J. C. Frö­bing (1795): Geo­gra­phi­sche Beschrei­bung der Chur-Braun­schweig-Lüne­bur­gi­schen Län­der


[Frö­bing, J. C.]

Geo­gra­phi­sche Beschrei­bung der Chur-Braun­schweig-Lüne­bur­gi­schen Län­der.
Aus der neu­en Auf­la­ge des zwey­ten Ban­des der Frö­bin­gi­schen Bür­ger­schu­le beson­ders abge­druckt.

HANNOVER im Ver­la­ge der Hel­wingschen Hof­buch­hand­lung 1795

128 S. Quel­le: SLUB Dres­den
PURL: http://digital.slub-dresden.de/id429017618


Sei­te 127

Die Graf­schaft Bent­heim.

Dies schö­ne Land liegt gleich­falls im west­phä­li­schen Krei­se, und zwar an der West­sei­te des­sel­ben, zwi­schen dem Bist­hum Müns­ter und einem Theil von Hol­land. Es ist 10 Mei­len lang und 2 bis 4 breit, und besteht größ­tent­heils aus unge­mein frucht­ba­ren Ebe­nen. Alle Arten Getrei­de, auch Flachs und Hanf wer­den hier in Men­ge gebaut. Die Horn- und Schaaf-Vieh­zucht ist im schöns­ten Stan­de, und die Land­wirt­schaft über­haupt wird hier mit einer mus­ter­ba­ren Klug­heit getrie­ben. Die schöns­ten Wal­dun­gen lie­fern eine Men­ge Bau- und Brenn­holz, und sind reich an Wild aller Art, und die Ber­ge haben vie­le Stein­brü­che, aus wel­chen Sand- Qua­der- Müh­len­stei­ne und Plat­ten in Men­ge gebro­chen, und theils im Lan­de ver­braucht, theils aus­ge­führt wer­den. Die Ein­woh­ner sind sehr flei­ßi­ge Leu­te, auf­merk­sam auf jedes erlaub­te Mit­tel, wodurch sie ihre Erwerbs­art ver­bes­sern kön­nen, und sehr unter­neh­mend. Daher fin­det man unter ihnen allent­hal­ben Wohl­stand und Ver­gnü­gen. Die beträcht­lichs­ten hier gang­ba­ren Manu­fak­tu­ren sind das Gewer­be in Lein­wand, die Leder­ger­berey­en und die Per­ga­ment­ger­berey­en. Die letz­te­ren lie­fern vor­züg­lich schö­ne Waa­ren, die unter dem Namen des Hol­län­di­schen Per­ga­ments weit und breit ver­führt wer­den. — Der größ­te Fluß im Lan­de ist die Vech­te: er kömmt aus dem Bist­hum Müns­ter und ist sehr fisch­reich. Graf Fried­rich Carl Phil­ipp von Bent­heim ver­pfän­de­te die­se Graf­schaft im J. 1753 mit aller Lan­des­ho­heit dem Hau­se Han­no­ver auf 30 Jah­re. Die­se sind nun frey­lich ver­flos­sen; aber das Capi­tal ist noch nicht wie­der in unsern Hän­den. So lan­ge dies dem­nach nicht bezahlt wird,


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wird, bleibt die Graf­schaft han­nö­ve­risch. Der Luthe­ra­ner sind nur wenig in der Graf­schaft, und haben kei­ne öffent­li­che Kir­che; die Reform­ir­ten hin­ge­gen 13 und die Katho­li­ken 4 Kir­chen. Die bes­ten Örter dar­in sind: Bent­heim, ein gro­ßer Fle­cke; er ist die Resi­denz des Gra­fen. — Schüt­torf, die ältes­te St. der Graf­schaft, an der Vech­te. Hier ist eine berühm­te Per­ga­ment-Fabrik, die jähr­lich 100.000 Stück Häu­te lie­fert.


In einer zeit­ge­nös­si­schen Rezen­si­on heißt es dazu:

[RUBRIK:] ERDBESCHREIBUNG.
HANNOVER, b. HELWING: Geo­gra­phi­sche Beschrei­bung der Chur-Braun­schweig-Lüne­bur­gi­schen Län­der. 1795. 129 S., 8′.

“Die­se Schrift ist aus der neu­en Auf­la­ge des zwey­ten Ban­des des FRÖBINGSCHEN BURGERSCHULE beson­ders abge­druckt wor­den, um den EINLÄNDERN das Stu­di­um ihrer vater­län­di­schen Geo­gra­phie auf die wohl­feils­te Art zu ver­schaf­fen. Mit die­ser Hin­sicht recht­fer­tigt sich auch der Gebrauch der Abbre­via­tu­ren, und die popu­lä­re Schreib­art. Hr. Frö­bing hat dar­in die Abt­hei­lung nach den Pro­vin­zen gewählt und, eine Dig­res­si­on über Hier­ar­chie aus­ge­nom­men, den Haupt­zweck stets vor Augen gehabt. Das Detail über eini­ge anschei­nend klein­li­che Gegen­stän­de, und die Erwäh­nung der Ver­diens­te von ein­zel­nen Han­no­ve­ra­nern ist dem ange­nom­me­nen Maaß­sta­be ganz gemäß; und letz­te­res kann auch im Aus­lan­de nicht anstö­ßig sein, da von dem Geis­te der han­no­ve­ri­schen Die­ner­schaft und von den Vor­zü­gen der inne­ren Admi­nis­tra­ti­on weit weni­ger durch die Lite­ra­tur bekannt wird, als von jedem andern deut­schen Staa­te.”

In: ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG,
No. 130, April 1706, Spal­te 206.