Von Helmut Schönrock
Das im Bentheimer Schlosspark errichtete Batavia-Portal, ein Nachbau des aus dem 1629 vor Australien gesunkenen niederländischen VOC-Schiff „Batavia“ geborgenen Sandsteinportals, soll einen Platz erhalten.
Gesellschaften brauchten seit jeher zentrale Orte, an denen man sich versammelte. In der griechischen Antike war die Agora ein von Säulengängen umstandener Versammlungsplatz für die Bürger. In der römischen Architektur übernahm das Forum diese Funktion. Seit dem Mittelalter galt ein Platz innerhalb einer Stadt oder eines Dorfes, an dem materielle oder immaterielle Güter gehandelt wurden, als Marktplatz. Hier galt das jeweilige städtische oder lokale Marktrecht.
Ein Ort der Kommunikation
Die Märkte waren die Zentren städtischen Lebens. Der hier stattfindende materielle und immaterielle Handel hatte ganz wesentlich zum Aufschwung der Städte im Mittelalter beigetragen. In der Regel war der Marktplatz der zentrale Ort in einer Stadt von hohem architektonischen Rang, an dem auch das Rathaus stand. So zum Beispiel das im 17. Jahrhundert aus Bentheimer Sandstein gebaute Rathaus in Amsterdam.
Der Platz hatte also seit jeher eine herausragende Bedeutung. Hier wurde nicht nur Markt gehalten, es war der ideale Ort für Versammlungen, öffentliche Mitteilungen und den individuellen Informationsaustausch. Der Platz war somit ein Ort der Kommunikation.
Auch das im Schlosspark erbaute Batavia-Portal mit dem umgebenen Batavia-Platz soll ein Ort der Kommunikation sein. Eigentlich hat ein Tor bzw. Portal eine andere Aufgabe. Es ist der Ein- und Ausgang zum Beispiel in ein Haus, in ein öffentliches Gebäude, in eine Kirche oder, wie in unserem Fall, in eine Festung.
Bis zu 200 Sitzplätze möglich
Es gibt Gründe, die Funktion dieses Portals zu erweitern. Das Batavia-Portal hat zwar auch eine „hineingehende Funktion“, man betritt durch das Portal den Schlosspark, es ist sozusagen das „Tor“ zum Park. Die eigentliche Funktion, das „Betreten einer Festung“, konnte natürlich nicht wiederhergestellt werden. Das Portal steht nicht, wie im Original geplant, vor der Festungsmauer, sondern es steht frei. So ist nicht nur die Vorderseite, die Schmuckseite, zu sehen, sondern auch die im Original nicht sichtbare Rückseite. Das Arbeitsteam um das Batavia-Portal möchte zu diesem Tor Erklärungen vor Ort anbieten.
Mit der Sichtachse auf Tor und Burg entsteht ein fast halbkreisförmiger Platz (Kreissegment von 150 Grad) vor dem Tor. Die Platzfläche wird nicht vollständig gepflastert, sondern größtenteils zu einer wassergebundenen Wegedecke geschottert. Der Weg durch das Portal wird mit Trittsteinen aus Sandstein gestaltet, um den Bezug zum Portal zu verstärken. Eingefasst wird der Platz zur Parkseite hin mit kleinen, aus alten Sandsteinen eingefassten Hochbeeten. Die Rückseite wird mit einer halbhohen Hecke gestaltet. Vor der Hecke werden Sitzbänke aufgestellt. Für Veranstaltungen können bei Bedarf 200 Sitzplätze geschaffen werden. Es ist auch Raum vorgesehen für den Aufbau einer kleinen mobilen Bühne. Strom- und Wasserversorgung sind vorhanden und ermöglichen so Veranstaltungen jeglicher Art.
„Speakers Corner“ als Vorbild?
Durch die festen Sitzplätze wird Raum und zum Verweilen und zur Besinnung geboten. Es wird so eine Möglichkeit geschaffen, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Eine Art „Speakers Corner“ wie im Hydepark in London ist denkbar. Von einem Foto-Point aus ist es möglich, das Portal mit der Burg im Hintergrund für Foto- und Filmaufnahmen zu nutzen.
Die Erklärungen vor Ort werden durch Informationstafeln und über QR-Codes abrufbare Informationen zur Verfügung gestellt. So entsteht ein „Platz zum Entdecken“. Und nicht nur die Bentheimer Geschichte wird so lebendig gehalten. Der Batavia-Platz könnte sich so zu einem zentralen kulturellen Kommunikationsort und Veranstaltungsort der Stadt entwickeln.
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