Viele zufriedene Gesichter, neue Einblicke, ein attraktives Rahmenprogramm und der Wunsch nach einer Neuauflage: Die „Erste Bentheimer Kulturnacht“ am Sonnabend wurde von einem interessierten Publikum begeistert angenommen.
Bad Bentheim. Zwar bewegten sich keine Menschenmassen durch die Burgstadt, doch an den einzelnen Stationen herrschte durchgängig reger Betrieb. Neun Stationen konnten Besucher von 18 bis 23 Uhr erkunden.
Bentheimer Atelier: Gleich um 18 Uhr seien die Räume gut gefüllt gewesen, konnte Leni Winkelmann vom „Bentheimer Atelier“ berichten. „Damit hatten wir gar nicht gerechnet.“ Ingrid Berkemeyer übernahm die Führungen durch die Ausstellung „Türen der Welt“ des Bentheimer Sammlers Dr. Klaus Räder. Die Besucher erhielten Informationen über die Herkunft der 20 Exponate, die Kultur der jeweiligen Länder und die spezifische Handwerkskunst. Passend dazu gab es am orientalisch gedeckten Tisch Tee, Bulgur und andere Köstlichkeiten.
Otto-Pankok-Museum: Ebenfalls um 18 Uhr führte der 1. Vorsitzende des Vereins „Otto-Pankok-Gildehaus“, Ulrich Oettel, einige Kinder in die Welt des Künstlers Otto Pankok ein. Nachdem er den jungen Besuchern einige Bilder Pankoks gezeigt hatte, durften die drei Jungs selbst zum Kohlestift greifen und eigene Bilder zeichnen. Zur späteren Stunde boten Klaus Tecklenburg am Klavier und Sänger David Vick den Gästen ein intimes Pop-Konzert. Zudem beteiligten sich Besucher an der Plauderrunde „Muss Kunst etwas „leisten“?.
Burgmuseum: Kontinuierlich, auch bei einsetzendem Regen, unternahmen Gruppen von Besuchern Erkundungsstreifzüge durch die Burg. Erfreut über die positive Resonanz reagierte Verena Wißmann von der Städtischen Galerie Nordhorn, die im Marstall der Burg das Projekt „Residual“ von Willem de Rooij und die Bodeninstallationen der ersten Ruisdael-Stipendiatin Saskia Noor van Imhoff vorstellte. Im frisch renovierten Waldecker Zimmer der Kronenburg im Schloss präsentierte das „Daphne Hodes & ArtEZ Gitarrenquartett“ einen Querschnitt aus seinem Repertoire. An der Organisation des Konzerts sei die Musik-Akademie Obergrafschaft laut Musikschulleiter Bodo Wolff mit hohem Aufwand beteiligt gewesen.
Museum am Herrenberg: Rappelvoll war es um 21 Uhr im Museum am Herrenberg zur letzten der drei Lesungen mit Jan Riestenpatt von den Freilichtspielen. Museumskurator Helmut Schönrock hielt im Anschluss einen Kurzvortrag über die niederländische Malerei vom 17. bis 19. Jahrhundert.
haus34A: Sehr zufrieden zeigte sich im „haus34A“ Galeristin Ellen Timmermann: „Es sind viele neue Besucher gekommen.“ Begeistert nahmen die Gäste Lesung und Songs der Autorin und Journalistin Christiane Nitsche aus Gronau auf, die von Guido Schräder am Bass begleitet wurde.
Friedrich-Hartmann-Museum: Authentisch waren die Erklärungen, die Alexander Golisch, Vorsitzender des Friedrich Hartmann-Museums, zur Geschichte der Gildehauser Westmühle und Biografie des Malers gab. Gegen 20.30 Uhr las Bürgermeister Dr. Volker Pannen inmitten der Mühle aus „Das Gespenst von Canterville“ vor. Der im Dezember 2000 verstorbene Friedrich Hartmann hätte seine helle Freude gehabt, unter der dicht gedrängten Anzahl der Zuhörer zu sein, die dem Vortragenden teilweise zu Füßen lagen. Volker Pannen verstand es, durch seine variationsreiche Stimme, Mimik und Gestik den in England im 19. Jahrhundert vorherrschenden Glauben an das Übernatürliche, das im Widerspruch zur respektlosen Sachlichkeit der Amerikaner stand, zu persiflieren. Begleitet wurde er dabei von Bodo Wolff, der mit seiner Gitarre Geräusche erzeugte, sodass man meinte, das Ketten rasselnde Gespenst auf den Stufen der 1720 errichteten Mühle zu hören.
Ostmühle: In der Ostmühle ließ Bernhard Tibbe, einer der neun Freizeitmüller, das harte und entbehrungsreiche Leben der Müller, die als Pächter des Fürsten und später der Gemeinde tätig waren, lebendig werden. Verdeutlicht durch Einzelbeispiele führte er die Besucher in die damalige Zeit. So durften sich die Müller von dem Mahlgut, das die Bauern anlieferten, eine bestimmte Menge nehmen. Dazu gab es ein Maß, das sich nach dem Ertrag der Böden richtete. Die hiesigen Behälter waren wesentlich kleiner als in Ostfriesland, weil dort die Erträge höher waren.
Sandsteinmuseum: Vor dem Sandsteinmuseum hatten einige Bildhauer ihr Atelier aufgeschlagen. Besucher konnten so einen Einblick in die Bearbeitung von Bentheimer Sandsteins erhalten. Im Museum war die Ton-Ausstellung der Künstlerin Gabriele Matzke zu sehen. Für schwungvolle Unterhaltung sorgte die Trommlergruppe „Hau dat Fell“.
Haus Westerhoff: Zahlreiche Interessierte machten sich mit Mitgliedern des Bentheimer Fotoclubs „Licht und Schatten“ am Sonnabend zu „Fotosafaris“ durch die Bentheimer Innenstadt auf. Wer keine Lust hatte selbst Bilder zu schießen, der konnte sich die Ausstellung des Fotoclubs im Haus Westerhoff ansehen oder sich von Rainhard Mann die Geschichte des Ackerbürgerhauses anhand von zahlreichen Fotos und Plänen erklären lassen.
Während des gesamten Abends herrschte in den verschiedenen Anlaufstellen eine gelöste und gute Stimmung. Eine bessere Abstimmung von Veranstaltungsbeiträgen und Fahrzeiten des Shuttle-Services wünschte sich jedoch Besucherin Brita Schweski für die nächste Kulturnacht. „Einige Beiträge waren zu lang, sodass es nicht möglich war, alle Stationen aufzusuchen.“
Ein erstes Fazit der Bürgerstiftung fällt positiv aus: „Wir sind sehr zufrieden und fühlen uns ermutigt, weitere Projekte in Angriff zu nehmen“, sagte Peter Pille vom Kuratorium am Sonntag. Das Konzept stimme, so könne einer zweiten Auflage der Kulturnacht – mit behutsamen Änderungen – nichts im Wege stehen. Ein intensiver Austausch mit den beteiligten Museen soll in den kommenden Wochen folgen.
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