Von Hinnerk Schröer „Allein unsere sieben ehrenamtlichen Steinmetze haben bis jetzt mehr als 1700 Stunden Arbeit in das Projekt gesteckt“, sagte Dr. Angelika Rieckeheer, die zusammen mit Katrin Bock im Bautagebuch Bad Bentheimer Bürgerstiftung für das Batavia-Portal blättert. In dem dicken Buch sind alle Arbeitsschritte der letzten vier Jahre genau aufgelistet und mit Kommentaren versehen. „Es ist toll zu sehen, was hier entsteht. Das hätte meinen Vater auch begeistert“, sagte Katrin Bock. Ihr Vater Dr. Helmut Bock, der zu Beginn dieses Jahres verstorben ist, war der maßgebliche Initiator des Nachbaus des Batavia-Portals im Bentheimer Schlosspark. In der vergangenen Woche nahm die Bürgerstiftung mit zahlreichen Gästen den Baufortschritt unter die Lupe. Der Anlass war die Übergabe eines symbolischen Schecks der Grafschafter Sparkassenstiftung durch den Stiftungsratsvorsitzenden Norbert Jörgens über 17.500 Euro. Mit dem Geld unterstützt die Sparkassenstiftung um Lars Klukkert eine länderübergreifende Studie zur Kolonialgeschichte. In einer Dokumentation, in die auch die Ergebnisse eines in Planung befindlichen Symposiums einfließen sollen, soll die Geschichte festgehalten werden.
„Das Batavia-Portal ist ein kunsthistorisch bedeutendes Zeugnis aus der niederländischen Kolonialzeit in Ostindien. Im Lauf der öffentlichen Debatte ist es uns ein großes Anliegen geworden, die Kolonialgeschichte des Portals exakt einordnen zu können“, sagte Bernhard Hofste von der Bürgerstiftung, der betonte, dass geäußerte Kritik dabei ein wertvoller Denkanstoß gewesen sei: „Es lohnt sich, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und daraus für die heutige Zeit zu lernen.“ Ziel sei es, das koloniale Erbe nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Rahmen zu hinterfragen. Denn das Portal ist ein Beispiel für die länderumspannende Verflechtung im 17. Jahrhundert. Zwischen Bad Bentheim als Lieferanten für den Sandstein, den Niederlanden mit der wichtigen VOC-Handelsorganisation (Vereenigde Oostindische Compangie) und seinen Kolonien in Südostasien. „Uns war dabei von Anfang an bewusst, dass das koloniale Erbe nicht im Alleingang, sondern nur zusammen mit Fachleuten aufzuarbeiten ist“, betonte Rieckeheer. So konnte die Stiftung mit Professor Dr. Jos Gommans vom Institute for Colonial and Gobal History der niederländischen Universität Leiden einen renommierten Experten auf dem Fachgebiet gewinnen. Auch mit der Universität in Paderborn steht die Stiftung in engem Austausch. Zudem wird auch das Wissen von Jeremy Green vom Westaustralian Maritime Museum in Perth, dem Leiter bei der Bergung der Bentheimer Sandsteine im Wrack der „Batavia“ in den 1970-iger Jahren, in die Dokumentation einfließen. Vor Ort sind Kooperationen mit den Obergrafschafter Schulen geplant, sodass die Schülerinnen und Schüler anhand des Portals im Schlosspark Kolonialgeschichte hautnah erleben können.
Eine Aufwertung wird der nördliche Bereich des Schlossparks durch das Batavia-Portal erhalten. Denn vor dem Torbogen wird durch die Stadt ein Veranstaltungsplatz für rund 250 Besucher entstehen, auch die Wege rund um den neuen Blickfang werden neu gestaltet. „Wir erfahren durch die Stadt Bad Bentheim sehr große Unterstützung. Auch auf den Bauhof konnten wir uns immer verlassen“, betonte Rieckeheer, die sich auch bei den zahlreichen Ehrenamtlichen für den großen Einsatz bedankte. In diese Kerbe schlug auch Norbert Jörgens: „Man spürt, dass hier ein echtes Team am Werk ist. Das ist ein Bürgerprojekt im besten Sinne, das wir gern unterstützen“, sagte der Stiftungsratsvorsitzende. Auf viel Bürgernähe wurde auch bei der Entstehung des Portals geachtet. So konnten Interessierte den Steinmetzen bei ihrer Arbeit in der Steinmetzhütte neben dem Sandsteinmuseum über die Schulter schauen. Die Hütte, die von der Kreissparkasse finanziell gefördert wurde, wird jetzt in den Besitz des Sandsteinmuseums übergehen.
Bei der Umsetzung des Großprojekts haben die Beteiligten auf jedes noch so kleine Detail geachtet. So wurde der endgültige Standort gleich mehrfach zunächst um einige Meter oder am Ende gar wenige Zentimeter versetzt. Denn ein Highlight ist, dass durch den Bogen der Blick auf die Bentheimer Burg fällt. „Die Ästhetik des Portals ist einmalig. Dann muss es der Standort auch sein“, sagte Helmut Schönrock, der auch beim Bau des Sandsteintores viel kunstgeschichtliches Wissen einbrachte. Denn in den alten Zeichnungen war die Gestaltung des rund sieben Meter hohen Torbogens nicht genau überliefert. „Helmut hat mit dem goldenen Schnitt dafür gesorgt, dass alles im Lot ist“, sagte Hofste. Den krönenden Abschlussstein bildet ein Löwenkopf, den die Steinmetzin Petra Röseler-Lansmann gestaltet hat. Die Bildhauerin stand darüber hinaus auch den ehrenamtlichen Steinmetzen der Bürgerstiftung mit Rat und Tat zur Seite. Das Ergebnis kann sich schon vor der endgültigen Fertigstellung sehen lassen. „Wir sind alle ganz überwältigt davon, wie schön es jetzt schon aussieht“, sagte Angelika Rieckeheer.
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