Reichs­amt für Lan­des­auf­nah­me (Reichs­kar­te): 281. Bent­heim. 1899


Hin­weis zur Nut­zung am Smart­phone: Für eine opti­ma­le Dar­stel­lung und Bedien­bar­keit dre­hen Sie bit­te Ihr Gerät ins Quer­for­mat.

1899 brach­te das “Reichs­amt für Lan­des­auf­nah­me” die­se fein­struk­tu­rier­te Land­kar­te (Kup­fer­stich) im Maß­stab 1:100.000 in der Grö­ße 30x39 cm (h/b) her­aus.

Wie alle Land­kar­ten aus die­ser Serie besticht die Dar­stel­lung durch ihre Detail­ge­nau­ig­keit: so wer­den vie­le sepa­ra­te Sym­bo­le für beson­de­re Gebäu­de ver­wen­det, eine Metho­de, die durch Plat­zie­ren eines sprach­li­chen Zusat­zes (zum Teil als Abkür­zung) neben dem Sym­bol noch ver­bes­sert wird. Bei­spiel: in Dri­land wird auf die “Grenz-Auf­sichts-Sta­ti­on” hin­ge­wie­sen, am öst­li­chen Stadt­rand von Schüt­torf auf das dor­ti­ge Armen­haus. Bei Bahn­hö­fen wird nach fes­ten Hal­ten und Bedarfs­hal­ten unter­schie­den, so fin­det sich im Bent­hei­mer Wald der “Hal­te-Punkt Bad-Bent­heim”, wäh­rend sich Quen­dorf und Neer­la­ge als “Hal­te­stel­len” aus­wei­sen.

Zu den Bau­wer­ken mit beson­de­rer Kenn­zeich­nung gehö­ren: Kir­chen, Kapel­len, Denk­mä­ler, Wind­müh­len, Was­ser­müh­len, Förs­t­erhüt­ten, Rui­nen, Fes­tun­gen und Stein­brü­che. Zie­ge­lei­en (Zgl.), Fabri­ken (Fbr.) und vie­le ande­re wich­ti­ge Gebäu­de wer­den durch Abkür­zun­gen unter­schie­den. Häu­ser erschei­nen als schwar­ze Blö­cke, ent­we­der recht­eckig oder geformt wie der Grund­riss des Gebäu­des. Es gibt vier ver­schie­de­ne Stra­ßen­qua­li­tä­ten sowie klar defi­nier­te Reit- und Fuß­we­ge. Die Vege­ta­ti­on wird genau klas­si­fi­ziert, ein­schließ­lich sepa­ra­ter Sym­bo­le für Laub­bäu­me, Misch­wald, immer­grü­ne Pflan­zen, Hei­de­kraut, tro­cke­ne und feuch­te Wie­sen, Sümp­fe, Obst­gär­ten, Gär­ten und Parks. Höhen wer­den in Metern über dem Mee­res­spie­gel ange­ge­ben. Seen, Flüs­se, Kanä­le, Gewäs­ser sind blau, Grenz­ver­läu­fe sorg­fäl­tig rot gefaßt. Die­ses Erschei­nungs­bild ist einer 1879 vom Gene­ral-Feld­mar­schall Graf Molt­ke erlas­se­nen Vor­schrift geschul­det: “Bestim­mun­gen über die Anwen­dung gleich­mä­ßi­ger Signa­tu­ren für topo­gra­phi­sche und geo­me­tri­sche Kar­ten, Plä­ne und Ris­se.” Im § 3 heißt es dazu: “Grenz- und sons­ti­ge Lini­en kön­nen in roter Far­be (Kar­min) aus­ge­zo­gen wer­den.”

Ver­än­der­li­che Ufer­li­ni­en (etwa im Syen-Venn süd­west­lich von Hes­trup oder in der “Wüs­te” süd­west­lich von Ohne) wer­den sinn­stif­tend als gepunk­te­te Kon­tur­li­nie wie­der­ge­ge­ben. Selbst bei klei­nen Was­ser­läu­fen (z.B. bei der Eile­ringsb­ecke) ist die Fließ­rich­tung ver­merkt. Im Ver­gleich zur damals eben­falls erschie­ne­nen flä­chenkolo­rier­ten Vari­an­te wirkt die­se grenzkolo­rier­te Kar­te sehr über­sicht­lich und wün­schens­wert klar.

Ver­gleich mit der flä­chen­ko­lo­rier­ten Vari­an­te der glei­chen Kar­te (Land­schafts­aus­schnitt)

Die Kar­te ent­stand nach einem Abkom­men, daß am 4. März 1878 rati­fi­ziert wur­de. Preu­ßen, Sach­sen, Bay­ern und Würt­tem­berg einig­ten sich dar­auf, ihre Gebie­te im Rah­men einer topo­gra­fi­schen Ras­te­r­er­he­bung von 674 Blät­tern in einem ein­heit­li­chen Mass­stab zu erfas­sen. Ein Zen­ti­me­ter auf einer Kar­te ent­spricht einem Kilo­me­ter am Boden. Die durch­schnitt­li­che Blatt­grö­ße beträgt ca. 35 cm x 28 cm. Die Zahl “63” im Oval (im Bent­hei­mer Wald) ver­weist auf die Tat­sa­che, daß die­ser Bereich der Graf­schaft von der topo­gra­phi­schen Abtei­lung der König­lich-Preus­si­schen Lan­des-Auf­nah­me 1895 kar­tiert wur­de, “64” (nord­öst­lich von Ems­bü­ren) ver­weist auf “Lin­gen”, “12” (süd­west­lich von Ohne) auf Burg­stein­furt. Zum Zeit­punkt des Erschei­nens konn­te man die­se Land­kar­te ent­we­der durch die auto­ri­sier­te Haupt­ver­triebs­hand­lung R. Eisen­schmidt in Ber­lin (N. W. 7, Doro­theen­stras­se 70A) oder in Buch­hand­lun­gen erwer­ben.

Die hoch­auf­ge­lös­te Wie­der­ga­be macht his­to­ri­sche Spaziergänge/Überflüge mög­lich, dank des ver­wen­de­ten Ras­ters auch in die benach­bar­ten Nie­der­lan­de, wo z.B. Olden­zaal noch ganz als befes­tig­te Stadt (ohne Vor­or­te) in Erschei­nung tritt. Viel Freu­de beim Ent­de­cken.

Die Reichs­kar­ten ver­stan­den sich als Sam­mel­werk. Daher ver­zich­te­ten die Her­aus­ge­ber bewusst dar­auf, auf jeder ein­zel­nen Kar­te eine Zei­chen­er­klä­rung (Legen­de) abzu­dru­cken. Außer der Platz­be­darfs-Fra­ge hat­te das auch mit Prak­ti­ka­bi­li­tät in der Hand­ha­bung zu tun; vie­le Kar­ten wur­den bewusst OHNE brei­ten Rand gedruckt, damit sie dicht(er) anein­an­der­zu­le­gen waren und so einem bes­se­ren Groß­raum­ver­ständ­nis die­nen konn­ten.

Statt des­sen wur­de gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts eine eige­ne “Zei­chen­er­klä­rungs-Kar­te” her­aus­ge­ge­ben. – Da erläu­ter­te Sym­bo­le die Ent­de­cker­freu­de deut­lich zu stei­gern imstan­de sind, fin­den Sie unten einen Extrakt aus der Legen­den­kar­te, gezielt bezo­gen auf die hier gezeig­ten Land­schafts­struk­tu­ren und ‑objek­te. – Viel Freu­de beim Ent­de­cken.

Dr. Horst Otto Mül­ler, 2020

Kar­ten­blatt her­un­ter­la­den

Sie kön­nen die Kar­te auch auf Ihren Rech­ner sichern. Die Bild­da­tei zum Spei­chern fin­den Sie hier.