Bata­via-Por­tal bekommt Platz im Schloss­park

Die Arbei­ten für den Nach­bau des gro­ßen Bata­via-Por­tals im Bent­hei­mer Schloss­park neh­men kon­kre­te For­men an. Die Vor­be­rei­tun­gen sind abge­schlos­sen, nun wird der Bau­an­trag beim Kreis­bau­amt gestellt. Das Por­tal soll einen Platz im Schloss­park bekom­men.

Von Jonas Schön­rock

Bad Bent­heim Initia­to­rin und maß­geb­li­cher Finan­zier des Pro­jek­tes ist die Bür­ger­stif­tung Bad Bent­heim.

„Wir bau­en das Tor exakt so nach, wie es 1628 den Hafen von Ams­ter­dam ver­las­sen hat“, sagt Bernd Hofste, Pro­jekt­lei­ter der Bür­ger­stif­tung. Das Por­tal sei ein ech­tes Schmuck­stück gewe­sen, es soll­te den Ein­gang einer Fes­tung der Ver­ei­nig­ten Ost­in­di­schen Kom­pa­nie in Jakarta/Indonesien zie­ren. Dazu kam es aber nie, weil das Schiff Bata­via, das den Bent­hei­mer Sand­stein an Bord hat­te, 1629 vor Aus­tra­li­en gesun­ke­nen ist.

1976 hat­te Aus­tra­li­en die Bata­via vom Mee­res­grund heben las­sen. Unter­su­chun­gen erga­ben, dass es sich bei der Ladung tat­säch­lich um Bent­hei­mer Sand­stein han­delt – was die Bedeu­tung des Graf­schaf­ter Gesteins als welt­wei­tes Kul­tur­gut unter­streicht. Die 137 gela­de­nen Stei­ne erge­ben zusam­men­ge­setzt einen knapp sie­ben Meter hohen Tor­bo­gen, der heu­te im Muse­um der west­aus­tra­li­schen Stadt Gerald­ton aus­ge­stellt ist.

Vie­le klei­ne Schrit­te

Ein ori­gi­nal­ge­treu­er Nach­bau aus hei­mi­schem Sand­stein wird nun in Bad Bent­heim ent­ste­hen. Die Fer­tig­stel­lung ist in rund zwei Jah­ren geplant. Bis dahin wird es in vie­len klei­nen Schrit­ten vor­an­ge­hen. „Die Rei­se dort­hin ist uns sehr wich­tig. Wir wol­len die Men­schen mit­neh­men, wir wol­len ein leben­di­ges Por­tal“, betont Dr. Ange­li­ka Rieck­e­heer, Vor­sit­zen­de der Bür­ger­stif­tung. Seit einem Jahr beschäf­tigt sich eine Pro­jekt­grup­pe mit der Umset­zung. In die­ser haben sich 15 Per­so­nen aus der Graf­schaft zusam­men­ge­schlos­sen. „Wir sind ein Team, in das vie­le ihre Kom­pe­ten­zen ein­brin­gen. Das Netz­werk funk­tio­niert und lie­fert schon jetzt vie­le Impul­se für das Bata­via-Por­tal“, sagt Bernd Hofste.

Das Tor wird im Schloss­park errich­tet, ori­gi­nal­ge­treu mit einer Höhe von 6,67 Metern, einer Brei­te von 5,20 Metern und einer Tie­fe von 1,20 Metern. Da es frei ste­hen wird, erhält es ein innen­lie­gen­des Stütz­ge­rüst. Neu ist der Stand­ort: Das Tor wird rund 200 Meter west­lich vom jet­zi­gen Modell errich­tet, das zur­zeit mit bedruck­ter Folie an einem Gerüst einen ers­ten Ein­druck ver­mit­telt. „Beim Durch­schrei­ten des Por­tals hat man künf­tig einen direk­ten Blick auf die Burg Bent­heim“, erklärt Ange­li­ka Rieck­e­heer. Die­ser neue Stand­ort hat nach Ansicht der Bür­ger­stif­tung außer­dem den Vor­teil, dass er mit einem davor lie­gen­den neu­en „Bata­via-Platz“ ein Bent­hei­mer Treff­punkt wer­den könn­te. Im Rah­men einer Neu­ge­stal­tung des Schloss­parks soll künf­tig ein neu­er Weg direkt durch das Tor füh­ren.

Um das Por­tal her­um sol­len Bän­ke im Halb­kreis errich­tet wer­den. „Wir wol­len einen Ort der Kom­mu­ni­ka­ti­on und Besin­nung schaf­fen, für Klein­kunst, Kon­zer­te und Begeg­nung“, sagt Rieck­e­heer. Geplant ist auch, QR-Codes zu instal­lie­ren, damit sich Besu­cher über das Smart­phone die Geschich­te der Bata­via-Sand­stei­ne erzäh­len las­sen kön­nen. „Es geht uns dar­um, mate­ri­el­les und imma­te­ri­el­les Kul­tur­gut zu erhal­ten. Eine Kopie eines sol­chen Bau­werks macht nur Sinn, wenn man dazu Geschich­ten erzäh­len kann“, unter­streicht Bernd Hofste.

Start der Spen­den­ak­ti­on

Die Bür­ger­stif­tung geht von Pro­jekt­kos­ten in Höhe von 200.000 Euro net­to aus. Min­des­tens die Hälf­te davon muss über Spen­den ein­ge­wor­ben wer­den. Außer­dem ist vor­ge­se­hen, För­der­gel­der zu bean­tra­gen. „Wir haben aber den Ehr­geiz, den Groß­teil der Kos­ten über Spen­den zu finan­zie­ren“, sagt Bernd Hofste.

In den kom­men­den Wochen wer­den die Akti­ven der Bür­ger­stif­tung daher für die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung des Bata­via-Pro­jek­tes wer­ben. Schon vor dem offi­zi­el­len Start der Spen­den­ak­ti­on sei­en bereits Gel­der ein­ge­trof­fen. Aus­drück­li­cher Wunsch der Bür­ger­stif­tung ist es, die Men­schen fort­lau­fend eng mit ein­zu­bin­den. „Es soll ein Bür­ger­pro­jekt wer­den, an dem sich jeder betei­li­gen kann“, sagt Ange­li­ka Rieck­e­heer. Geplant ist bei­spiels­wei­se auch eine „offe­ne Bau­stel­le“ am Sand­stein­mu­se­um, in der Inter­es­sier­te unter fach­li­cher Anlei­tung von Stein­met­zen aus der Regi­on Stei­ne für das Por­tal bear­bei­ten kön­nen. Die Bür­ger­stif­tung wird bei der Umset­zung des Pro­jek­tes mit dem Sand­stein­mu­se­um koope­rie­ren. Hier ist unter ande­rem bereits ein Modell des gesun­ke­nen Schiffs im Maß­stab 1:80 zu sehen.

In den ver­gan­ge­nen Mona­ten hat die Pro­jekt­grup­pe der Bür­ger­stif­tung alle Infor­ma­tio­nen zusam­men­ge­tra­gen, die nötig sind, um das Tor ori­gi­nal­ge­treu nach­zu­bau­en. Das Mari­ti­me Muse­um im aus­tra­li­schen Free­mant­le stell­te umfang­rei­che Daten­sät­ze zu den genau­en Abmes­sun­gen aller Sand­stein­blö­cke des Por­tals zusam­men. Kon­tak­te gibt es zu den Uni­ver­si­tä­ten Darm­stadt und Pader­born. Die­se for­schen zum The­ma „Sand­stein als glo­ba­les Kul­tur­gut“. Im Rah­men die­ses Pro­jek­tes wur­de das Bata­via-Por­tal mit­tels Pho­to­gram­me­trie auf­ge­nom­men und aus­ge­wer­tet. Aus die­sen Daten erhiel­ten die Wis­sen­schaft­ler ein digi­ta­les 3D-Com­pu­ter­mo­dell als Grund­la­ge, um die Grö­ße der Stei­ne zu ermit­teln. Vor Ort beglei­tet Tho­mas Lind­ner, Lan­des­in­nungs­meis­ter der Stein­met­ze, die Arbei­ten eben­so wie wei­te­re Stein­met­ze aus der Graf­schaft.

Details zum Pro­jekt gibt es auch in Vor­trags­ver­an­stal­tun­gen: Am 23. Okto­ber spricht der Bent­hei­mer Geo­in­ge­nieur Dr. Hel­mut Bock um 19.30 Uhr im katho­li­schen Pfarr­amt über die Fra­ge: „Wie kommt das Bata­via-Por­tal zu uns?“. Am 20. Novem­ber infor­miert Hel­mut Schön­rock, Kura­tor des Muse­ums am Her­ren­berg, um 19.30 Uhr im Treff 10 über „Das Geheim­nis des Bata­via-Por­tals“.

Infor­ma­tio­nen erhal­ten Inter­es­sier­te unter www.buergerstiftung-badbentheim.de oder tele­fo­nisch bei Dr. Ange­li­ka Rieck­e­heer unter 0 59 22 58 09 441.

© Graf­schaf­ter Nach­rich­ten 2019. Alle Rech­te vor­be­hal­ten
Ver­viel­fäl­ti­gung nur mit Geneh­mi­gung der Graf­schaf­ter Nach­rich­ten GmbH & Co. KG.