Th. Hacke (1898): Bent­heim und der Herr­gott von Bent­heim


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Bent­heim

und der

Herr­gott von Bent­heim.

Eine Beschrei­bung des Schlos­ses

und ein Ver­such zur Her­lei­tung des Namens “Bent­heim”

und des Aus­rufs “Herr­gott von Bent­heim”

von

Th. Hacke.

Osna­brück.

Druck von J. G. Kies­ling.

1898.


Alle Rech­te sei­tens des Ver­fas­sers vor­be­hal­ten.



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INHALT

I. Das Schloß Bent­heim 5

II. Der Name Bent­heim 13

III. Der Herr­gott von Bent­heim 33


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I. Das Schloß Bent­heim


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Steil, doch nicht gar beschwer­lich, steigt der Pfad zu der Burg an,
Wohl­ge­pflas­tert in Stein, aus erra­ti­schen Blö­cken gewon­nen.
Seit­lich säu­men den Pfad zwei Ste­ge, mit Plat­ten geeb­net,
Für den Wand­rer bequem und tro­cken und leicht zu erstei­gen.

[5.] Son­nig strahlt uns ent­ge­gen das Urge­mäu­er der Fels­burg,
Dem natür­li­chen Fuß die Fel­sen und Klip­pen berei­ten;
Trot­zig und fest im Gefü­ge, gewal­tig in Stär­ke und Auf­bau
Wach­sen die Mau­ern empor und deu­ten auf star­ke Geschlech­ter.
Stark in der That war das Volk, dem die Grün­dung der Mau­ern man zuschreibt,

[10.] Soll ja von Dru­sus selbst der ers­te Urgrund­stein gelegt sein.
Stark ja für­wahr war das Volk, das die Mau­ern und Burg hier gegrün­det,
Stär­ker als jenes sie selbst, die noch heu­te den Mäch­tigs­ten trot­zen.

Hat man in Muße erklom­men den vor­be­schrie­be­nen Fuß­pfad,
Ladet zu wei­te­rem Gang und zum Ein­tritt zur Burg das Thor ein.

[15.] Die­ses aus Fel­sen gehau­en, zum Theil auch in Mör­tel gefu­get
Trägt das Pfört­ner-Gelaß und des Unter­ge­rich­tes Gemä­cher.
Ueber dem Bogen des Thors prangt scharf aus Sand­stein gemei­ßelt,
Wap­pen und Gräf­li­ches Schild; sie zei­gen uns deut­lich wie ehmals
Mäch­tig mit vie­lem Gebiet die Gräf­li­che Herr­schaft belehnt war.

[20.] Stei­gend durch­schrei­ten das Thor wir, begie­rig nun wei­ter zu for­schen.
Sie­he ein lieb­li­ches Bild eröff­net sich lockend dem Auge.
Nach dem Schat­ten des Thors und sei­ner feucht-duns­ti­gen Zug­luft
Strahlt uns ent­ge­gen der Glanz einer blu­mig-son­ni­gen Land­schaft,
Die­se erfüllt das Gelän­de, das jetzt zum zwei­ten Thor ansteigt.

[25.] Wei­len ein wenig wir hier und schau­en die schö­ne Umge­bung:
Rasen im saf­ti­gen Grün, von schlän­geln­den Wegen durch­quer­et,
Tra­gen den duf­tigs­ten Flor viel­fäl­ti­ger Blu­men und Stau­den;
Uep­pig in himm­li­scher Pracht, eine Aus­le­se sel­te­ner Arten,
Ueber­ra­get die Flur hoch­stäm­mi­ger Rosen Bou­quet-Strauß.

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[30.] Nicht war hier vor Jah­ren so lieb­li­cher Anblick wie heu­te.
Zwi­schen den bei­den Thor­pfor­ten auf eben genann­ten Gelän­de
Hat wohl des Oef­tern getobt des Kamp­fes wil­derns­te Bewe­gung,
Wenn man das zwei­te der Tho­re nach ers­tem gefall’nen beren­net.
Nörd­lich und gleich­falls gen Osten — wir tra­ten vom Süden zur Burg ein -

[35.] Wird die gar lieb­li­che Land­schaft von hohem Gemäu­er umfrie­det.
Steil und hoch ist der Fels, der der Mau­er auch hier bie­tet Fuß­punkt;
Gäh­nend aus dun­ke­l­er Tie­fe ist kaum zu erken­nen der Wald­grund;
Und nicht Franz­mann nicht Fran­ke erklet­tert’ hier jemals die Ves­te.

Von der blu­mi­gen Au, bald hin­ter dem unte­ren Tho­re
[40.] Füh­ret zum Grun­de hin­ab in der nörd­li­chen Mau­er die Trep­pe.
Aus­fall­trepp­chen zur Zeit, da Bela­ger­te wag­ten den Aus­fall,
Führt es den Wan­de­rer heut in den Wald­grund, jet­zi­ge Wild­bahn.
Die­se umzie­het im Kreis von Osten, durch Nor­den nach Wes­ten
Jene Sei­te der Burg, wo die Fel­sen fast him­mel­hoch anstehn.

[45.] Hier herrscht hei­li­ge Ruhe, im Som­mer behag­li­che Küh­lung,
Urwald, feuch­tes Gestein mit Far­ren und Schling­werk ver­wach­sen,
Hän­gen­des Fel­sen­ge­klüft, ver­mo­der­te Stäm­me im Epheu,
Hier und da wohl ein Specht, ein Häher, ein Eich­horn, die Tau­be,
Alles der Son­ne ent­rückt, so zeich­net sich treu­lich die Wild­bahn.

[50.] Eilen wir, um nicht zu lang uns dem Gang auf die Burg zu ent­zie­hen
Durch die Wild­bahn hin­durch bis im Wes­ten die Lich­tung sich kund gie­bt.
Stau­nend starrt der Blick, und der Wan­de­rer zögert im Schrit­te.
Abseits vom Fuße der Burg doch auf hoher Zacke des Ber­ges
Thürmt sich ein Fel­sen­ko­loß, das uralte Zei­chen der Burg selbst.

[55.] “HIC DRUSUS DIXIT TUBANTIBUS JURA” liest man
Ein­ge­hau­en im Stein, die Schrift gab dem Fel­sen den Namen,
“Dru­sus­fel­sen”, so sagt man, doch auch “Ohr­kis­sen des Teu­fels“
Wird der Koloß genannt, auf Grund der bestehen­den Sage.
Durch die Bahn jetzt zurück und die Trep­pe hin­auf zu dem Gar­ten,

[60.] Wo im Schau­en der Pracht vor dem zwei­ten Thor wir ver­weil­ten.
Links biegt hier sich der Pfad, doch immer­fort stei­gend zugleich auch,
Und wir nahen dem Thor, dem zwei­ten von uns so genann­ten.
Frü­he­re For­scher besa­gen, daß hier ein ande­res Thor noch
Einst soll haben gestan­den, mit Gra­ben und Brü­cke beweh­ret

[65.] Vor die­sem jet­zi­gen Thor, das als zwei­tes und letz­tes zur Burg führt.
Rechts die­ses Tho­res erhebt sich gleich hin­ter dem frü­he­ren Gra­ben

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Kir­che und Thurm Katha­ri­nens, der Schloß­kir­che hohen Patro­nin.
Links schließt Mau­er an Mau­er und Zin­ne an Platt­form sich fest an,
“Bögel­bahn” hieß man den Bau, für die Schüt­zen errich­tet,
[70.] Wel­che mit Bügel­ge­wehr und spä­ter mit Fun­ken­rohr wehr­ten
Platt­form und Kir­che sind leer, denn der Frie­den beglü­cket die Lan­de,
Und für die Kir­che der Burg sind im Orte zwei Kir­chen gegrün­det.
Hin­ter dem Thor nun ent­wi­ckelt sich weit und geräu­mig der Schloß­platz,
Groß wohl genug für ein Heer, das die sämmt­li­che Graf­schaft beschütz­te.
[75.] Aber vom Kriegs­ge­tüm­mel, vom Lärm der Waf­fen herrscht Ruhe.
Freund­lich ist er gestal­tet der Plan der alten Tur­nie­re.
Wo einst die Hufe der Ros­se den Staub auf­wir­bel­ten kraft­voll,
Rei­si­ge stan­den auf Pos­ten, gewär­tig des blu­ti­gen Aus­zugs,
Grün ist jetzt in der Run­de besäumt mit Bäu­men die Flä­che,
[80.] Wege durch­kreu­zen die Flur, die im Rasen und Blät­ter­werk schim­mert.

Alter Zei­ten gedacht ist durch Auf­stel­lung man­cher Anti­ken
Gleich links hin­ter dem Thor fällt der Blick auf alte Geschos­se,
Die vom Fein­de gesandt, an schlim­me Zei­ten erin­nern;
Aus zerschoss’nem Gestein, aus Trüm­mern und Erd­schutt gegra­ben
[85.] Lie­gen gesam­melt sie hier und ver­kün­den die Schre­cken der Zei­ten.
Doch auch ein fried­li­ches Bild und die Trös­tung in jeg­li­chen Lei­den
Strahlt aus dem Blatt­werk her­vor; es ist der Hei­land am Kreu­ze.
Roh gemei­ßelt in Stein, doch wohl von erheb­li­cher Grö­ße
Fand man das Kreuz ver­gra­ben im Kreuz­kamp süd­lich von Bent­heim.
[70.] Wann dies gesche­hen, ist nicht bekannt, doch sagen die For­scher,
Daß an die tau­send Jah­re der Ursprung des Kreu­zes zurück­reicht.

Ueber dem zwei­ten Thor war die Woh­nung des Schloß­com­man­dan­ten,
Rechts und links war die Wache, und wei­ter­hin links war die Schmie­de.
Zwi­schen Schmie­de und Wache erhob sich das prächt’ge Kanz­leihaus;
[95.] Die­ses ist sieb­zehn­hun­dert und neun­zig und fün­fe zer­schos­sen,
Als mit Mühe der Franz­mann die klei­ne Besat­zung bekrieg­te.

Schrei­ten wir wei­ter nach links fällt auf uns der mäch­ti­ge Berg­fried,
Der in älte­ren Zei­ten der “SCHORVEDE THORN” genannt war,
“Pul­ver­thurm auch heißt er, ein fes­tes Refu­gi­um all­zeit.
[100.] Denn die Mau­ern sind stark wohl mehr als vier ein halb Meter,
Zwan­zig Meter ist hoch der Thurm von dem Schloß­platz zur Spit­ze.
Trep­pen füh­ren hin­an zu dem Rie­sen und auch zu der Brüs­tung,
Wel­che mit Zin­nen geziert, die Schar­ten für Schieß­ge­wehr zei­get.

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“SCHARPEN HÖVEL”, so nennt man die Flä­che, die hier sich erstre­cket
[105]. Und die ver­bin­det als Platt­form den Thurm mit dem Thur­me gen Wes­ten.
Hier an die Platt­form gestellt erstreckt sich ein neue­res Lang­haus,
Die­ses und west­lich der Thurm, sie ent­hal­ten die Woh­nung des Fürs­ten.
Stark wie des Berg­frie­des Bau ist gleich­falls der Thurm hier gestal­tet,
Wel­chem ursprüng­li­chen Zweck er gedient läßt schwer sich ent­schei­den;
[110] Oben ent­hält, wie gesagt, das Stock­werk Fürst­li­che Woh­nung,
Unten und auch in der Mit­te ist je ein fes­tes Gewöl­be.
“Pini­ge­kel­ler wird auch der unte­re Raum wohl benen­net,
Sind in bar­ba­ri­scher Zeit doch Men­schen zu Tode gequält hier.
Unten zu ebe­ner Erde im Lang­hau­se waren die Stäl­le,
[115] Oben die Soll­er für Korn und sons­ti­ge Fut­ter­ge­las­se.
Neben dem Thur­me im Wes­ten befand sich das bes­se­re Wohn­haus;
Die “Gal­le­rie” mit Namen, ent­hielt den Spei­se­saal oben,
Meh­re­re Säle zudem, und unten die Küche und And­res.
Die­ses Gebäu­de fiel auch den Kano­nen des Franz­mann zum Opfer.
[120] Aber in kür­zes­ter Frist wird ein Pracht­bau wie­der am Platz sein,
Der das Alte ersetzt und den Thurm mit der Kron­burg ver­bin­det.
Kro­nen­burg ist der Name des ältes­ten Thei­les des Schlos­ses,
Wohl ist ver­fal­len auch die­ser, doch schon ist der Auf­bau im Wer­ke.
Da wo die west­li­che Gren­ze des Schlos­ses die nörd­li­che ecket,
[125] Sind wir zugleich an dem Ort, wo die Wild­bahn west­lich sich lich­tet,
Grad wo der Burg gegen­über des Dru­sus Fel­sen empor­strebt.
In die­ser äußers­ten Ecke der Kron­burg, so wird behaup­tet,
War in vor­christ­li­cher Zeit ein Tem­pel der Hei­den errich­tet -
- Ob TANFANA viel­leicht, ob ein ande­rer Tem­pel wahr­schein­lich -
[130] Taci­tus spricht nicht dage­gen, wenn ers­te­re Deu­tung gewählt wird.
Acht­hun­dert Jahr nach Chris­ti Geburt ist der Tem­pel gefal­len,
Und auf der Stel­le daselbst, wo die Hei­den den Göt­zen ver­ehr­ten,
Ist der ers­te Altar, der Altar des Anto­ni­us gegrün­det;
Die­sem folg­te dann spä­ter Kath­ri­nens Kir­che am Burg­thor.
[135] Meh­re­re Flü­gel­ge­bäu­de ums­änm­ten den Raum des Alta­res;
Prunk­ge­mä­cher und Säle, der Kunst und den Fes­ten gewid­met,
Für die Archi­ve die Kam­mern, zum Woh­nen die Zim­mer der Gäs­te,
Und wohl noch sons­ti­ge Räu­me umfaß­ten die Mau­ern der Kron­burg.
Quer von Nor­den nach Süden gestreckt und öst­lich der Kron­burg
[140] Hät­te, so meint man, ein Bau noch gestan­den, das Haus für die Frau­en.

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Hin­ter der Kro­nen­burg, wir schrei­ten von Wes­ten nach Osten-
Liegt in der nörd­li­chen Mau­er ein Trepp­chen zum Abstieg ver­bor­gen,
Die­ses hat gleich wie das ers­te zum Aus­fall im Krie­ge gedie­net.
Außer dem Brun­nen, der tief mit uner­schöpf­li­chem Was­ser
[145] Hier an der Mau­er sich zeigt, gewah­ren wir wei­ter kein Bau­werk.
Frü­her, so sagt man, sind hier noch Stäl­le für Pfer­de gewe­sen.
Nun noch weni­ge Schrit­te und wie­der­um zeigt sich die Wache,
Hin­ter der Wache das Thor, durch wel­ches die Burg wir betra­ten. -

Haben wir nun in dem Rund­gang Alles genau uns betrach­tet
[150] Len­ken den Schritt wir zurück zu des Berg­frieds hohem Gemäu­er.
Wohl nicht ermü­det vom Sehen, nicht schlaff in den Glie­dern vom Wan­dern,
Geis­tig wie kör­per­lich frisch, ver­lan­gen wir den­noch nach Ruhe.
Ist es uns doch als wenn wir die Rüs­tung des Rit­ters getra­gen,
Oder als hät­te das Thor man vor feind­li­chem Ansturm geschlos­sen.
[155] Enge umge­ben von mas­si­gen Mau­ern, die Men­schen erbau­ten,
Um der Gefahr zu weh­ren, mit wel­chen die Mit­men­schen droh­ten,
Fes­selt uns gegen den Wil­len ein Ahnen der frü­he­ren Angst­zeit,
Und wir möch­ten entflieh’n zu den Men­schen in fried­li­cher Arbeit,
Möch­ten die Wun­der, die Gott so viel­fäl­tig drau­ßen geschaf­fen,
[160] In der Natur und frei jen­seits der Burg wie­der schau­en!
Hur­tig die Trep­pe hin­an, die zur Brüs­tung füh­ret am Berg­fried;
Wenn auch nicht ohne Beschwer so errei­chen wir bald doch die Platt­form
Und dort wie­der die Welt, die wei­te, nach der wir uns sehn­ten.
In die beleb­te­ren Stra­ßen der Stadt zu den Häu­sern und Vil­len
[165] Keh­ret zurück unser Blick, wir schau­en den Him­mel, die Wei­ten,
Lachen­de Flu­ren und Wald, im Hin­ter­grund Hügel und Städ­te.
Welch Pan­ora­ma für­wahr! Ein Gegen­satz wohl son­der­glei­chen
Zu dem ver­las­se­nen Platz des Burg­ho­fes zwi­schen den Mau­ern.
Aber Con­tras­te sie sind es, die Leben und See­le erfri­schen,
[l70] Ohne das Dun­kel der Nacht, ohne Sor­gen und Krank­heit und Kum­mer
Sähen die Hel­le wir nicht, ergötz­te den Men­schen nicht Wohl­sein,
Und er ver­küm­mer­te schier in der Wüs­te mit gol­de­nem San­de. -

Stei­gen wir höher hin­auf, der Berg­fried winkt uns zur Sei­te,
[175] Man­che Stu­fe wohl noch, doch die Mühe ver­lohnet die Aus­sicht.
Sie­ger füh­len wir uns, da den Nacken des Rie­sen wir tre­ten,
Herr­scher dün­ken wir uns in dem Anblick der wei­ten Gefil­de.
Nann­ten am Fuße des Thurms wir das dor­ti­ge Bild Pan­ora­ma

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So umstrah­let uns hier ein hoch­voll­ende­tes Rund­bild.
Vor­der­grund sind uns die Fel­sen, die Mau­ern, die Dächer des Schlos­ses
[l80] Mit ihren schar­fen Details, den Klip­pen und Zin­nen und Thürm­chen,
Süd­lich und rechts der Aus­fahrt zeigt sich die “Schlin­ge” und Lin­de,
Wel­che in älte­ren Zei­ten Gericht und die Frei­wacht schütz­ten,
Links von dem Wege die Trän­ke, ermat­te­ten Ros­sen ein Lab­sal
Und im Nor­den die Wild­bahn, kräf­tig und dun­kel in Fär­bung.
[l85] Wei­ter ent­fal­tet sich präch­tig zum Mit­tel­grund süd­lich das Städt­chen;
Röth­lich die schim­mern­den Dächer ver­zeich­nen die Rei­hen der Häu­ser
Und in ver­schie­de­nen Stu­fen erhebt sich der Stra­ßen Ter­ras­se.
Blü­hen­de Gär­ten begren­zen die äußers­ten Zei­len der Stra­ßen
Und hin­ter Lin­den­al­leen ist freund­lich die Kir­che zu schau­en.
[l90] Nörd­lich begren­zet den Vor­grund weit­hin ver­däm­mern­der Hoch­wald,
Eichen in ris­si­gem Klei­de mit knor­ri­gem Haupt und Geäs­te
Bil­den in dich­tem Gestrüpp die urwald­ähn­li­chen Fors­ten.
Hier fin­den Hir­sche und Rehe noch Ruhe und reich­li­che Nah­rung,
Wenn auch die Pfei­fe der Kreis­bahn öfter die Wald­ru­he stö­ret.
[l95] Oest­lich und west­lich erstreckt sich der Berg, des­sen Rücken die Burg trägt;
Reich an berühm­ten Gestein, das zu Bau­ten und Bild­werk den Stoff gie­bt,
Und mit Brü­chen bede­cket, dem flei­ßi­gen Man­ne Erwerbs­quell. -

Rings­um ver­läuft das Gemäl­de in Wie­sen und Trif­ten und Busch­werk,
Aecker mit gol­de­nen Saa­ten durch­wir­ken die grün­li­che Flä­che,
[200] Die von so man­chem Gehöf­te nach Art eines Tep­pichs bestickt wird.
Kräu­seln­der Rauch einer Esse verräth’t uns das Haus in der Dickung,
Wäh­rend ein röth­li­ches Dach auf schat­ti­gem Grun­de sich abhebt.
Wo in der bläu­li­chen Fer­ne die Erde dem Him­mel sich nähert,
Grü­ßen die Schlo­te der Städ­te, die Kir­chen der Dör­fer her­über. -

[205] Möch­te den Flu­ren des Bil­des, das hier wir ver­such­ten zu schil­dern,
Got­tes Segen nie feh­len und dau­ernd der Frie­den ver­gönnt sein!
Dank­bar sind wir dem Fürs­ten, den stets getrie­ben der Kunst­sinn,
Altes sowohl zu erhal­ten, wie Neu­es in Schön­heit zu för­dern.

Schon voll­ende­te Thei­le des vor­ge­se­he­nen Neu­baus
[210] Las­sen erken­nen die Lie­be und wei­ter das hohe Ver­ständ­niß,
Wel­che den Fürst­li­chen Herrn im Ver­folg sei­ner Arbei­ten lei­ten.

Möge die fer­ti­ge Burg noch vie­le Geschlech­ter erfreu­en!

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II. Bent­heim.

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Wohl zu allen Zei­ten fin­den wir in den gebil­de­ten Gesell­schafts­krei­sen das Bestre­ben: die Namen von Orten, Men­schen und Gegen­stän­den auf ihre ursprüng­li­che Bedeu­tung zurück­zu­füh­ren; man möch­te aus Lage und Eigent­hüm­lich­keit, aus dem Wesen oder der Beschäf­ti­gung, aus dem Bestim­mungs-

oder Gebrauchs­zweck, oder der Ent­ste­hungs­art des Gegen­stan­des den Grund und die Ver­an­las­sung zur Namens­ge­bung erken­nen und fest­le­gen. Man bemüht sich, wie die Bei­spie­le ver­gan­ge­ner Zei­ten es zei­gen, Jah­re lang und sogar Jahr­hun­der­te hin­durch, gewis­se Namen, die beson­ders inter­es­si­ren, und deren Erklä­rung aller­dings auch für geschicht­li­che For­schun­gen von hohem Nut­zen sein könn­te, zu ety­mo­lo­gi­si­ren und in ihre Wesen­heit zu zer­le­gen.

Die­ses Bestre­ben wird auch erst mit der siche­ren Auf­fin­dung einer all­seits aner­kann­ten Erklä­rung eines Namens bezüg­lich der in Fra­ge ste­hen­den Per­son oder Sache sein Ende neh­men.

So haben nun auch die ver­schie­de­nen Geschichts­schrei­ber der Graf­schaft Bent­heim den Namen Bent­heim zu erklä­ren ver­sucht, jedoch ist es noch kei­nem in einer aner­kannt rich­ti­gen oder auch nur gül­ti­gen Wei­se gelun­gen, zum Zie­le und zum end­li­chen Abschluß zu gelan­gen.

Es möge daher dem Ver­fas­ser die­ses gestat­tet sein, auch sei­ner­seits eini­ge Ansich­ten über bereg­ten Gegen­stand zu

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äußern und sei­nen Ver­su­chen einer Erklä­rung des Wor­tes “Bent­heim” einen Ver­such zur Erklä­rung, zur Her­lei­tung des Aus­ru­fes: “Herr­gott von Bent­heim” bei­zu­fü­gen.

Sehen wir zunächst, was frü­he­re Schrift­stel­ler und Schrei­ber einer Geschich­te der Graf­schaft Bent­heim über die Erklä­rung des Namens Bent­heim gebracht haben.

Die ältes­te Geschich­te der Graf­schaft Bent­heim, wel­che in einer chro­no­lo­gi­schen Ver­zeich­nung der Bent­hei­mer Gra­fen­ge­schlech­ter bestan­den haben soll, ist im 17. Jahr­hun­dert von dem Gräf­lich Bent­heim­schen Kanz­ler Gis­bert Pagen­ste­cher geschrie­ben; sie scheint ver­lo­ren gegan­gen zu sein und ihr Inhalt ist daher auch unbe­kannt geblie­ben.

Dann folgt in latei­ni­schen Ver­sen eine Genea­lo­gie und poe­ti­sche Ver­herr­li­chung der Gra­fen von Bent­heim, das Werk von Hach­en­berg, beti­telt: TUBANTUS REDIVIVUS. Die­ses im Jah­re 1663 her­aus­ge­ge­be­ne Buch ist noch in weni­gen Exem­pla­ren vor­han­den.

Hier­nach folgt die Geschich­te von Rump, wel­che im Jah­re 1728 geschrie­ben, nicht gedruckt wur­de, als Manu­script sich noch in den Hän­den eines der Nach­kom­men befin­den möch­te, als Abschrift sich aber in der König­li­chen und Pro­vin­zi­al-Biblio­thek in Han­no­ver und in einem zwei­ten Exem­plar in der Biblio­thek Sr. Durch­laucht des Herrn Fürs­ten von Bent­heim vor­fin­det.

Sodann kommt das durch eine sorg­fäl­ti­ge Samm­lung alter Urkun­den und ein tie­fes Stu­di­um aller auf die Geschich­te bezüg­li­chen Ein­zel­hei­ten aus­ge­zeich­ne­te Werk von Jung, wel­ches aus dem Jah­re 1773 in latei­ni­scher Spra­che geschrie­ben ist.

Auf Jungs Geschich­te stützt sich viel­fach, beson­ders betreffs der Urkun­den und auch aus Rump, die Geschich­te der Graf­schaft von Raet van Bögels­kamp, im Jah­re 1805

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erschie­nen; dann folgt weni­ger volu­mi­nös das in hol­län­di­scher Spra­che ver­faß­te Buch Über die Graf­schaft von Visch, Pas­tor in Wil­sum, aus dem Jah­re 1820 und zuletzt aus dem Jah­re 1879 Möl­lers Geschich­te der Graf­schaft Bent­heim. Die­se Geschich­te ist wie­der sehr umfang­reich, sie bemüht sich viel um die katho­lisch-kirch­lich-poli­ti­schen Inter­es­sen und bringt Ein­zel­hei­ten und Inschrifts-Abschrif­ten über die Kir­chen der Graf­schaft.

Hach­en­berg hält nun den Namen “BENTHEMIENSES” als gleich­be­deu­tend mit dem Namen der Bewoh­ner der jet­zi­gen Land­schaft Twen­te, der TUENTANI, und lei­tet ihn von den Tub­an­ten ab, dem wir gern bei­stim­men möch­ten.

Nicht aber kön­nen wir, weil jeg­li­che Begrün­dung fehlt, Hach­en­berg dar­in bei­pflich­ten, daß die Tub­an­ten ihren Namen von einem Heros: “TUBANTOS” ent­lehnt haben könn­ten und von dem auch Jung sagt: QUI IN RERUM NATURA NUNQUAM EXSTITIT, ET SOLIUS POETAE NOSTRI INGENIO ORIGINEM SUAM DEBET.

Die in dem Wer­ke von Jung citir­ten Geschichts­schrei­ber west­fä­li­scher Geschich­ten sind der Mehr­zahl nach der Ansicht, daß, wie Taci­tus angie­bt, die Tub­an­ten nur zwi­schen der Issel und Ems ihren Wohn­sitz hat­ten, näm­lich zwi­schen den Bruc­te­rern, Usi­pe­ten, Cha­ma­ven und Ansi­ba­ri­ern, bezüg­lich, daß nur die­ses eine Volk der Tub­an­ten hier seß­haft gewe­sen sei.

Hier­nach wür­de also die Wahr­schein­lich­keit, daß der Name “Bent­heim” von die­sen Tub­an­ten her­kom­men kön­ne, eine grö­ße­re sein.

Dage­gen ver­meint der auch von Jung citir­te Alting­i­us, daß alle mit der Sil­be BENT oder BANT endi­gen­den oder begin­nen­den Ort­schafts­na­men mit dem Namen der Tub­an­ten zusam­men­hän­gen möch­ten, wonach dann die Tub­an­ten ein

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weit ver­brei­te­ter oder ein Volks­stamm gewe­sen sein müß­te, der viel ver­trie­ben und hin und her gewor­fen wur­de.

Dem wider­spricht Jung; Jung gie­bt aber eine eige­ne Erklä­rung Über den Ursprung des Namens Bent­heim nicht ab, er neigt jedoch der Ansicht hin, daß er mit den Tub­an­ten zusam­men hän­gen möge.

Wir wol­len jedoch nicht uner­wähnt las­sen, daß im Jung noch der Name TUBANTE mit BANDE, soviel wie Räu­ber­BAN­DE, zusam­men­ge­bracht, auch eine Ablei­tung aus BENT, soviel wie “Bin­se”, citirt wird.

Wen­den wir uns nun zu Raet van Bögels­kamp, der 1805 sei­ne Geschich­te schrieb. van [sic!] Bögels­kamp bemerkt gleich zu Anfang sei­nes Wer­kes: “Die heu­ti­ge Graf­schaft hat ihren Namen vom merk­wür­di­gen Schloß Bent­heim. ”

Das allein möch­ten auch wir für zutref­fend hal­ten, sofern wir unter Schloß Bent­heim nicht nur die Burg, son­dern den gan­zen Berg oder Hügel, wor­auf die Burg  gegrün­det ist, ver­ste­hen wol­len. Das thut aber van Bögels­kamp nicht, son­dern, nach­dem er zwi­schen­durch auf die Ver­mut­hung kommt, es möch­te auch wohl “der Vor­fah­ren einer ein Graf “BENTO” gewe­sen sein, meint er nach­her wie­der­um, daß die­ses hohe Heim oder Haus als fei­er­li­cher Lage­r­ort
der Tub­an­ten sei­nen Namen aus “BANTHEIM”, “das ist fes­tes Heim oder Haus” erhal­ten haben möch­te.

Der Geschichts­schrei­ber Visch und gleich­falls Möl­ler sind der Ansicht, daß Bent­heim sei­nen Namen von den Tub­an­ten als deren Haupt­ort erhal­ten haben möch­te.

Wir sag­ten schon, daß wir mit Bögels­kamp dafür hal­ten möch­ten, daß die heu­ti­ge Graf­schaft Bent­heim wahr­schein­lich ihren Namen von dem Schloß­ber­ge Bent­heim, nicht aber die­ser sei­nen Namen von der Graf­schaft emp­fan­gen habe. Wie aber die Graf­schaft ihren Namen von die­ser

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Oert­lich­keit, dem Burg­ber­ge, so möch­ten wir glau­ben, haben die Tub­an­ten ihren Namen von den berg­ar­ti­gen Hügeln, auf wel­chen die Burg, das Schloß, gegrün­det ist, ent­nom­men, oder wohl rich­ti­ger: es haben die den Tub­an­ten umlie­gen­den Völ­ker­schaf­ten dem­je­ni­gen Vol­ke den Namen der Tub­an­ten gege­ben, wel­ches bei und auf dem BANTEN oder BENTEN, spä­ter soge­nann­ten Bent­hei­mer Berg sich ange­sie­delt hat­te.

Die End­sil­be “heim” wer­den wir zur wei­te­ren Erklä­rung des Wor­tes Bent­heim zunächst außer Acht las­sen dür­fen. Das wird gestat­tet sein, weil das “heim” als eine neue­re, nicht als eine alt­ger­ma­ni­sche und ursprüng­li­che Bezeich­nung für Haus, ange­se­hen wer­den muß und weil wohl ange­non­n­nen wer­den kann, daß die Endi­gung “heim” erst von den Gra­fen, als sie unter Karl dem Gro­ßen ihre Burg grün­de­ten, und nach­dem sie eine Zeit lang wirk­lich auf ihr hei­misch gewor­den waren, in den Sprach­ge­brauch und zwar durch Anhän­gung an das Stamm­wort BENT oder BENTHEN, ein­ge­führt wor­den ist.

Wir glau­ben das auch aus den Urkun­den der Geschich­te von Jung gewis­ser­ma­ßen bele­gen zu kön­nen.

In einer Urkun­de vom Jah­re 1233 wird der Graf Otto ein COMES DE BENETHEN genannt.

1207 wird in einer Urkun­de des Bischofs THIDERICUS von Utrecht der Graf: OTTO DE BENE­THEn geschrie­ben.

1202 in einer Urkun­de des Gra­fen THEODERICUS VlI. von Hol­land heißt der­sel­be Graf: OTTO DE BENE­THEm.

1193 wird in einer Urkun­de des Bischofs Gerard von Osna­brück der Graf Otto: COMES DE BINETHEM genannt.

Fer­ner wird 1021 in der Urkun­de des Bischofs von Ütrecht, Adel­bold, betr. die Ernen­nung von 7 Vasal­len nach W. HEDE, HIST. EPISC. ULTRAJECT. ein COMES DE BEN­THEm aller­dings wie­der auf­ge­führt; aber war­um soll­ten wir hier

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nicht auch mal einen Schreib­feh­ler vor­aus­set­zen, der sich bei den Ueber­tra­gun­gen der geschicht­li­chen Mitt­hei­lun­gen in die­se ein­ge­schli­chen haben könn­te.

Fer­ner fin­den wir aus Jung in dem Tur­nier­buch von GEORG RÜXNER, LUDORUM EQUESTRIUM SCRIPTORI vom Jah­re 1530 einen Wolf­gang und Hen­rich von Bent­heim ange­ge­ben aus dem Jah­re 930 und zwar geschrie­ben: WOLFFEN GRA. ZU BENTEN und HEINRICH Gra­ve zu BENTHEN, wie auch in den Pan­DEC­TIS [sic!] TRIUMPHALIBUS von Modi­us 1586 den Gra­fen Wolf­gang gleich­falls als: WOLFGANGUS COMES BENTENSIS.

Aus die­ser Zusam­men­stel­lung aus Jungs Geschich­te erse­hen wir, daß das “Bent­heim” in sei­ner Schreib­wei­se zwi­schen BENTHEM und BENTEN vari­irt, daß die ältes­te Schreib­wei­se das “HEM” nicht führt, also um 930 das HEIM oder HEM von den Gra­fen den Namen ihres Stamm­sit­zes viel­leicht noch nicht ange­fügt war.

Wir sehen auch, daß in den Urkun­den dem “Bent­heim” ein IN, TO oder VON vor­ge­setzt und um 930 das TO gebräuch­lich war.

Auch die Schreib­wei­se des “Bent­heim” in alten Kar­ten und in den bür­ger­li­chen und kirch­li­chen Schrif­ten, sowie die nie­der­deut­sche oder platt­deut­sche Sprech­wei­se der jet­zi­gen Zeit schei­nen uns auf eine Berech­ti­gung und auf die Ursprüng­lich­keit des Namens BENTEN oder BENTHEM hin­zu­wei­sen.

So ent­hält unter Ande­ren “ein Pro­to­coll­buch zu BENTEM gemacht im Jah­re 1665” neben jener Titel­be­zeich­nung auch in sei­nen Regis­tern das “BENTEM”, indem z. B. “GROTTURFF zur WENGSELL zur Erb­pfacht [sic!] jähr­lichs der Kir­chen zu BENTEM gibt, sage, sie­ben Mudt Rog­gen und GELLENBECK zu BENTEN ein Mudt.”

Wenn wir hier zwi­schen hoch­deut­scher Schreib­art und als sol­che die jetzt noch gebräuch­li­che platt­deut­sche Schreib-

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wei­se BENTEN wie­der­fin­den, so wird das auch unse­re Ansicht bestär­ken müss­sen, nach wel­cher wir das “BENTEN” für die älte­re Bezeich­nung hal­ten möch­ten. Und wie die Namen der Nach­bar-Ort­schaf­ten: SCHÜTTERUP, HESTRUP, HADDRUP etc. platt­deutsch mit der Endi­gung TRUP noch jetzt gespro­chen wer­den,

eben­so wie sie in alten Schrif­ten geschrie­ben wur­den, so wer­den wir auch mit gewis­ser Berech­ti­gung das “BENTEN” im Platt­deut­schen als die älte­re Schreib­wei­se anse­hen kön­nen.

Denn die Endi­gung “TRUP” ist noto­risch die älte­re alt­deut­sche; sie bedeu­tet eine Grup­pe (näm­lich sich zusam­men­hal­ten­der Bewoh­ner), eine Trup­pe; aus ihr wur­de wahr­schein­lich TURFF (was in dem Namen GÖTTURFF ent­hal­ten ist) und dann DORP oder DORF.

Die­sem ana­log wer­den wir auch bezüg­lich der Bei­be­hal­tung des Urna­mens für BENTHEIM in dem “BENTEN” in der platt­deut­schen Spra­che schlie­ßen kön­nen.

In dem Kir­chen­pro­to­coll zu “BENTEM” wird spä­ter Bent­heimb und zu Anfang des 18. Jahr­hun­derts Bent­heim geschrie­ben.

Es ist wohl wahr­schein­lich, daß die spä­te­ren Bewoh­ner des Tub­an­ten­gau­es nach Ein­rich­tung der Graf­schaft noch län­ge­re Zeit, wie es im Platt­deut­schen bis jetzt geschah, sich Ben­te­n­er genannt haben, und daß sie von den Nach­bar­völ­kern gleich­falls so genannt wur­den, daß aber die Gra­fen schon bald ihren alten Namen TO BENTEN in das TO BENTENHEM oder TO BENTHEM umge­än­dert haben. Wie vie­ler­wärts zu gewis­ser Zeit man­chen Orten das “HEIM” ange­hängt wur­de,

so geschah das wohl auch mit Bent­heim. Der Gebrauch scheint eine Art Mode gewe­sen zu sein, denn wir fin­den noch jetzt Orts­na­men, wel­che den­sel­ben Stamm auf­wei­sen, die aber theils ihren Stamm­na­men behal­ten, theils mit dem Zuwort “HEIM” ver­se­hen haben; wir nen­nen hier nur die

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ver­schie­de­nen Orte: Bas­sen öst­lich von Bre­men, Bas­sum west­lich von Bre­men, Bas­sen­heim im Regie­rungs­be­zirk Coblenz und Pas­sen­heim im Regie­rungs­be­zirk Königs­berg (Masu­ren). Es ist ja all­ge­mein aner­kannt, daß das Anhäng­sel “EN” oder “EM” und “UM” das Wort deutsch “HEIM” bedeu­tet, ob die­se Annah­me aber über­all zutrifft, das dürf­te frag­lich erschei­nen; aber wenn es der Fall wäre, so hät­ten wir in “BASSENHEIM” einen Pleo­nas­mus zu erken­nen, wel­cher für die von uns ver­mu­the­te Will­kür und Mode bei der Namens­ge­bung spre­chen könn­te.

Der Brauch der Namens­än­de­rung konn­te sich aber in jener Zeit leicht ver­all­ge­mei­nern, da nach Been­di­gung der Sach­sen­krie­ge und mit Beginn der christ­li­chen und wei­ter der deut­schen Kai­ser-Zeit, in Fol­ge der Kreuz­zü­ge, der Tur­nie­re und Reichs- etc. Zusam­men­künf­te der Ver­kehr ein reger wur­de und ein Aus­tausch der Sit­ten und Gebräu­che not­hwen­dig fol­gen muß­te.

Nach allem bis­her Erör­ter­ten glau­ben wir nun wohl als höchst wahr­schein­lich anneh­men zu dür­fen, daß zunächst der Name des Ortes und der Gra­fen TO BENTEN mit dem Namen der TUBANTEN im innigs­ten Zusam­men­han­ge ste­he, ja, daß die Bezeich­nung TO BENTEN mit dem Namen der Tub­an­ten zu iden­ti­fi­ci­ren sein müs­se.

Eine Zurück­füh­rung der Namen auf die Römer möch­ten wir nicht wohl für thun­lich hal­ten. Wenn auch die meis­ten Orte in der Rhein- und Mosel-Gegend bis nach West­fa­len und Hol­land hin­ein römi­schen Ursprungs sind, so hört doch die­se Namens­ge­bung durch die Römer in ihrer Spra­che und Erfin­dung im nörd­li­chen Deutsch­land mehr oder weni­ger auf. Auch Taci­tus bezeich­net in sei­ner Beschrei­bung der Römer­zü­ge alt­ger­ma­ni­sche Namen, die wir meist auf die alt­deut­sche Spra­che und ihre Ent­ste­hung zurück­zu­füh­ren ver­mö­gen.

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Wir möch­ten daher in ähn­li­cher Wei­se, wie Osna­bräck aus ASE oder ASNA BRUGE (Hase­brü­cke) und Han­no­ver aus HAN OVER (Hohes Ufer) ent­stan­den sein wird und sich dar­aus das “Bist­hum Osna­brück”, das “König­reich Han­no­ver” bil­de­ten, ein Glei­ches von Bent­heim anneh­men.

Fra­gen wir uns aber, woher, aus wel­cher Eigent­hüm­lich­keit und auf­fäl­li­gen Erschei­nung der Bent­hei­mer Gegend die Bewoh­ner der­sel­ben ihren Namen ent­nom­men haben könn­ten, so müs­sen uns sogleich die inner­halb der wei­ten Ebe­ne lie­gen­den Höhen mit ihren unein­nehm­ba­ren Fel­sen auf­fal­len und es muß uns wahr­schein­lich, ja sicher erschei­nen, daß die Umwoh­ner die­ser Höhen nur von ihnen ihren Namen wer­den erhal­ten haben.

Erwä­gen wir nun, ob und wo sich Wor­te fin­den las­sen, die dem Namen BENTEN als Stamm­wort wür­den die­nen kön­nen.

Zunächst bezeich­net im Alt­deut­schen das Wort “BAN” eine Erhö­hung, eine Spit­ze und im wei­te­ren Sin­ne die Herr­schaft einer Volks­ver­wal­tung, die Hoheit.

Mit jenem BAN hängt viel­leicht auch das Wort BANKE oder BANK zusammen‑, ein erhöh­ter oben ebe­ner Gegen­stand, ein erhöh­ter Sitz, eine Fel­sen­bank, Sand­bank im Mee­re.

Auch das Wort BAHN, eine ebe­ne, geh­ba­re Flä­che, Fahr­bahn, wird mit dem alt­deut­schen BAN zusam­men­hän­gen und deu­tet auf eine erhöh­te Lage hin.

Im Bent­heim­schen kann­te man fer­ner vor vie­len Jahr­zehn­ten noch all­ge­mein in den Häu­sern sog. BEN’S oder BÖN’S, erhöht lie­gen­de Räu­me, wel­che zwi­schen einem nied­ri­gen unte­ren Zim­mer und dem Dach­bo­den (Spei­cher) ein­ge­baut waren und als unter­ge­ord­ne­te Schlaf­kam­mern, Vor­raths- oder Rum­pel­kam­mern benutzt wur­den.

Alle die­se Wor­te könn­ten auf ein Stamm­wort hin­deu­ten,

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wel­ches eine erhöh­te Lage bezeich­nen soll, jedoch glau­ben wir den rich­ti­gen Stamm für unser BENTEN in der eng­li­schen Spra­che zu fin­den.

Im Eng­li­schen heißt: TO BEND, Par­tic. BENT “span­nen”, einem Bogen die gespann­te Krüm­mung geben; so auch: THE BENDING OF A VAULT = die Run­dung eines Gewöl­bes, THE BENDING PART OF A HILL, soviel wie: der Abhang eines Hügels; auch wird BEND für das Ueber­han­gen eines Fel­sen gebraucht.

BEND als Haupt­wort heißt: Krüm­mung, Bie­gung (also Krüm­mung der Ober­flä­che der Erde, Span­nung nach einem Bogen); BENT, die Beu­ge, Krüm­mung, im wei­te­ren Sin­ne der Abhang eines Hügels.

Die­ses BENT möch­ten wir als Stamm­wort in unse­rem “BENTEN” erken­nen, und wir hät­ten dann unser BENTHEM in Berg- oder Fel­sen-Heim zu über­set­zen.

Ver­glei­chen wir auch mit die­sem BEND oder BENT in sei­ner Bedeu­tung als Abhang oder Krüm­mung der Erd­ober­flä­che die vie­len Namen der Orte, wel­che das BENT oder BEND zu Anfang oder Ende des Wor­tes tra­gen, und die Lage der Ort­schaft selbst, so fin­den wir fast bei allen, daß sie am Fuße oder Han­ge eines Ber­ges oder Hügels, oder auf dem Ber­ge selbst ange­legt sind. Und zwar muß die­ser Berg eine auf­fäl­li­ge BENT-arti­ge Erschei­nung zei­gen, eine Span­nung, Erhö­hung der Erd­ober­flä­che, und für sich allein, wenn hier auch nur von gerin­ger Höhe, in einer Ebe­ne erschei­nen, oder das Gebir­ge muß eine in der For­ma­ti­on auf­fäl­li­ge Erhö­hung haben.

Als weni­ge Bei­spie­le unter vie­len nen­nen wir den Ort BENSBERG oder BENTESBERG, auch BENDORF. Der BENTER oder BENTHER Berg bei Han­no­ver ist wohl gleich­falls als sol­che Erd­er­hö­hung (BENT) und als wich­ti­ges Bei­spiel zur

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Ver­glei­chung mit unse­rem Bent­hei­mer BENT-Ber­ge anzu­füh­ren. Denn im Ben­ter­berg sehen wir die­sel­be alte Bezeich­nung unse­res Bent­hei­mer Ber­ges, auch tritt er in ähn­li­cher Wei­se in die Erschei­nung; die Umge­gend des Ben­ter Ber­ges ließ aber ande­re benach­bar­te Höhen des Deis­ters als bes­ser zur Vert­hei­di­gung und ande­re Plät­ze als mehr geeig­net zur Ansie­de­lung erschei­nen, als daß sich gra­de an oder auf jenem Ber­ge ein grö­ße­rer Volks­stamm hät­te ansie­deln und mäch­tig wer­den kön­nen.

Bei Bent­heim lagen die Ver­hält­nis­se anders. Wenn man von Osten mit der Bahn über Osna­brück nach Hol­land fährt, bemerkt man, wie die Osna­brü­cker Ber­ge all­mäh­lich bei Ibben­bü­ren in das Hügel­land und dem­nächst vor Rhei­ne in die Ebe­ne über­ge­hen.

Man fährt nun durch die­se wei­te Ebe­ne, deren Rän­der am Hori­zont durch kei­ner­lei Ter­rain­erhe­bun­gen, BENTEN, unter­bro­chen wer­den, über Salz­ber­gen und Schüt­torf dem Bent­heim ent­ge­gen und ist erstaunt, wie plötz­lich ein impo­san­ter Höhen­zug, eine BENTE, gleich­sam augen­blick­lich aus der Erde empor­ge­wach­sen, sich dem Auge dar­bie­tet.

Da, wo die Burg Fuß gefaßt hat, ragen gewal­ti­ge Fels­mas­sen empor, eine Erschei­nung, die ganz beson­ders aus­fällt und die nur in den Fel­sen­ge­bil­den der säch­si­schen Schweiz und ähn­li­cher Gebirgs­for­ma­tio­nen ein Eben­bild haben.

Hin­ter Bent­heim, Über Gil­de­haus hin­aus, beginnt und erstreckt sich dann wie­der die in die Nie­der­lan­de über­ge­hen­de Ebe­ne auf unab­seh­ba­re Wei­ten hin­aus.

Die­ses fla­che Gelän­de, in wel­chem der Bent­hei­mer Höhen­zug ganz iso­lirt sich erhebt, hat einen Durch­mes­ser von meh­re­ren Mei­len, und es ist daher wohl unzwei­fel­haft, daß auch die Römer, wel­che auf ihren Zügen vom Rhein und

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der Issel her zu Lan­de in das Inne­re der deut­schen Gebie­te ein­dran­gen, Bent­heim viel­fach berührt haben wer­den.

Die Bent­hei­mer Höhen konn­ten und muß­ten ihnen als Richt­punkt für die Wahl ihrer Marsch­rou­ten die­nen. Wahr­schein­lich haben dem­nach die Römer auch ein Stand­quar­tier in Bent­heim gehabt, wenn nicht gar ein fes­tes Kas­tell, wie sie nach Taci­tus der­glei­chen zur Zeit um Chris­ti Geburt meh­re­re in Deutsch­land, unter ande­ren bei den Frie­sen eins AD FLEVUM (TAC. ANN. 28 POST CHRISTUM) beses­sen haben.

Wäh­rend die Römer auf den Zügen des Tibe­ri­us und Dru­sus Ger­ma­ni­cus Bent­heim schon berührt haben wer­den, so hat die­ses sicher­lich wohl auch im Jah­re 28 P. Chr. auf dem Zuge gegen die Frie­sen statt­ge­fun­den, und viel­leicht sind jene 900 römi­sche Sol­da­ten, wel­che auf jenem Zuge von dem Troß des Hee­res abge­schnit­ten wur­den, unter den Hän­den der Frie­sen oder Tub­an­ten in nächs­ter Nähe Bent­heims gefal­len.

Taci­tus sagt, ANN. IV, 73, daß die­ses gesche­hen sei bei einem der Göt­tin Badu­hen­na geweih­ten Hai­ne, und wir könn­ten dabei an den Oster­wald den­ken, der sich zwi­schen der Vech­te und dem Bur­t­an­ger Moor hin­zog, auch wol­len wir den Namen der dort lie­gen­den Bau­er­schast Bat- oder Bad­horn wenigs­tens nicht uner­wähnt las­sen.

Ums Jahr 47 P. Chr. zog Cor­bu­lo gegen die Frie­sen, beru­hig­te sie, die sich erho­ben hat­ten, zog neue Gren­zen und befes­tig­te in ihrer Mit­te einen Pos­ten etc. TAC. ANN. XI, 19. Sehr wohl mag die­ser Pos­ten auf dem Fel­sen­berg zu Bent­heim ein­ge­rich­tet wor­den sein, denn jener Zug des Cor­bu­lo wird von Taci­tus nur flüch­tig erwähnt, und man darf der Ueber­lie­ferng der dama­li­gen Zeit, beson­ders auch da Cor­bu­lo “neue Gren­zen” zog, in ihrer Glaub­wür­dig­keit bezüg­lich der Gren­zen wohl eini­gen Spiel­raum las­sen.

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Fer­ner wird Dubi­us Avi­tus 58 P. Chr. in nächs­ter Nähe von Bent­heim oder auf den Bent­hei­mer Höhen gewe­sen sein, da er um die­se Zeit die Amsi­ba­ri­er ver­trie­ben und auch gegen die Tenc­te­rer und Bruc­te­rer gezo­gen ist. Er konn­te auf all die­sen Zügen stets den Fel­sen­berg Bent­heim als fes­tes Lager und als einen Zufluchts­ort bei Rück­zü­gen benut­zen.

Daß Bent­heim ein Kas­tell oder ein befes­tig­tes Lager gewe­sen sein möch­te, dafür spre­chen meh­re­re Grün­de. Zunächst, es lau­fen vie­le alt­ger­ma­ni­sche oder römi­sche Wege bei Bent­heim zusam­men, wie aus alten Kar­ten und den Nach­wei­sun­gen in den “Heer- und Han­dels­we­gen” des Herrn Pro­fes­sors Schnei­der her­vor­geht. Dann ist es auf­fäl­lig, daß bei die­sem Wege­netz man inner­halb 20 Kilo­me­ter Ent­fer­nung, [sic!] eines römi­schen Tages­mar­sches, kei­ne Res­te eines römi­schen Lagers gefun­den hat. Mit­hin kann man anneh­men, daß die Römer ihre Mär­sche so in der Tages­zeit und Ent­fer­nung ein­rich­te­ten, daß sie stets in Bent­heim ein ste­hen­des fes­tes Lager zu errei­chen ver­moch­ten.

Nörd­lich von Bent­heim liegt in 5 Kilo­me­ter Ent­fer­nung der sog. Ister­berg; die­sen möch­ten wir für einen befes­tig­ten Platz zwei­ter Ord­nung aus jener Zeit hal­ten, auf wel­chem wahr­schein­lich ein Wacht­thurm mit einem Signal­ap­pa­rat gewe­sen ist. Daß die­ses der Fall gewe­sen sein kann, dafür spricht zunächst die festungs‑, burg­ar­ti­ge Gestal­tung des Ber­ges, indem bei ihm, umge­kehrt wie bei Bent­heim, nach Süden stei­le Fel­sen­mas­sen anste­hen, wäh­rend nach Nor­den der Berg­hang fla­cher abfällt; in Bent­heim liegt die ver­ti­cale Fel­sen­wand nörd­lich des Ber­ges. Der Ister­berg war daher an sich durch die Natur ein fes­ter Platz.

Für den Signal­ap­pa­rat spre­chen aber fol­gen­de Umstän­de.

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Die meis­ten den Ister­berg umlie­gen­den Ort- und Bau­er­schaf­ten tra­gen Namen, wel­che sich in leich­ter natür­li­cher Wei­se auf ihren Ursprung zurück­füh­ren las­sen, da sie aus TRUP, dorf oder z. B. Neer­la­ge auf LO, lage endi­gen. Die Bau­er­schaft am Fuße des Ister­bergs führt aber den Namen Weng­sel, auch Wengs­ell geschrie­ben, und man sagt: TER oder zur Weng­sel. Die­ses zwi­schen ande­ren Namen mit TRUP etc. sehr auf­fäl­li­ge Weng­sel erin­nert ganz und gar an WENG- oder WENK—SUL oder Wink­säu­le, und wir hät­ten damit, wenn man will, nach­ge­wie­sen, daß auf dem Ister­berg ein Zei­ger­ap­pa­rat vor Zei­ten gestan­den habe. Wir wol­len zur wei­te­ren Bestär­kung unse­rer Ver­mut­hung noch hin­zu­fü­gen, daß sich noch jetzt in einer Fel­sen­wand auf dem Ister­ber­ge ein vier­sei­ti­ges Loch ein­ge­hau­en befin­det, in wel­ches die Holz­con­s­truc­tion des Zei­ger­thurms ein­ge­paßt gewe­sen sein könn­te.

Viel­leicht hat man von die­sem Wacht­thurm nun wei­te­re Zei­chen von Wachtt­hür­men, die an der Vech­te und in der Nie­der­graf­schaft nach der Gegend von Uel­sen hin gele­gen haben mögen, ent­ge­gen­ge­nom­men und sie dem grö­ße­ren Lage­r­ort oder Kas­tell zu Bent­heim wei­ter­ge­ge­ben und mit­get­heilt.

Bei ein­tre­ten­der Gefahr, so viel­leicht auch bei einem Auf­stan­de der Frie­sen, wur­de dann die Legi­on in vor­ste­hen­der raschen Wei­se benach­rich­tigt und konn­te zur Hül­fe her­bei­ei­len. Ja, wir dür­fen wei­ter ver­mu­then, daß die Römer, wel­che den gan­zen Unter­rhein nach­weis­lich mit Wachtt­hür­men besetzt hat­ten, höchst­wahr­schein­lich, viel­leicht von Ütrecht her, sol­che und zwar mit Zei­ger­ap­pa­rat ver­se­he­ne Thür­me bis in die Gegend der Vech­te oder Ems errich­tet hat­ten, vert­mit­telst deren sie die grö­ße­ren Lage­r­or­te, z. B. CASTRA VETERA, über grö­ße­re Unru­hen in den neu unter­joch­ten deut­schen Gegen­den sofort und rasch benach­rich­ti­gen konn­ten.

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Daß aber die Gegend zwi­schen den Frie­sen, der Issel und der Vech­te oder Ems eine für die Römer­zü­ge an sich siche­re gewe­sen und daß dies ver­muth­lich durch die Anla­ge von fes­ten Plät­zen und Wachtt­hür­men bewirkt wor­den ist, möch­ten wir aus der That­sa­che ent­neh­men, daß nach Taci­tus die­se Rück­zü­ge der Römer nach been­de­tem Feldznge des Oef­te­ren an den Gren­zen der Frie­sen her voll­zo­gen wur­den.

Die Römer hat­ten hier­bei die Absicht, ent­we­der den Rhein direct und dort das CASTRA VETERA auf­zu­su­chen oder zur Issel und zur Flot­te zu gelan­gen. Sie kön­nen daher schon aus die­sem Grun­de nicht all­zu weit nörd­lich, hart an der Frie­sen Gren­ze mar­schirt sein, sie wer­den auf ihrem Wege auch süd­lich des schon in der Graf­schaft Bent­heim begin­nen­den Bur­t­an­ger Moo­res, eines damals gewiß noch unweg­sa­men Sump­fes, geblie­ben sein müs­sen, und sie wer­den schließ­lich sich nach jenen aller­dings nicht bestimmt über­all nach­ge­wie­se­nen Wachtt­hür­men, wohl aber nach den Bent­hei­mer Ber­gen auf ihrem Mar­sche und bei der Rich­tungs­ge­bung gerich­tet haben.

Die auf dem Dru­sus-Fel­sen neben dem Schlos­se ste­hen­de Inschrift: HIC DRUSUS DIXIT JURA TUBANTIBUS dür­fen wir an die­ser Stel­le nicht mit Still­schwei­gen über­ge­hen. Sie stammt sicher­lich nicht von den Römern her, da die gan­ze Aus­drucks­wei­se unrö­misch ist. Denn Dru­sus wür­de sowohl sei­nen vol­len Namen in der Inschrift genannt, als auch statt des JURA das latei­nisch rich­ti­ge­re  LEGES gebraucht haben; z. B. s. “CLAUDIUS DRUSUS HIC LEGES IMPOSUIT TUBANTIBUS wür­de schon rich­ti­ger klin­gen.

Da die Inschrift wohl eini­ge hun­dert Jah­re alt sein mag, so kön­nen wir aus ihr nur schlie­ßen, daß unse­re Vor­fah­ren aus jener Zeit gleich­falls der Ansicht waren, daß die Römer in Bent­heim gewe­sen sei­en.

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Keh­ren wir nun von unse­rem län­ge­ren Auf­ent­hal­te bei den Römern zu unse­ren Tub­an­ten zurück.

Daß eine gan­ze Völ­ker­schaft ihren Namen von ihrem ursprüng­li­chen Wohn­sitz ange­nom­men hat, ist bekannt und auch von uns an Bei­spie­len dar­gethan. Daß die Tub­an­ten, wel­che jene Höhen in der Tub­an­tia umwohn­ten, ihren Namen von die­sen Höhen erhiel­ten, und daß nicht auch die Bewoh­ner eines ande­ren BENT-Ortes als “Tub­an­ten” in der Geschich­te her­vor­ge­tre­ten sind, muß allein der Wich­tig­keit die­ses Fel­sen­ber­ges zuge­schrie­ben wer­den. Denn wir müs­sen uns sagen, daß der in mei­len­wei­ter Ebe­ne lie­gen­de Berg zunächst durch sei­ne weit­her sicht­ba­re Erschei­nung die Auf­merk­sam­keit ent­fern­ter woh­nen­der schutz­su­chen­der Bewoh­ner auf sich zie­hen muß­te; daß fer­ner die­ses durch die Natur gebil­de­te groß­ar­ti­ge Kas­tell jeder künst­li­chen Befes­ti­gung durch Land­weh­ren und sons­ti­ge Wall- und Gra­ben-Anla­gen zu jener Zeit gewiß vor­ge­zo­gen wer­den muß­te. Neue­re Unter­su­chun­gen des Ver­fas­sers las­sen auch den siche­ren Schluß zu, daß nicht nur der Platz, auf wel­chem das jet­zi­ge Schloß, die eigent­li­che Fel­sen­burg, sich erhebt, das ein­zi­ge fes­te Refu­gi­um der Umwoh­ner gewe­sen sei, son­dern daß noch wei­te­re sehr umfang­rei­che Fes­tungs­an­la­gen in Form von Hagen und Wäl­len um die Burg her­um vor­han­den gewe­sen sind.

Die­se haben zur Befes­ti­gung der nörd­li­chen Umge­bung der Burg gedient, wäh­rend im Süden, wo jetzt drei Stra­ßen ter­ras­sen­för­mig über ein­an­der lie­gen, die natür­li­che Beschaf­fen­heit, unter Bei­fü­gung der Ter­ras­sen­mau­ern und eine hin­rei­chen­de Aus­deh­nung des Gelän­des die Auf­stel­lung zahl­rei­cher Vert­hei­di­gungs-Mann­schaf­ten und die Unter­brin­gung der her­bei­ge­flüch­te­ten nicht wehr­haf­ten Fami­li­en­mit­glie­der nebst Vieh und Geräthen gestat­te­te.

Wir gelan­gen nun zum Schlus­se unse­rer Betrach­tun­gen

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und der Erklä­rung des Namens Bent­heim und des der Tub­an­ten; wir möch­ten sie in fol­gen­de Sät­ze zusam­men­fas­sen, näm­lich:

Die Fel­sen­hö­hen, auf wel­chen und in deren Umge­bung zur Zeit des Taci­tus das Volk der Tub­an­ten wohn­te, nann­te man, wie auch ähn­li­che in ande­ren Gegen­den iso­lirt lie­gen­de Höhen, oder auch sol­che als auf­fäl­li­ge Spit­zen oder Pla­teaus von den umlie­gen­den Gebirgs­t­hei­len sich abhe­ben­de Höhen BENTEN oder BANTEN. Das Volk, wel­ches die­se Höhen beherrsch­te, nann­te man das Volk TO BENTEN oder TO BANTEN, oder die TO BENTEN, die TO BANTEN, wor­aus TOBANTEN, TUBANTEN und spä­ter BENTHEN, BENTHEM, Bent­heimb, Bent­heim, bezüg­lich “die Bent­hei­mer” ent­stan­den sind.

In dem neue­ren Wer­ke Von Jel­ling­haus wird in der  Erklä­rung west­fä­li­scher Orts­na­men der Name Bent­heim, so wie es auch im Jung schon im vori­gen Jahr­hun­dert von ande­rer Sei­te gesche­hen ist, mit BENT = Bin­se zusam­men­ge­bracht und hier­mit also auch heu­ti­gen Tages noch an der Mög­lich­keit die­ser Erklä­rung fest­ge­hal­ten. Auf Eng­lisch heißt nun die Bin­se BENT und in den eng­li­schen Wör­ter­bü­chern fin­den wir BENT = Bin­se und dann sofort hier­nach fol­gend BENT = Beu­ge, Krüm­mung, aber als ein ande­res beson­de­res Wort, nicht als Neben­be­deu­tung des BENT = Bin­se auf­ge­führt.

Daher lag es für den Ver­fas­ser nahe, bei der vor­lie­gen­den Fra­ge das BENT = Beu­ge jenem BENT = Bin­se zur Sei­te zu stel­len, und das ers­te­re augen­schein­lich mehr geeig­ne­te Wort dem Ver­su­che einer Erklä­rung des Namens Bent­heim zu Grun­de zu legen. Wenn von Fach­ge­lehr­ten im BENT = Bin­se der Stamm des Wor­tes Bent­heim ver­mu­thet wer­den kann, so glaub­te Ver­fas­ser sei­ne eige­ne Anschau­ung, nach wel­cher das BENT = Beu­ge eine grö­ße­re

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Berech­ti­gung für die Namens­er­klä­rung wür­de haben kön­nen, durch die vor­lie­gen­de Arbeit wohl bekannt geben zu dür­fen.

Es ist viel­leicht mög­lich, daß ursprüng­lich oder zu gewis­ser Zeit die Wor­te BENT = Bin­se und BENT = Krüm­mung, Erhö­hung einen und den­sel­ben Sinn gehabt haben, wenn wir beden­ken, daß die Bin­sen als Pflan­zen­grup­pe in auf­fäl­li­ger Wei­se über der Was­ser­flä­che her­vor­ra­gen, und daß man die­se Pflan­zen­grup­pen im Ver­gleich zu der Was­ser­flä­che oder der auch nur feuch­ten aber ebe­nen Nie­de­rung BENTEN = Erhö­hun­gen genannt haben möch­te. Aus der Bezeich­nung der Pflan­zen­GRUP­PE wäre dann die Bezeich­nung der Pflan­zen­GAT­TUNG her­vor­ge­gan­gen.

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III. Der Herr­gott von Bent­heim.

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Wenn der Fel­sen­berg Bent­heim vor der Erfin­dung des Schieß­pul­vers und der Kano­nen als unein­nehm­bar gel­ten muß­te und zugleich durch wei­te­re Wall­an­la­gen etc. ver­grö­ßert und zur Auf­nah­me einer gan­zen Völ­ker­schaft groß genug gestal­tet wur­de, so kön­nen wir wohl vor­aus­set­zen, daß die Tub­an­ten sicher und gebor­gen vor jedem Ueber­fall auf alle Zei­ten in ihrem Gau seß­haft blei­ben konn­ten.

Daß die­ses der Fall gewe­sen ist, hat ja auch eine Zeit von Jahr­hun­der­ten gezeigt, wäh­rend wel­cher die Tub­an­ten sich bis auf den heu­ti­gen Tag in ihren Nach­kom­men in die­ser Gegend erhal­ten haben. Wir möch­ten glau­ben, daß, wie vor ande­ren Völ­kern, die Frie­sen von Alters her sich dadurch in ihrem ursprüng­li­chen Gebiet an der See haben behaup­ten kön­nen, daß sie bei Ueber­fäl­len, wenn auch auf dem plat­ten Lan­de vor­über­ge­hend nie­der­ge­wor­fen, sich stets auf die Schif­fe und Inseln haben flüch­ten kön­nen, so die Tub­an­ten stets auf den Höhen von Bent­heim einen nach­hal­ti­gen siche­ren Schutz gefun­den haben; so stark und wich­tig muß in alter Zeit Bent­heim gewe­sen sein.

Man wird dann fol­gern kön­nen, daß die Tub­an­ten jeden­falls auch die­sen siche­ren Platz dazu benutzt haben wer­den, hier einen grö­ße­ren Tem­pel ein­zu­rich­ten; die Sicher­heit des Plat­zes wies sie dar­auf schon hin.

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Wir möch­ten unter sol­chem grö­ße­ren Tem­pel eine Haupt-Cult­stät­te, eine Cult­stät­te ers­ten Ran­ges ver­ste­hen, zu wel­cher behufs der Ver­rich­tung der hei­li­gen Gebräu­che, der Dar­brin­gung der Opfer, zur Abhal­tung auch grö­ße­rer und beson­de­rer reli­giö­ser Fes­te die Abge­sand­ten des gan­zen Gau­es erschei­nen muß­ten, zu wel­cher förm­li­che Wall­fahr­ten statt­fan­den.

Die Wich­tig­keit der unge­stör­ten Reli­gi­ons­aus­übung an einem Haupt­al­tar auf der einen siche­ren Schutz ver­lei­hen­den Fel­sen­burg möch­te neben ihrer stra­te­gi­schen Wich­tig­keit zugleich der Anlaß gewe­sen sein, wes­halb gera­de die­se Bent­hei­mer Ber­ge der Mit­tel­punkt eines grö­ße­ren Gau­es wer­den konn­ten. Bei­des, die Eigen­schaft einer natür­li­chen star­ken Fes­tung, wie das bis­her in unse­rer Erör­te­rung nur ver­mu­the­te Vor­han­den­sein einer Haupt-Cult­stät­te könn­ten Karl den Gro­ßen ver­an­laßt haben, gera­de auf die­sen Fel­sen­berg, wie es als geschicht­lich gesche­hen ange­nom­men wer­den kann, die ers­ten Bent­hei­mer Gra­fen ein­zu­set­zen und zu bestal­len.

Denn Bent­heim liegt nicht an einem Flus­se, der in so  man­cher Hin­sicht der Werkt­hä­tig­keit der Bewoh­ner und der Ent­wi­cke­lung einer Colo­nie und Stadt för­der­lich hät­te sein kön­nen; auch der cul­tur­fä­hi­ge Acker­bo­den muß in älte­rer Zeit nur spär­lich vor­han­den gewe­sen sein, da Moo­re, Hei­den, stei­ni­ges Gelän­de und der noch humus­ar­me und mehr jung­fräu­li­che Thon­bo­den des Wal­des die Umge­bung des Ber­ges aus­mach­ten.

Es muß­te aber für die kirch­li­che und staat­li­che Ober­ho­heit von gro­ßer Bedeu­tung sein, daß nach end­li­cher völ­li­ger Bezwin­gung des west­lichs­ten Theils von Nie­der­sach­sen, durch die fes­te Hand eines hier ein­zu­set­zen­den Fürs­ten die neu­be­kehr­ten Bewoh­ner in Schran­ken gehal­ten wer­den konn­ten. Als Sitz die­ses Fürs­ten und ers­ten Gra­fen eig­ne­te

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sich daher der Fel­sen­berg aus den vor­hin schon ange­deu­te­ten Grün­den vor­züg­lich. Nun konn­te aus die­sem Sitz unter dem Gra­fen als Ober­haupt und mit Unter­stüt­zung durch die gleich­falls belehn­ten Burg­män­ner ein vor­ge­scho­be­ner Pos­ten gebil­det wer­den, wel­cher auf eige­ne Faust etwa­igen neu­en Empö­run­gen der umlie­gen­den Völ­ker­schaf­ten ent­ge­gen­zu­tre­ten ver­moch­te. Und gleich­falls konn­te die Haupt-Cult­stät­te, nach­dem sie unter Karl dem Gro­ßen durch Papst und Bischof zu einem christ­li­chen Altar umge­wan­delt war, unter die Obhut und Pfle­ge des Gra­fen gestellt und so aufs Bes­te erhal­ten und geför­dert wer­den.

Auch fiel der Umstand wohl ins Gewicht, daß vor­aus­zu­set­zen war, wie die Neu­be­kehr­ten in die neue christ­li­che Reli­gi­on sich leich­ter wür­den ein­le­ben und an sie gewöh­nen kön­nen, wenn die neue Cult­stät­te an dem frü­he­ren Orte der Got­tes­ver­eh­rung ein­ge­rich­tet wur­de, da der Zuzug zu die­sem auf bekann­ten Wegen und in her­ge­brach­ter Wei­se gesche­hen konn­te.

Daß nun eine alte heid­ni­sche Cult­stät­te auf dem Fel­sen­berg zu Bent­heim bestan­den habe, haben wir bis­her blos als mög­lich und wahr­schein­lich hin­ge­stellt, doch hof­fen wir im Wei­te­ren dar­über zur vol­len Ueber­zeu­gung zu gelan­gen.

Das jet­zi­ge Schloß Bent­heim ist ein sehr umfang­rei­cher Bau; es ent­hält zwei star­ke Thür­me als “Berg­frie­de”, ver­schie­de­ne Wohn- und Neben­ge­bäu­de, eine Catha­ri­nen­kir­che und einen ältes­ten Gebäu­de­com­plex, wel­chen wir näher schil­dern müs­sen. Die­se letz­te­re Gebäu­de­grup­pe heißt die sog. KRONENBURG,

sie liegt an der nord­west­li­chen Ecke des geräu­mi­gen Schloß­plat­zes, da wo die Fel­sen am höchs­ten sind und senk­recht abfal­len.

Der Kro­nen­burg gegen­über, doch außer­halb der Burg steht der soge­nann­te schon erwähn­te Dru­sus­fel­sen, ein iso­lirt

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ste­hen­der säu­len­ar­ti­ger Block von etwa 10 m Höhe über dem Rücken des Berg­ab­han­ges.

In der Kro­nen­burg und zwar in dem die Ecke bil­den­den Theil der drei hier zusam­men­sto­ßen­den Flü­gel­bau­ten war im frü­hen Mit­tel­al­ter ein Altar des hei­li­gen Anto­ni­us aus­ge­stellt. Die Archi­tek­tur die­ses Flü­gels ist bezüg­lich der nörd­li­chen Außen­wand roma­nisch, bezüg­lich der öst­li­chen Außen­wand mit­tel­al­ter­lich-gothisch aus­ge­bil­det. Das Gebäu­de des Anto­ni­us­al­ta­res stammt daher etwa aus dem 12., bezw. 14. Jahr­hun­dert.

Auf­fal­lend stark sind die an die Fel­sen­wand gren­zen­den Außen­mau­ern.

Wenn man bedenkt, daß zu Zei­ten des Bau­es die Feu­er­waf­fen noch nicht bestan­den, so fragt man sich, aus wel­chen Grün­den die­se Mau­ern, die wegen der hohen Lage auch von mecha­ni­schen Stoß­ma­schi­nen und Mau­er­bre­chern nicht erreicht wer­den konn­ten, so stark gebaut wur­den.

Man kann daher nur ver­mu­then, daß der unte­re Theil, soweit er kei­ne archi­tek­to­ni­schen Ver­zie­run­gen zeigt, aus frü­he­rer Zeit in sei­ner so bedeu­ten­den Stär­ke und schon vor  der roma­ni­schen Wand vor­han­den war, zumal da er, was bei den höher lie­gen­den Mau­ert­hei­len nicht der Fall zu sein scheint, im äuße­ren Ver­blend­mau­er­werk mit regel­los geleg­tem inne­ren Füll­ma­te­ri­al ent­hält [sic!]. Der unte­re Theil die­ses Flü­gels könn­te daher wohl um eini­ge Jahr­hun­der­te vor die roma­ni­sche Bau­zeit zurück datirt wer­den.

Wäh­rend nun die Anto­ni­us­ca­pel­le aus dem Mit­tel­al­ter und theils aus der roma­ni­schen Bau­pe­ri­ode, also aus der christ­li­chen Zeit stammt, der unte­re Theil der star­ken Mau­ern älter und zu Wohn­zwe­cken zu stark erschei­nen muß, so kann man wohl auf die Ver­mut­hung kom­men; daß die Erbau­er aus vor­christ­li­cher Zeit nur aus ein­ge­bil­de­ten Grün­den, aus

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Gewohn­heit und in dem Wahne, daß je dicker die Mau­er, des­to siche­rer, auch vor dem Blick unein­ge­weih­ter Men­schen, ein Hei­lig­t­hum geschützt wer­den könn­te, die­se Mau­ern so stark ange­legt haben möch­ten. Sol­che Betrach­tun­gen könn­ten uns gleich­falls zu dem Glau­ben an eine frü­he­re Cult­stät­te füh­ren.

Nun sagt aber die Ueber­lie­fe­rung deut­lich und kate­go­risch, daß an jener Stel­le der Burg, auf wel­cher zur christ­li­chen Zeit der Anto­ni­us­al­tar gestan­den, ehe­mals ein “HEIDENTEMPEL” sich befun­den habe.

Man kann sich nun aller­dings auf dem lan­gen Wege der Ueber­lie­fe­rung (Tra­di­ti­on) man­ches wohl zusam­men­den­ken, und auch unse­re Vor­fah­ren mögen in aber­gläu­bi­scher Befan­gen­heit man­ches Nicht­ver­ständ­li­che aus Noth oder Lust sich begreif­lich gemacht und zusam­men­ge­reimt haben, aber es liegt kein Grund vor, an der Wahr­heit einer harm­lo­sen Ueber­lie­fe­rung zu zwei­feln. Man wird in dem vor­lie­gen­den Fal­le auch mit grö­ße­rem Recht, mit mehr Hin­nei­gung die Ueber­lie­fe­rung glau­ben, als sie von der Hand wei­sen kön­nen.

Nach ande­ren Bei­spie­len und Fäl­len, in denen man  mit Bestimmt­heit aus der Oert­lich­keit und ihrer Umge­bung dar­auf hat schlie­ßen wol­len, daß sie auf eine heid­ni­sche Cult­stät­te zurück­zu­füh­ren sei­en, kön­nen auch wir, selbst bei Hint­an­set­zung der Ueber­lie­fe­rung, bei die­sen wun­der­ba­ren Fel­sen­ge­bil­den, auf und neben der Burg Bent­heim, auf einen ehe­ma­li­gen Hei­den­tem­pel schlie­ßen. Man nennt noch jetzt in vie­len Gegen­den die eigen­ar­ti­gen und zugleich durch ihre Grö­ße packen­den, ent­we­der auf einer Anhö­he, oder an alten Heer­we­gen oder auch in der Nähe eines Urnen­fried­ho­fes lie­gen­den oder anf­recht­ste­hen­den Stei­ne, so auch die bekann­ten Hünen­stei­ne selbst, “TEUFELSSTEINE”, und legt

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ihnen die Eigen­schaft bei, daß sie ehe­mals eine heid­ni­sche Opfer- und Cult­stät­te gewe­sen sei­en.

Das­sel­be wer­den wir nun mit glei­chem Rech­te von unserm Dru­sus­fel­sen behaup­ten kön­nen, denn der Fel­sen heißt bei dem gewöhn­li­chen Vol­ke noch jetzt: DAT DÜVELS OHRKISSEN, des [sic!] Teu­fels­ohr­kis­sen. Auch die Aus­ru­fe: DAT DI DE DROES HALE als gleich­be­deu­tend mit dem: DAT DI DE DÜVEL HALE las­sen ver­mu­then, daß die Bezeich­nung Droes (Dru­sus), Düvel, weil sie auf den Dru­sus­fel­sen und die dor­ti­ge Oert­lich­keit sich mit­be­zieht, allein den teu­fe­li­schen, unech­ten Hei­den­gott benen­nen und tref­fen soll. Und es ist schlecht denk­bar, daß unse­re heid­ni­schen Vor­fah­ren, wel­che ander­wärts schwe­re Stei­ne zu ihren Altä­ren zusam­men­ge­schleppt und künst­lich hoch gerich­tet haben, die groß­ar­ti­gen durch die Natur zur Opfer­stät­te ein­ge­rich­te­ten Fel­sen­säu­len nicht als sol­che soll­ten benutzt haben.

Die Bezeich­nung “Teu­fels­ohr­kis­sen” für den Dru­sus­fel­sen soll ihren Ursprung einer Sage ver­dan­ken, wel­che wir durch eine kur­ze Wie­der­ga­be des Inhalts hier ein­schal­ten möch­ten.

Ein Graf oder Rit­ter wünsch­te einst­mals sehr drin­gend, daß ihm in mög­lichst kur­zer Frist auf dem Fel­sen­berg zu Bent­heim eine Burg erbaut wür­de. Er wand­te sich an den Teu­fel und ver­sprach die­sem einen Lohn, den er selbst sich aus­be­din­gen möge, und der sich hoch genug stel­len dür­fe, wenn nur die Burg gar bald zu Stan­de käme.

Der Teu­fel erklär­te sich bereit noch in der nächs­ten Nacht die Burg zu bau­en, und ver­lang­te nur dafür, daß ihm die am ande­ren Mor­gen auf der Burg erschei­nen­de See­le, wel­che dort zuerst einen Laut von sich geben wür­de; soll­te ver­fal­len sein. Der Graf gestand die­se Bedin­gung zu und der Teu­fel begann mit aller Macht sei­ne Arbeit, er för­der­te sie so ge-

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wal­tig, daß ganz bald und lan­ge vor Tages­an­bruch die Burg in allen ihren Thei­len wohl voll­endet dastand. Nun war­te­te der Teu­fel sehn­lichst auf sei­nen Lohn und zugleich auch auf das Erschei­nen des Gra­fen, denn er hoff­te, daß die­ser, durch die Neu­gier hin­aus getrie­ben, schon am frü­hen Mor­gen auf der Burg erschei­nen und die ers­ten Wor­te an ihn rich­ten wür­de, der Graf selbst wür­de ihm dann ver­fal­len sein.

Der Teu­fel leg­te sich auf die Lau­er, und um bes­ser auf wei­te­re Fer­ne hin hor­chen zu kön­nen, lager­te er sein Haupt mit dem Ohre auf den Dru­sus­fel­sen.

Was geschah?

Ein Rabe flog her­bei, setz­te sich auf das Dach der neu­en Burg und erhob sei­ne Stim­me zu einem lau­ten Geschrei. Der Teu­fel war hier­nach ange­führt, er fuhr hef­tig von sei­nem Lager empor und ver­schwand auf Nim­mer­wie­der­se­hen.

Da aber, wo er auf der Kap­pe des Dru­sus­fel­sens mit dem Ohre gele­gen hat­te, war ein Ein­druck und Abdruck des Ohres ent­stan­den, der heu­ti­gen Tages noch sicht­bar sein soll, und der Dru­sus­fel­sen erhielt von die­ser Bege­ben­heit den Namen des “Teu­fels­ohr­kis­sen” [sic!].

Zum wei­te­ren Ver­folg unse­rer Abhand­lung müs­sen wir nun wie­der einen Augen­blick auf unse­re alten Heer­we­ge zurück­kom­men.

Herr Pro­fes­sor Schnei­der legt in sei­nem 4. Heft der Heer- und Han­dels­we­ge eine Stra­ße fest, wel­che von Min­den über Osna­brück, Rhei­ne, Ohne, dann Schüt­torf und von hier nach Bent­heim und wei­ter nach Olden­zaal und Zwol­le ver­lau­fen sein soll. Die­sen Weg soll Tibe­ri­us im Jah­re 3 bis 5 n.

Chr. auf sei­nem Feld­zu­ge nach Deutsch­land zur Errei­chung der Weser und Elbe benutzt haben.

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Der Ver­fas­ser ist im Stan­de einen Römer- oder alt­ger­ma­ni­schen Weg nach­zu­wei­sen, wel­cher direct von Ohne über den Bau­ern Eile­ring nach Bent­heim führt, und die­ser Weg wür­de auch der Ansicht des Herrn Pro­fes­sors Schnei­der völ­lig ent­spre­chen, nach wel­cher näm­lich die Römer direct auf den vor­ge­nom­me­nen Ori­en­ti­rungs­punkt, hier die Bent­hei­mer Höhen, ihre Marsch­rou­te zu ver­fol­gen pfleg­ten. Die­sen Weg müs­sen wir hier näher schil­dern, weil es zur wei­te­ren Lösung der von uns behan­del­ten Fra­ge erfor­der­lich erscheint.

Kommt man von Olden­zaal und Gil­de­haus auf dem von Herrn Pro­fes­sor Schnei­der genann­ten frü­he­ren Heer­we­ge nach Bent­heim her­ein, so bemerkt man da, wo an der West­sei­te des Ortes die Häu­ser begin­nen, gleich hin­ter dem Wirth und Kauf­mann Lenzing die Abzwei­gung eines brei­ten Weges nach links, also nach Nor­den.

Die­ser Weg heißt die Hil­gen-Ste­ge und trug den Namen schon in Urkun­den aus dem 14. Jahr­hun­dert, er zeigt ganz den Cha­rak­ter eines sogen. Hell­we­ges und ist daher als alt­ger­ma­ni­scher oder römi­scher Weg anzu­se­hen. Wäh­rend die Stra­ße von Olden­zaal nach der Burg wei­ter führt, zweigt zugleich eine ande­re Stra­ße in der Fort­set­zung der Rich­tung des vor­ge­nann­ten Hell­we­ges nach süd­öst­li­cher Rich­tung ab; eine wei­te­re Abzwei­gung führt unter einer unte­ren Häu­ser­rei­he (Frau Pas­to­rin Hit­jer und Bäcker Wal­les) in die sogen. Püt­ten­ste­ge zu einem Brun­nen und einer Trän­ke.

An die­ser Stel­le beginnt ein Hohl­weg, wel­cher als wei­te­rer Zug des Hell­we­ges unzwei­fel­haft zu erken­nen ist.

Ver­fol­gen wir näm­lich die­sen Hohl­weg nach Süden zu, so sto­ßen wir bald auf eine zwei­te Trän­ke, sie besteht aus einer jetzt noch Was­ser hal­ten­den vier­sei­ti­gen Cys­ter­ne, deren Wän­de aus Qua­der­stei­nen auf­ge­setzt sind. Die Trän­ke dient seit Men­schen—

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geden­ken kei­ner­lei Zweck mehr. Doch an der­sel­ben wird ein  etwas höher als der Hohl­weg lie­gen­der alter Weg bemerkt, der naher recht­win­ke­lig in den Hohl­weg ein­mün­det und nach Wes­ten ver­läuft, und bald an einem von Nor­den nach Süden strei­chen­den, nach­weis­lich noch vor 50 Jah­ren als Pri­vat­weg des Fürs­ten gel­ten­den Weg (zur Müst) aus­läuft. Unzwei­fel­haft hat die­ses alte von dem Hohl­weg aus­ge­hen­de Wege­stück sich in alter Zeit in kür­zes­ter Rich­tung über die jet­zi­gen Aecker nach Nord­wes­ten hin fort­ge­setzt und ist ein Bestandt­heil des bei Lenzing aus nörd­li­cher Rich­tung kon­mi­en­den Hell­we­ges.

In alter Zeit wird man die­sen Weg von Lenzing aus unter­halb, süd­lich der Bau­ern (Dienst­män­ner) Schul­te-Kolt­hoff und Pas­tu­ninck gegan­gen sein, und erst in spä­te­rer Zeit, als man dem Außen­ver­kehr auch den zwi­schen Kolt­hoff und Pas­tu­ninck einer­seits und den Häu­sern vor Bent­heim and­rer­seits lie­gen­den Weg, frei­gab, ist der Heer­weg zwi­schen Lenzing und dem genann­ten Hohl­weg theil­wei­se beackert wor­den, theil­wei­se aber, wie wir sehen, noch erhal­ten geblie­ben. Dar­aus deu­tet auch die Erschei­nung hin, nach wel­cher das in den Hohl­weg bei der zwei­ten Trän­ke ein­mün­den­de Wege­stück, weil es nicht so lan­ge dem Ver­kehr gedient hat, wie der Hohl­weg selbst, um ein Erheb­li­ches höher über der  Wege­soh­le des Hohl­we­ges liegt.

Ver­fol­gen wir nun den Hohl­weg wei­ter, so errei­chen wir bei einer Wendnng des­sel­ben von süd­li­cher in süd­öst­li­che und öst­li­che Rich­tung einen jetzt noch nach Bent­heim füh­ren­den öffent­li­chen Weg, den der Hohl­weg unter stum­per Win­kel trifft und in sei­ner gedach­ten wei­te­ren Fort­set­zung schnei­det. An die­ser Stel­le wird der Hohl­weg, und zwar jen­seits des neue­ren Weges, durch die sogen. Kreuz­gär­ten unter­bro­chen.

Gleich hin­ter den Kreuz­gär­ten zeigt sich aber die

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frü­he­re Rich­tung in einer Hecke und einem Gra­ben, wel­che hier den sogen. Kreuz­kamp von den Wree­s­län­de­rei­en schei­den, wie­der deut­lich an.

Nach die­ser Ein­zel­he­cke sto­ßen wir auf unse­rem wei­te­ren Gan­ge auf ein Acker­stück, wel­ches sich in einem schma­len Strei­fen inner­halb sonst grö­ße­rer Acker­flä­chen fort­setzt und durch Hecken begrenzt wird. Hier haben wir die alte Heer­stra­ße ins ihrer ursprüng­li­chen vol­len Brei­te, jedoch in ihrem jet­zi­gen Zustan­de als bebau­te Acker­flä­che vor uns. Nach die­sem schma­len Acker­strei­fen zeigt sich uns der links­sei­ti­ge, noch erhal­te­ne, mit einem Gra­ben ver­se­he­ne Heer­wegs­wall. Hier deu­tet auch die Lage des Gra­bens auf die frü­he­re Wege­an­la­ge hin, da der Gra­ben sich nicht etwa zur Ent­wäs­se­rung der Wie­se; dem­nach links des Weges, wo das Gelän­de nach Nor­den hin ansteigt, vor­fin­det, son­dern auf der zur Ent­wäs­se­rung der Wie­se unge­eig­ne­ten Stel­le.

Nach­dem wir den Wall bis zu einem zwei­ten von Nor­den nach Süden von Bent­heim her­füh­ren­den Wege ver­folgt haben, den wir im rech­ten Win­kel über­schrei­ten, tre­ten wir jen­seits des Weges in einen zwei­ten Hohl­weg ein. Die­ser Hohl­weg hat ganz den Cha­rak­ter des zuerst bespro­che­nen, er ver­läuft ziem­lich gerad­li­nig von Wes­ten nach Osten, führt uns zu den Bau­ern­hö­fen von Banne­cke und Bock­holt, bei die­sen vor­bei, und geht hier­nach in den sogen. Ohne’schen Damm über. Der Ohne’sche Damm bil­det mit dem Hohl­weg eine gerad­li­ni­ge Trace, woge­gen der von dem Ohner Damm an jener Ueber­gangs­stel­le nach Bent­heim füh­ren­de neue­re Weg recht­win­ke­lig von dem alten (Hohl-)Wege abzweigt.

Der nach Ohne füh­ren­de Damm wird mit Recht für einen alten ger­ma­ni­schen oder römi­schen Weg gehal­ten, und wir hät­ten denn hier­mit einen zwei­ten Römer­weg fest­ge­legt, wel­cher von Ohne direct auf Bent­heim, süd­lich unter dem—

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sel­ben durch, und dann bei Lenzing nach Nord­wes­ten hin wei­ter ver­läuft.

Die frag­li­chen Hohl­we­ge sind in Bent­heim nur unter dem Namen der Fil­ler­ste­gen bekannt, da man in frü­he­rer Zeit in ihnen gefal­le­ne Thie­re, Pfer­de, abzu­häu­ten und ein­zu­schar­ren pfleg­te (fil­len), für den Wege­ver­kehr wer­den sie seit Men­schen­ge­den­ken eigent­lich nicht mehr benutzt.

Keh­ren wir jetzt zu unse­rem Hei­den­tem­pel zurück und wie­der­ho­len wir uns das bis­her Gesag­te in sei­nen Grund­zü­gen.

Wir haben gese­hen, daß der Bent­hei­mer Fel­sen­berg in alter Zeit als unein­nehm­bar gel­ten muß­te, daß die­se fes­te Burg, weil iso­lirt inner­halb einer wei­ten, nur durch Wal­des­di­ckicht viel­leicht geschütz­ten Gegend in krie­ge­ri­schen Zei­ten ein gesuch­ter Zufluchts­ort war, daß fer­ner die Römer wie­der­holt in der Umge­bung Bent­heims ver­kehrt und mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit ein Cas­tell daselbst gehabt haben müs­sen, daß der befes­tig­te Platz ein­schließ­lich der Wall- und Hagen-Anla­gen gewiß wohl dem gan­zen Vol­ke der Tub­an­ten eine siche­re Unter­kunft im Kriegs­fal­le gewäh­ren konn­te. Wir neh­men als sicher an, uns stüt­zend auf Ueber­lie­fe­rung, Oert­lich­keit und Gewohn­heit der Vor­fah­ren, daß zu Bent­heim eine heid­ni­sche Cult­stät­te gewe­sen sei, und hal­ten wei­ter die Ver­mut­hung für begrün­det, daß, dem vor Zei­ten gro­ßen Men­schen­ver­kehr auf den Bent­hei­mer Höhen ent­spre­chend, auch eine grö­ße­re Haupt­cult­stät­te dort gepflegt und gehal­ten wur­de, zu wel­cher Wall­fahr­ten im gro­ßen Maß­sta­be wer­den statt­ge­fun­den haben müs­sen.

Fragt man sich nun wei­ter, in wel­cher Wei­se bei der Ein­füh­rung des Chris­t­enth­ums und der Ein­set­zung des ers­ten Gra­fen zu Bent­heim die not­hwen­di­gen Reli­gi­ons­aus­übun­gen nach dem neu­en christ­li­chen Cul­tus zur Aus­füh­rung gelan­gen konn­ten, so wird man sich zunächst sagen müs­sen, daß zur Sicher-

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stel­lung des neu­en Cul­tus in ers­ter Linie auf die Siche­rung ihres Beschüt­zers, des Gra­fen und der Burg Bedacht genom­men wer­den muß­te, und daß dem­zu­fol­ge grö­ße­re Volks­an­samm­lun­gen auf der Burg selbst nicht gestat­tet wer­den konn­ten.

Der nach Anwei­sung von Pabst und Bischof auf die Stel­le des alten Hei­den­tem­pels gegrün­de­te Anto­ni­us­al­tar konn­te aller­dings wohl der Benut­zung durch die gräf­li­che Fami­lie und die Fami­li­en der Burg­män­ner, Dienst­män­ner und sons­ti­ger bei der Burg ange­sie­del­ten gräf­li­chen Die­ner, Hand­wer­ker, Wir­the etc. frei­ge­ge­ben wer­den, der gro­ßen  Men­ge aber des Gau­es und der spä­te­ren Graf­schaft muß­te man an ande­rer Stel­le einen Platz für den neu­en christ­li­chen Altar geben. Die­ses konn­te am bes­ten an sol­cher Stel­le gesche­hen, wel­che von der Burg aus leicht ersicht­lich war, und wel­che an einem Haupt­ver­kehrs­we­ge gele­gen, von den Umwoh­nern auf bekann­ten, vor­han­de­nen Wegen leicht zu errei­chen war.

Als sol­chen Platz glau­ben wir den vor­er­wähn­ten, an dem von uns neu fest­ge­stell­ten Heer­we­ge, jetzt noch vor­han­de­nen Kreuz­kamp, erken­nen zu sol­len.

Der Kamp trägt sei­nen Namen von einem gro­ßen stei­ner­nen Kreu­ze mit Chris­tus­bild, wel­ches hier vor vie­len Jah­ren aus­ge­gra­ben und nach der Burg geschafft wur­de; hier fin­det man das Kreuz noch vor.

Die Kreu­zes­fi­gur stellt den Hei­land dar. Man­che mei­nen, daß die Figur Aehn­lich­keit mit den alt­christ­li­chen Bil­dern auf den Extern­stei­nen habe; der Archi­tekt, wei­land Herr Pro­fes­sor Ewer­beck zu Aachen, wel­cher sich meh­re­re Jah­re in Bent­heim auf­hielt, war der Ansicht, daß das Kreuz aus dem Ende des elf­ten Jahr­hun­derts stam­men möch­te. Eine an den Herrn Geh. Regie­rungs­rath Pro­fes­sor C. W.

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Hase in Han­no­ver unter Bei­fü­gung einer Pho­to­gra­phie des Kreu­zes gerich­te­te Bit­te um Aus­kunft über das muth­maß­li­che Alter des Kreu­zes wur­de in sehr lie­bens­wür­di­ger Wei­se dahin beant­wor­tet, daß das Alter genau sehr schwer zu bestim­men sei; das Kreuz sei sehr alt, es habe mit den Bil­dern auf den Extern­steineu nichts zn thun, letz­te­re sei­en aus dem Jah­re 1115, das Bent­hei­mer Kreuz sei älter; es sei in ganz unge­wöhn­li­cher Wei­se ein fla­ches Reli­ef, ohne künst­le­ri­schen Werth, müs­se not­hwen­dig einer Zeit ent­stam­men, in wel­cher die Sach­sen noch ger­ne die christ­li­chen Wer­ke zer­stör­ten und kön­ne aus dem Anfang des 10. Jahr­hun­derts stam­men.

Wir kön­nen hier­nach die­ses Kreuz wohl für das ältes­te oder eins der ältes­ten christ­li­chen Altar­bil­der hal­ten, wel­ches an Stel­le des Hei­den­tem­pels auf dem Fel­sen zu Bent­heim an jenem Heer­we­ge auf dem Kreuz­kam­pe errich­tet wur­de.

Denn wie soll man sich anders erklä­ren, daß neue christ­li­che Altä­re, wel­che nach der Besei­ti­gung der heid­ni­schen Altä­re doch sogleich erfor­der­lich wur­den, ent­stan­den wären, als in der vor­ge­dach­ten Wei­se, durch die eiligs­te Auf­stel­lung des neu­en allei­ni­gen Got­tes an öffent­li­chen Ver­samm­lungs­or­ten, an Haupt­ver­kehrs­we­gen und wo es mög­lich war, natür­lich an der frü­he­ren gewohn­ten Cult­stät­te selbst. So wird man ver­mu­then kön­nen, daß, wie frü­her die Züge der Got­tes­ver­eh­rer sich zum Tem­pel auf dem Fel­sen bega­ben, sie sich nun nach Ein­füh­rung des Chris­t­enth­ums zu die­sem Kreu­ze, auf dem jetzt Kreuz­kamp genann­ten Plat­ze, beweg­ten. Das Kreuz hat eine Höhe von 2 1/2 m, sei­ne bedeu­ten­de Grö­ße, sei­ne Her­stel­lung aus Sand­stein und die für die dama­li­ge Zeit gewiß noch hoch künst­le­ri­sche For­men­ge­bung müs­sen auf­ge­fal­len sein. Wie leicht denk­bar erscheint es, daß die frem­den Pil­ger und die auf jenem Wege zie­hen­den Hee­res-

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mann­schaf­ten und Han­dels­ka­ra­wa­nen den Ruf die­ses neu­en “schö­nen” Got­tes in die Fer­ne getra­gen haben.

Man erfuhr so von einem “Herr­gott von Bent­heim”, wie man heu­ti­gen Tages von einer berühm­ten, Wun­der ver­rich­ten­den “Mut­ter Got­tes” Kennt­niß nimmt.

In Ohne, dem klei­nen Nach­bar­or­te zu Bent­heim wird auch, so scheint es, wie an Vie­len ande­ren Orten ein Herr­gott, aber ein klei­nes Kreuz, aus Holz nur, gestan­den haben, denn man nann­te in alten Zei­ten nach dem Berich­te der Geschichts­schrei­ber der Graf­schaft das Dorf Ohne: GOD’S OHNE, also das Ohne, wo gleich­falls ein Got­tes­bild, ein Kreuz, im jet­zi­gen Sin­ne “ein Altar” oder “eine Kir­che” errich­tet war.

Nach­dem nun durch die­se Kreu­ze, als Altä­re, zuerst der christ­li­che Got­tes­dienst per­fect gewor­den war, errich­te­te man im Lau­fe der Zei­ten erst Kapel­len und mit dem Empor­blü­hen der Gemein­den und Städ­te grö­ße­re mas­si­ve Kir­chen.

Bis die­ses der Fall sein konn­te wird man aber, wie es jetzt Sprach­ge­brauch ist zu sagen: “Ich gehö­re oder gehe in die­se oder jene Kir­che”, gesagt haben: Ich gehö­re oder gehe zu die­sem oder jenem Herr­gott, er möge in Schüt­torf, Ohne oder Bent­heim gestan­den haben.

Gehen wir noch einen Schritt wei­ter unter die Gemein­den der grö­ße­ren Städ­te, so fin­den wir in der That auch dort noch eine Aus­drucks­wei­se, wie sie der frü­he­ren ganz nahe, ja gleich kommt, denn man sagt in Köln noch heu­te z. B. ich gehö­re oder gehe zu die­sem oder jenem Hei­li­gen, näm­lich zum St. Gere­on, St. Pan­ta­le­on, zur St. Ursu­la oder auch zum Dom, der “gro­ßen Kir­che”.

Der Besuch der neu­en christ­li­chen Altä­re hat sich nun wohl spä­ter zu den jetzt noch bestehen­den Wall­fahr­ten aus­ge­bil­det, jeden­falls wer­den vie­le Pro­ces­sio­nen, und so hal­ten

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wir es auch mit der jetzt noch übli­chen St. Johan­nis-Pro­ces­si­on zu Bent­heim, aus jener ers­ten Anbe­tung der Feld­kreu­ze her­vor­ge­gan­gen sein.

Mit­hoff sagt in sei­nen Kunst­denk­ma­len und Altert­hü­mern im Han­no­ver­schen, Band VI, betr. das ehe­ma­li­ge Fürs­t­ent­hum Osna­brück, Meppen, Lin­gen, Bent­heim Fol­gen­des: Nach mehr­fa­chen hart­nä­cki­gen Kämp­fen besieg­te Karl der Gro­ße sei­nen gewal­ti­gen Geg­ner Wit­te­kind in der gro­ßen Schlacht auf dem Osning und weni­ge Tage spä­ter an der Hase unfern der Wit­te­kinds­burg im Jah­re 783.

In Fol­ge die­ser Sie­ge gewann das Chris­t­ent­hum hier fes­ten Boden; die Opfer­stei­ne fie­len, das Kreuz wur­de auf­ge­pflanzt.

Fer­ner sagt Mit­hoff über die in den Bezir­ken Osna­brück, Meppen, Lin­gen, Bent­heim über­haupt vor­han­de­nen ältes­ten Kreu­ze Fol­gen­des:

“Ein gro­ßes stei­ner­nes Cru­zi­fix aus der Zeit des roma­ni­schen Styls (der Fuß soll rund sein und einen roma­ni­schen Wulst haben) steht auf dem Schloß­hof zu Bent­heim. Eine kolos­sa­le höl­zer­ne Grup­pe, den Gekreu­zig­ten zwi­schen St. Maria und St. Johan­nes dar­stel­lend, liegt jetzt auf dem Boden des Thur­mes der St. Catha­ri­nen­kir­che zu Osna­brück. Gro­ße höl­zer­ne Cru­zi­fi­xe, die mit den oben­ge­nann­ten ihren Platz unter dem sogen. Tri­um­pf­bo­gen der bezüg­li­chen Kir­chen gehabt haben wer­den, zei­gen sich im Dom daselbst, sowie in den Got­tes­häu­sern zu Bis­sen­dorf, Eng­ter, Mal­gar­ten und Mel­le. Zu einem gro­ßen, vie­le Reli­qui­en ent­hal­ten­den Cru­zi­fi­xe im Kirch­lein der Com­men­de Lage (Amt Vör­den) wird an bestimm­ten Fest­ta­gen (Johan­nis und Kreu­zes­er­hö­hung) gewall­fahr­tet etc.”

Daß der Kreuz­kamp­bei Bent­heim sei­nen Namen aus sehr alter Zeit datirt, erken­nen wir aus einer Urkun­de vom

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Jah­re 1516, wo eine Edle, Witt­we Sty­ne de Bever aus die­sem Kreuz­kamp der Kir­che zu Bent­heim eine gewis­se Sum­me Gel­des ver­macht; der Kreuz­kamp ist also damals in dem Besitz des Burg­manns de Bever (jetzt Lan­gen von Elber­veldt) gewe­sen.

Daß das Kreuz fer­ner eine gro­ße Berühmt­heit oder Bedeu­tung gehabt habe, daß geht auch aus den Bil­dern, aus den den Geschich­ten der Graf­schaft Bent­heim von Visch und Jung (1773) vor­ge­hef­te­ten Ansich­ten des Schlos­ses und Fle­ckens her­vor, auf wel­chen ein unver­hält­niß­mä­ßig groß gezeich­ne­tes Kreuz an der Stel­le, wo der Kreuz­kamp liegt, ein­ge­tra­gen ist; die­se Ein­zeich­nung wür­de nicht so aus­drück­lich und con­se­quent gesche­hen sein, wenn das Kreuz nur auf klei­ne­re geschicht­li­che Bege­ben­hei­ten Bezug gehabt haben soll­te.

Fer­ner läßt der Name der neben dem Heer­we­ge und gegen­über dem Kreuz­kamp lie­gen­den Wie­sen­län­de­rei­en, de Wree­s­län­der, dar­auf schlie­ßen, daß auch Ereig­nis­se von grö­ße­rer Bedeu­tung, die in der Erin­ne­rung der Bewoh­ner Bent­heims wree­slyk, d.i. schreck­lich, grau­sig, schau­er­lich erschei­nen, an jene Stel­le sich anknüp­fen und viel­leicht wur­de hier eine letz­te blu­ti­ge Ent­schei­dungs­schlacht zwi­schen Nie­der­sach­sen und Fran­ken geschla­gen, und das dort auf­ge­rich­te­te Kreuz konn­te zugleich den end­li­chen Sieg des Chris­t­enth­ums über den Hei­den­gott ver­sinn­bild­li­chen.

An der süd­west­li­chen und süd­öst­li­chen Ecke des reform­ir­ten Kirch­hofs füh­ren zwei Wege in die­sen Kirch­hof ein. Der süd­öst­li­che Weg führt durch den Gar­ten des Ver­fas­sers.

Die­ser Weg ist kein eigent­lich öffent­li­cher Weg jemals gewe­sen, obwohl er eine grö­ße­re Brei­te nach Art eines Fahr­we­ges auf­weist. Viel­mehr ist der Gar­ten als frü­he­rer Kir­chen­kamp vom Gra­fen Ernst Wil­helm von Bent­heim im 17.

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Jahr­hun­dert aus der “Hofe­saat” ver­kauft wor­den, und es haben eini­ge Bewoh­ner der Nach­bar­schaft durch Ver­trag und Zins sich das Recht zur Benut­zung des Weges erwor­ben; die­ses Recht ist in glei­cher Wei­se auf die spä­te­ren Besit­zer über­ge­gan­gen.

Hier­mit soll gesagt sein, daß der Weg nie­mals einen öffent­li­chen Cha­rak­ter getra­gen hat.

Eben­so hat der Weg, wel­cher von Wes­ten her zum Kirch­ho­fe führt, ein­ein öffent­li­chen pro­fa­nen Zweck nie­mals gedient, und auch als Kirch­weg konn­te er nie­mals ange­se­hen wer­den, da zu der 1321 gebau­ten Kir­che nur 2 Bau­ern (Dienst­män­ner) Gel­len­beck und Schüt­te gemein­de­zu­be­hö­rig waren. Auch die­ser Weg ist gleich­falls sehr breit wie eine Fahr­stra­ße.

Fer­ner erscheint die Fol­ge­rung zuläs­sig, daß nach der Erbau­ung der ers­ten Kir­che, — die Bewoh­ner des Fle­ckens Bent­heim waren bis dahin, sofern sie nicht zur Schloß­ge­mein­de gehör­ten, in Schüt­torf und Gil­de­haus Kir­chen zuge­hö­rig — die Pro­ces­sio­nen, wel­che ehe­mals zu dem alten Chris­tus­bil­de auf dem Kreuz­kamp zogen, nun­mehr ihren Weg der neu­en Kir­che zuge­wandt haben.

Auch war der Kirch­hof nach Visch Geschich­te der Graf­schaft mit einem Altar und Sta­ti­ons­bil­dern umstellt, und so scheint es, daß die Wall­fah­rer von der meh­rerwähn­ten Heer­stra­ße ihren Weg von Süden her durch die süd­west­lich und süd­öst­lich am Kirch­hof ein­mün­den­den Wege genom­men haben könn­ten. Die­se Annah­me könn­te umge­kehrt dafür spre­chen, daß in der That süd­lich von Bent­heim in alter Zeit Wall­fahrts­we­ge, also der frag­li­che Heer­weg auch, sich befun­den hät­ten.

Die Wall­fahr­ten hät­ten somit von etwa den Jah­ren 800—900 n. Chr. bis zum Jah­re 1321 um 500 Jah­re zu

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dem Kreu­zes­bild auf dem Kreuz­kamp statt­ge­fun­den, sie haben dann eine Wei­le geruht, als zur Zeit der Refor­ma­ti­on unter Besei­ti­gung der Sta­ti­ons­bil­der auf dem Kirch­ho­fe, die Kir­che evan­ge­lisch wur­de, und sind nach­her durch den Bau der katho­li­schen Kir­che unter dem Gra­fen Ernst Wil­helm von Bent­heim wie­der üblich und zu die­ser Kir­che hin­ge­lenkt wor­den.

Die sogen. Johan­nispro­ces­si­on wird noch jetzt jedes Jahr gehal­ten. Als beson­de­res Kenn­zei­chen, als einen Hin­weis auf das hohe Alter der Bent­hei­mer Pro­ces­si­on müs­sen wir die That­sa­che betrach­ten, daß vor­zugs­wei­se auch Wall­fah­rer aus der Hol­län­di­schen Land­schaft Twen­te an der Pro­ces­si­on sich bet­hei­li­gen. Die­se Erschei­nung ist geeig­net uns in der Erin­ne­rung sogleich in die alte Tub­an­tia und unter die Tub­an­ten zurück zu ver­set­zen, indem christ­li­che Brü­der und Zuge­hö­ri­ge eines ande­ren Staa­tes mit den Bent­hei­mern, ihren frü­he­ren Stam­mes­ver­wand­ten, sich gele­gent­lich der Pro­ces­si­on all­jähr­lich zur gemein­sa­men Chris­tus-Ver­eh­rung zu ver­ei­ni­gen pfle­gen, um wie­der EINE gro­ße Tub­an­ten-Gemein­de zu bil­den. (Der Zuzug der sogen. Twen­ter zur St. Johan­nis-Pro­ces­si­on war vor 40–50 Jah­ren ein so über­aus gro­ßer, daß fast alle klei­nen Fami­li­en in Bent­heim, wel­che über einen Boden­raum und etwas Heu­o­der Stroh ver­fü­gen konn­ten, Pil­ger bei sich beher­berg­ten.)

Zum Schlus­se möch­ten wir noch eine Erklä­rung dar­über geben, aus wel­chem Grun­de wohl in ande­ren Gegen­den der Aus­ruf: “HERRGOTT VON BENTHEIM”, wel­cher also bedeu­tet: DER ERSTE CHRISTLICHE GOTT oder DIE ERSTE und eine HAUPTKIRCHE zu Bent­heim, mehr geläu­fig ist, als zu Bent­heim und in des­sen nähe­rer Umge­gend selbst.

Wir glau­ben zunächst, daß der Spruch vom Pro­phe­ten

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sich auch auf den Herr­gott von Bent­heim wird anwen­den las­sen, und wonach der Pro­phet aus­wärts mehr gegol­ten hat, als im Vater­land.

Dann aber erscheint es natür­lich, daß, wenn der Herr­gott von Bent­heim, die ers­te christ­li­che Kir­che (figür­lich) zu Bent­heim, durch das beson­ders auf­fäl­li­ge stei­ner­ne Kreuz­bild und nach­her die eigent­li­che Kir­che durch die gro­ßen Wall­fahr­ten aus dem gan­zen Tub­an­ten­gau, an wel­chen in ers­ter Linie auch die Gra­fen, Bischö­fe, Burg­män­ner, Rit­ter etc. Theil nah­men — und wel­che Wall­fahr­ten ihren Ursprung in den Wall­fahr­ten zum Hei­den­tem­pel hat­ten — berühmt wur­den, dann die­se Berühmt­heit durch den regen inter­na­tio­na­len Ver­kehr auf der von dem Zuy­der See her süd­lich von Bent­heim und zwar am Kreu­ze vor­bei füh­ren­den Heer- und Han­dels­stra­ße leicht in fer­ne Län­der getra­gen wer­den konn­te.

Auch die Ver­hei­ra­thung der mäch­ti­gen Bent­hei­mer Gra­fen mit den Töch­tern deut­scher Fürs­ten und der dadurch her­vor­ge­ru­fe­ne enge­re Ver­kehr zwi­schen den Fami­li­en der ver­wand­ten Häu­ser trug den Ruf des Herr­got­tes von Bent­heim ins Inne­re des Lan­des. Wenn z. B. in Hes­sen der Aus­ruf: “Herr­gott von Bent­heim” gang und gebe ist, so kann das gewiß auf die ver­wandt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen den Bent­hei­mer und Hes­si­schen Gra­fen­fa­mi­li­en zurück­ge­führt wer­den, da der bis 1643 regie­ren­de Graf Arnold Jost von Bent­heim die hes­si­sche Grä­fin Anna Ama­lia von Isen­burg-Büdin­gen zur Gemah­lin hat­te.