„Affen“ des Burg-Gym­na­si­ums begeis­tern Zuschau­er

Die Auf­füh­run­gen der „Affen­oper“ in Bad Bent­heim waren ein gro­ßer Erfolg. Auch der Autor des Stücks war zur Pre­mie­re extra aus Ham­burg ange­reist.

Von Dag­mar Thiel

Bad Bent­heim. Ein Käfig vol­ler Affen, eine fie­se Bür­ger­meis­te­rin und deren per­fi­der Plan, die Pri­ma­ten los­zu­wer­den: Mit die­sem Grund­ge­rüst bezau­ber­te das Burg-Gym­na­si­um am Wochen­en­de. Vor ins­ge­samt 600 Zuschau­ern zeig­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, dass Schu­le ganz viel Krea­ti­vi­tät frei­set­zen kann. Schon der Start war tur­bu­lent: „1 2 3 lasst die Affen frei“ skan­dier­ten die Demons­tran­ten im Publi­kum. Die Tie­re sol­len ins Ver­suchs­la­bor von Dr. Metz­ger (Sophia Kubon) abge­scho­ben wer­den, hat die Bür­ger­meis­te­rin der „schwar­zen Stadt“ ange­ord­net (sehr über­zeu­gend: Judith Ger­vens). Aus dem Labor, in dem Ent­haa­rungs­mit­tel erprobt wer­den, ist aller­dings noch nie ein Affe zurück­ge­kehrt.

Das Musi­cal erzählt, wie die Affen eine Oper schrei­ben und ein­stu­die­ren, um frei zu kom­men und Tier­ver­su­che zu ver­hin­dern. Die künst­le­ri­sche und päd­ago­gi­sche Lei­tung lag in Hän­den der Lehr­kräf­te Bir­te Moss und Ursu­la Wis­sing (Regie, Cho­reo­gra­fie, Requi­si­te, Kos­tü­me und Mas­ke) sowie Ste­phan Klein (Musik und Gesang).

Das Stück bezieht das Publi­kum eben­so wie den Zuschau­er­raum als erwei­ter­te Büh­ne immer wie­der mit ein und sorgt so für viel Abwechs­lung. Musi­ka­lisch ist von Hip Hop und Schla­ger bis Boo­gie Woo­gie vie­les dabei. Acht Solo­stü­cke bie­tet das Musi­cal, zwei­mal von Jen­ni­fer Syse­ov als Schla­ger­sän­ge­rin Dör­te Mar­schall ange­stimmt. Auch die Affen in flau­schi­gen Woll­pull­overn und brau­nen Leg­gings kön­nen wun­der­bar affen­haft krei­schen. Lil­ly Rosen­ski, Leni Drews, Mer­le Weber, Lenia Koel­mann, Emma Peter, Maria Isa­bel Wes­sels, Julia Hüse­mann und Lina Zim­mer­mann über­zeu­gen aber auch im Chor und als fre­che Solis­ten mit wit­zi­gen Rap-Stü­cken.

Ein Jahr lang haben 45 Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Klas­sen 6 bis 10 geprobt, in der Woche vor den Auf­füh­run­gen sogar täg­lich. „Für vie­le der Jün­ge­ren ist es der ers­te Auf­tritt. Mit so einem Stück wol­len wir Auf­bau­ar­beit leis­ten. Außer­dem för­dert das Pro­jekt Team­geist und Sozi­al­kom­pe­tenz, sagt Ste­phan Klein. Typisch für die­se Alters­grup­pe ist aller­dings, dass nur zwei Jun­gen fürs Schau­spiel gewon­nen wer­den konn­ten. Dabei über­zeug­ten Phil­lip Die­kel als toll­pat­schi­ger Assis­tent der Bür­ger­meis­te­rin und Jakob Mid­den­dorf als wun­der­bar pas­to­ral sin­gen­der Dwarf ganz außer­or­dent­lich.

Autor und Kom­po­nist Uwe Heynitz war sogar extra aus Ham­burg ange­reist. Ihm hat die Auf­füh­rung gut gefal­len: „Ich gucke mir ger­ne Auf­füh­run­gen mei­nes Stü­ckes an, inter­es­sant ist, wie unter­schied­lich es immer arran­giert wird“, sag­te Heynitz. Auch in Bent­heim hat Ste­phan Klein als musi­ka­li­scher Gesamt­lei­ter die ursprüng­lich opu­len­te­re Orches­ter­fas­sung ange­passt. So besteht die Band aus den Schü­le­rin­nen und Schü­lern Eli­sa Pass­gang und Nils Nie­haus (Trom­pe­ten), Alex­an­der Hill (Bass) und Esther Kol­mer (Key­board). Die Leh­rer Ste­phan Klein (Key­board) und Hart­mut Mey­er (Drums) ver­stär­ken die klei­ne, aber gut hör­ba­re Com­bo, die manch­mal für die Sän­ge­rin­nen etwas zu laut spiel­te.

In der gefäl­li­gen Sto­ry geht es um erns­te The­men: Das Stück dreht sich um Eitel­keit, Intri­gen, Gleich­gül­tig­keit, Dop­pel­mo­ral, um die Instru­men­ta­li­sie­rung der Pres­se für die eige­nen Zwe­cke und um Poli­ti­ker, die viel reden und doch nichts sagen. Es offen­bart sich aber auch die Erkennt­nis, gemein­sam Din­ge ver­än­dern zu kön­nen.

Ein Hap­py End aller­dings ver­hin­der­te das zum Mit­ma­chen ver­pflich­te­te Publi­kum bei der Pre­mie­re am Sonn­abend. Ins­be­son­de­re von einer Schü­ler­grup­pe waren deut­lich Buh-Rufe zu ver­neh­men. Das besie­gel­te das Schick­sal der Affen. Sie wur­den abge­führt. Zum Aus­gleich gab es bei der Auf­füh­rung am Sonn­tag dann ein gutes Ende, nie­mand buh­te und die Affen wur­den befreit.

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