­te Kul­tur­nacht. „Eini­ge Bei­trä­ge waren zu lang, sodass es nicht mög­lich war, alle Sta­tio­nen auf­zu­su­chen.“

Ein ers­tes Fazit der Bür­ger­stif­tung fällt posi­tiv aus: „Wir sind sehr zufrie­den und füh­len uns ermu­tigt, wei­te­re Pro­jek­te in Angriff zu neh­men“, sag­te Peter Pil­le vom Kura­to­ri­um am Sonn­tag. Das Kon­zept stim­me, so kön­ne einer zwei­ten Auf­la­ge der Kul­tur­nacht – mit behut­sa­men Ände­run­gen – nichts im Wege ste­hen. Ein inten­si­ver Aus­tausch mit den betei­lig­ten Muse­en soll in den kom­men­den Wochen fol­gen.

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