Die Planungen für den Nachbau des Batavia-Portals im Schlosspark von Bad Bentheim befinden sich auf der Zielgeraden. Am Freitagvormittag haben die Projektverantwortlichen der Bürgerstiftung den Bauantrag zur Unterschrift im Rathaus eingereicht.
Bad Bentheim Gekommen waren Vertreter der Bürgerstiftung, der Stadtverwaltung, des Sandsteinmuseums, des Ingenieurbüros Lindschulte und der Gildehauser Hobby-Steinmetz Konrad Lippok. Im Gepäck hatten die Projektverantwortlichen der Bürgerstiftung den Bauantrag für das Sandsteinportal, den Bürgermeister Volker Pannen unterschrieb.
Wie berichtet, soll im Schlosspark ein Nachbau in Originalgröße des Portals aus Bentheimer Sandstein entstehen. Die Sandsteinblöcke waren 1629 an Bord der Batavia, dem Flaggschiff der niederländischen „Vereenigde Oost-indische Compagnie“ (VOC), das auf dem Weg nach Batavia, dem heutigen Jakarta, vor der Westküste Australiens auf ein Riff aufgelaufen und gesunken war. In Batavia sollte der Torbogen das Hauptportal der dortigen Festung zieren. 1963 wurde das Wrack entdeckt und später geborgen. Das Portal wurde nach der Bergung von Experten wieder zusammengesetzt und steht heute in einem Museum im australischen Geraldton. Eine Replik ist in Fremantle ausgestellt.
Bernd Hofste aus der Projektgruppe der Bürgerstiftung richtete seinen Dank an das Ingenieurbüro Lindschulte für die Unterstützung und die Vorbereitung des Antrages mit Erstellung der Baustatik. Auch der Bentheimer Bauamtsleiterin Laura Iking dankte Hofste für die weitere Hilfe. Nun wird der unterschriebene Bauantrag beim Landkreis eingereicht. Dann heißt es warten. „Wir hoffen auf eine baldige Genehmigung“, so Bernd Hofste.
„Ich bin auch sehr froh, dass wir die Hobby-Steinmetze mit an Bord haben“, bekannte Bernd Hofste. Unter der Leitung von Innungsmeister Thomas Lindner soll am Sandsteinmuseum, in der Nähe des Standortes, wo das Portal später stehen soll, eine offene Baustelle entstehen, an der auch die Bürger selbst Hand anlegen und die Steine bearbeiten können. „Der Weg ist das Ziel“, sagte Bernd Hofste. Eine Idee ist zudem, im Sommer eine Ferienpassaktion anzubieten, an der Kinder an den Steinen arbeiten können.
Als nächster Schritt soll nun, wenn das Wetter es zulässt, eine Bauhütte am Sandsteinmuseum entstehen. Zwei Scheunen, die bisher auf alten Hofstellen gestanden haben, werden dort wieder aufgebaut.
„Das Projekt soll auch eine Wertschätzung gegenüber den Menschen sein, die früher in den Steinbrüchen hart gearbeitet haben, gelitten haben und krankheitsbedingt früh gestorben sind“, erklärte Bernd Hofste. Es sei ein Projekt, dass mit viel Geschichte verbunden sei — nicht nur mit schöner Geschichte, sondern auch mit viel Leid. So ist die Historie der VOC auch mit der Sklaverei und Menschenhandel verbunden. Unter den Überlebenden der Batavia hatte es nach dem Auflaufen auf das Riff zudem eine Meuterei und Massaker gegeben.
Volker Pannen unterstrich, dass rund um das Batavia-Portal ein Veranstaltungsort entstehen werde. „Es soll nicht nur ein Denkmal sein.“ Zudem plane die Stadt, anlässlich der Bauarbeiten auch den Klimaschutz zu thematisieren und einen Blick an den Ort zu werfen, für den das Sandsteinportal einst bestimmt war: das heutige Jakarta. „Die Stadt dort versinkt aufgrund des Klimawandels im Meer und soll neu gebaut werden“, betonte Volker Pannen. „Wir wollen ganz bewusst über den Tellerrand schauen.“
Die Gesamtkosten für das Batavia-Projekt belaufen sich auf 240.000 Euro. Die Hälfte davon soll aus öffentlichen Geldern bezahlt werden, über die genaue Höhe des städtischen Anteils wird im Tourismusausschuss im März gesprochen werden. Fördergelder sind aus der Städtebauförderung eingeplant. Für die restliche Finanzierung ist die Bürgerstiftung auf Spenden angewiesen.
„Jede Spende, auch der kleinste Betrag, ist willkommen“, betonte Dr. Angelika Rieckeheer, Vorsitzende der Bürgerstiftung. Neben Geldspenden freue sich die Bürgerstiftung darüber hinaus auch über Zeit- und Ideenspenden, hob Bernd Hofste hervor.
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