Werk­statt­be­richt


Die­se Tex­te sind – selbst in Anti­qua­ria­ten – sel­ten gewor­den, in Büche­rei­en nur noch über die soge­nann­te “Fern­lei­he” zu bekom­men. Aber nach ent­spre­chen­der Digi­ta­li­sie­rung bzw. einem Neu­druck in heu­te übli­cher Typo­gra­phie kann die “Hori­zont­ver­schmel­zung”, oft über meh­re­re Jahr­hun­der­te hin­weg, gelin­gen. Wir erken­nen, dass der latei­ni­sche Satz: “Tua res agi­tur” (DEINE Sache wird [hier] ver­han­delt) sei­ne Berech­ti­gung hat, wir kön­nen uns zurück­ver­set­zen in einen Lebens-All­tag von vor 200 Jah­ren oder mehr, füh­len uns nach der Lek­tü­re ein­be­zo­gen in dama­li­ge Ver­hält­nis­se. Die­se Fix­punk­te auf dem his­to­ri­schen Boden der Erin­ne­rung geben Halt für gül­ti­ge Ein­schät­zun­gen, auch für die Ori­en­tie­rung in der Gegen­wart: Fort­schritt darf nicht rück-sichts-los von­stat­ten gehen.

Dazu genügt es aber nicht, das ent­spre­chen­de anti­ke Schrift­gut anzu­schaf­fen und in ein Buch­re­gal zu stel­len, obwohl eine klei­ne, aber fei­ne Stif­tungs­bi­blio­thek trotz­dem Sinn macht (und auch gera­de ent­steht), son­dern die Tex­te müs­sen auch tat­säch­lich nutz­bar sein. Dazu tra­gen die Digi­ta­li­sie­run­gen der Bür­ger­stif­tung wesent­lich bei: in Lese­tests mit Schü­lern wur­de her­aus­ge­fun­den, dass – abhän­gig vom Bil­dungs­stand — nur noch 15 bis 28 Pro­zent aller heu­ti­gen Schü­le­rin­nen und Schü­ler Tex­te lesen kön­nen., die in his­to­ri­scher Frak­tur­schrift gedruckt  wur­den. Anders for­mu­liert: drei Vier­tel kön­nen die­se span­nen­den Infor­ma­tio­nen nicht nut­zen, selbst dann nicht, wenn das Buch vor­liegt.

Werk­statt­be­richt — Regio­na­le Geschich­te allen zugäng­lich machen

Das hier sorg­fäl­tig digi­tal umge­setz­te regio­nal­ge­schicht­lich rele­van­te Schrift­gut bil­det somit einen wei­te­ren Eck­pfei­ler der Arbeit der Bür­ger­stif­tung in ihrem Bemü­hen um Berei­che­rung des geschicht­li­chen Bewußt­seins, und zwar in beson­de­rer Wei­se. Im Fol­gen­den beschrei­ben wir Ihnen kurz, nach wel­chen Kri­te­ri­en wir die Buch­vor­la­ge digi­tal umge­setzt haben, und wel­che Vor­tei­le die­ser Metho­de bie­tet.

Obers­tes Ziel war es, wis­sen­schaft­li­chen Ansprü­chen voll zu genü­gen (eine kor­rek­te Zitier­fä­hig­keit durch sei­ten­ge­treue Wie­der­ga­be ist gewähr­leis­tet), aber wir woll­ten durch­aus “mehr” dar­stel­len als das Ori­gi­nal. Aus unse­rer Sicht spricht nichts dage­gen, zum Bei­spiel ver­an­schau­li­chen­de Fotos, die zur Erschei­nungs­zeit des Ori­gi­nal­tex­tes noch nicht mög­lich waren, mit in den Web­sei­ten­text ein­zu­bau­en – natür­lich als Zutat kennt­lich gemacht – um so die Ein­drück­lich­keit, aber auch die opti­sche Freu­de zu erhö­hen. Glei­ches gilt für sinn­stif­ten­de Erläu­te­run­gen und Ergän­zun­gen.

Die im Buch­an­hang oder ‑vor­spann benann­ten Druck­feh­ler kön­nen – anders als im gedruck­ten Ori­gi­nal – an Ort und Stel­le sicht­bar gemacht wer­den; für vie­le orts­ge­bun­de­ne Objek­te gibt es die Mög­lich­keit, aktu­el­le oder his­to­ri­sche Fotos oder Grund­ris­se etc. ein­zu­bin­den. Bei umfäng­li­chen Wer­ken kön­nen pro­blem­los Stich­wort­ver­zeich­nis­se oder Inhalts­ver­zeich­nis­se, die im Ori­gi­nal oft feh­len, den Zugriff erleich­tern.

Um eine kor­rek­te Zitier­wei­se zu ermög­li­chen, wur­den Feh­ler nicht still­schwei­gend ver­bes­sert, son­dern bei beson­ders auf­fäl­li­gen Abwei­chun­gen mit dem rot gedruck­ten Hin­weis [sic!] ver­se­hen, um die Kor­rekt­heit der Vor­la­gen-Über­tra­gung zu doku­men­tie­ren. Die­ser Hin­weis steht auch dann, wenn z. B. anstel­le eines Punk­tes fälsch­lich ein Kom­ma gedruckt wur­de. Gesperrt dar­ge­stell­te Text­tei­le wer­den durch­gän­gig in VERSALIEN wie­der­ge­ge­ben, um unge­wünsch­te Zei­len­um­brü­che zu ver­mei­den.

Wenn Sie spe­zi­el­le Wün­sche nach wei­te­ren Archi­va­li­en haben, sen­den Sie uns gern eine Anfra­ge, dann kön­nen wir prü­fen, ob wir den digi­ta­li­sier­ten Wunsch­text eben­falls auf die Sei­te set­zen kön­nen.
Wir wün­schen Ihnen viel Freu­de beim Ent­de­cken des­sen, was unse­re Alt­vor­de­ren über “Gott und die Welt” dachten/zu sagen hat­ten.

Dr. Horst Otto Mül­ler, 2016