P. F. Wed­di­gen: Neu­es west­phä­li­sches Maga­zin zur Geo­gra­phie, His­to­rie und Sta­tis­tik


s001_gesamttitel

Neu­es
west­phä­li­sches
MAGAZIN
zur
Geo­gra­phie, His­to­rie und Sta­tis­tik


her­aus­ge­ge­ben

von

P. F. Wed­di­gen,

Magis­ter der Phi­lo­so­phie, Leh­rer des Gym­na­si­ums zu Bie­le­feld,
und ordent­li­chen Mit­glie­de der natur­for­schen­den Gesell­schaft
zu Hal­le.


Ers­ter Band.

Heft 1–4.

BIELEFELD auf des Her­aus­ge­bers Kos­ten.
LEMGO und LEIPZIG in der Mey­er­schen Buch­hand­lung.


Bücke­burg, 1789.
gedruckt vom Hof­buch­dru­cker Johann Fried­rich Alt­haus.


Sr. Excel­lenz
dem Herrn
Gehei­men Etats-Minis­ter
FREYHERRN VON WOELLNER

wied­met [sic!]

ehr­furchts­voll

die­sen Band sei­nes West­phä­li­schen Maga­zins
der Her­aus­ge­ber.

Bie­le­feld 20. März 1789.


s002_unpaginiert_vorbericht

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VORBERICHT.

Der Enge­län­der, schrieb jüngst ein aus­wär­ti­ger Gelehr­ter, unter­stüt­zet die­je­ni­gen Schrif­ten, die sei­nem Vater­lan­de gewid­met sind, mit einem patrio­ti­schen Eifer, der sei­nem Cha­rak­ter Ehre macht. Ob man aber auch in West­pha­len bey lite­ra­ri­schen Unter­neh­mun­gen, auf Patrio­tis­mus rech­nen kön­ne, dar­an zweif­le ich, und wet­te, daß auch die GEMEINNÜTZIGSTE PERIODISCHE Schrift, nicht drey Jah­re in die­sen Gegen­den Freun­de, Beför­de­rer und Lieb­ha­ber fin­den wer­de.

Der gute Mann hät­te mich fast abge­schreckt, mei­ne Bemü­hun­gen, die mit nicht gerin­gen Kos­ten ver­bun­den sind, für West­pha­len fort­zu­set­zen, wenn ich mich von dem Grun­de sei­nes Zwei­fels hät­te über­zeu­gen kön­nen.

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Im Ver­trau­en auf mei­ne edel­den­ken­de Lan­des­leu­te, denen es wahr­schein­lich Ver­gnü­gen machen wird, daß ihr bis­her UNBEKANNTES Vater­land Ihnen und dem AUSLÄNDER bekann­ter wer­de, wage ich es die­se peri­odi­sche Schrift, in einer zahl­rei­chen Gesell­schaft schätz­ba­rer Gelehr­ten, zum Bes­ten des Publi­kums fort­zu­set­zen. Es wird jedem Freun­de West­pha­lens ange­nehm seyn, daß die vier ers­ten Jahr­gän­ge die­ses Maga­zins selbst von Fran­zö­si­schen Gelehr­ten in Paris nicht nur mit Bey­fall öffent­lich beurt­hei­let, son­dern auch zum Theil aus­ge­schrie­ben wor­den sind. Der rei­che Vor­rath an Mate­ria­li­en, Und die fort­dau­ren­de Unter­stüt­zung, wel­cher mich selbst eini­ge fürt­re­f­li­che [sic!] Staats­män­ner, die AN DER QUELLE sit­zen, gewür­di­get haben, erhal­ten mir die Hof­nung [sic!], daß auch die Fort­set­zung die­ses Werks den Bey­fall West­pha­lens und der Aus­län­der erhal­ten wer­de. Schon aus den vori­gen 16 Hef­ten des West­phä­li­schen Maga­zins, wel­che nicht weni­ger als 9 Alpha­be­te GRÖSZTENTHEILS BISHER NIE GEDRUCKTER geo­gra­phi­scher und sta­tis­ti­scher Nach­rich­ten ent­hal­ten, wird man den Schluß machen kön­nen, wel­che wei­te Lücken in der Beschrei­bung der West­phä­li­schen Pro­vin­zen bis­her übrig

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geblie­ben sind. — Ich hof­fe, daß jeder patrio­ti­sche Lands­mann, der den AMTSDISTRIKT, die STADT, das DORF wor­in er lebt, voll­stän­dig beschrei­ben kann, zum Bes­ten der Erd­kun­de sein Scherf­lein mit Ver­gnü­gen in die­se vater­län­di­sche Schrift nie­der­le­gen wer­de. Es wür­de mch schmer­zen, wenn ich mich in Anse­hung des guten Wil­lens mei­ner Lands­leu­te, GEMEINNÜTZIGE Bemü­hun­gen zu unter­stüt­zen, soll­te geir­ret haben. — -

Der Plan die­ses NEUEN WESTPHÄLISCHEN MAGAZINS unter­schei­det sich von dem vori­gen durch kei­ne wesent­li­che Abän­de­rung. LAGE, GRÄNZEN, EINWOHNER, SPRACHE, SITTEN, LEBENSART, INDUSTRIE, ERZIEHUNGSWESEN, LANDESREGIERUNG, LANDESGESETZE, PRODUKTE aus den drey Rei­chen der Natur, FELDBAU, MÜNZFUSZ, KULTUR DER WISSENSCHAFTEN, HANDLUNG, SCHIFFAHRT, POSTWESEN, BESCHREIBUNGEN VON FABRIKEN, NACHRICHTEN von ver­stor­be­nen und noch leben­den WESTPHÄLISCHEN GELEHRTEN, merk­wür­di­gen KAUFLEUTEN, OEKONOMEN und KÜNSTLERN, kurz, alle Nach­rich­ten, die zu einer künf­ti­gen his­to­ri­schen, geo­gra­phi­schen und sta­tis­ti­schen Beschrei­bung

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des Wesphä­li­schen [sic!] Krei­ses erfor­dert wer­den, sind will­kom­men. Nur bit­te ich das BEKANNTE von dem UNBEKANNTEN, das NÜTZLICHE von dem UNNÜTZEN, das WAHRE von dem UNWAHREN zu sich­ten wie die Spreu von dem Wait­zen [sic!]. Frey­müt­hi­ge Urt­hei­le über GEBRECHEN und MÄNGEL, wenn sie auf Wahr­heit gegrün­det sind, wer­den jedem Freun­de des Guten will­kom­men seyn, wenn die Absicht durch­leuch­tet, Män­ner dar­auf auf­merk­sam zu machen, wel­che das Uebel heben kön­nen.

Gott gebe der Fort­set­zung die­ses Werks sei­nen Segen.

BIELEFELD im März 1789.



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ENTWURF

zu

einer topo­gra­phisch-sta­tis­ti­schen Beschrei­bung der

Reichs-Graf­schaft Bent­heim.

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LAGE UND GRÖSZE.

Die zu dem Nie­der­rhein-West­phä­li­schen Krei­se gehö­ren­de, und in dem nord­west­li­chen Thei­le des­sel­ben bele­ge­ne Reichs­graf­schaft BENTHEIM ist gegen Nor­den zum Theil von der zu dem [sic!] ver­bün­de­ten Nie­der­lan­den gehö­ri­gen Land­schaft Dren­the, theils aber von dem Hoch­stif­te MÜNSTER, an der Ost- und Süd­sei­te gleich­falls von besag­tem Hoch­stif­te, und gegen Wes­ten von der Nie­der­län­di­schen Pro­vinz Overys­sel ein­ge­schlos­sen. Sie ist auf der alten Spe­cial Char­te, wel­che San­son und Fail­lot zu Paris im Jah­re 1681. von dem Ober- und Nie­der­biß­t­hum Müns­ter in zwey­en Blät­tern her­aus­ge­ge­ben haben, ver­zeich­net. Bes­ser aber, jedoch nicht ohne Feh­ler, ist die von Joan Wes­ten­berg ver­fer­tig­te, von Schenck und Valck zu Ams­ter­dam edir­te Spe­cial-Char­te der Graf­schaft Bent­heim, auf wel­cher auch der me- und imme­dia­te Bezirk der Graf­schaft Stein­furt zu sehen ist. Ihre Län­ge nach Nord­wes­ten, und zwar von der Bent­hei­mi­schen Bau­er­schaft OHNE bis nahe vor der Dren­ther­schen Fes­tung Coe­ver­den beträgt 14 bis 15 Stun­den, die Brei­te aber ist ver­schie­den, und hält

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3 bis 6 Stun­den. Man thei­let sie zwar in die Ober- und Nie­der­graf­schaft, es hat aber die­se Eint­hei­lung kei­ne Bezie­hung auf der­sel­ben Admi­nis­tra­ti­on, Rech­te und Gebräu­che.

GRUND UND BODEN, ACKERBAU, VIEHZUCHT.

Das Gericht Bent­heim hat in ver­schie­de­nen Gegen­den schwe­ren, lei­mig­ten — und zum Theil stei­nig­ten Boden, sonst aber ist der Grund in der Graf­schaft fast durch­gän­gig ent­we­der leicht und san­dig oder moo­rig, mit­hin durch eine gute Ver­mi­schung des Erd­reichs und flei­ßi­ge Cul­tur zum jähr­li­chen Korn­bau (indem von dem Säe­lan­de sel­ten etwas gebra­a­ket wird) vor­nem­lich an Nocken und Buch­weit­zen so bequem und ein­träg­lich, daß die­se bei­den Sor­ten von Korn­früch­ten zur Lan­des­kon­sum­ti­on auch in schlech­tern Jah­ren wohl hin­rei­chen, bey mit­tel­mä­ßi­gen und rei­chen Ernd­ten aber ein guter Ueber­schuß an die Nach­ba­ren, vor­nem­lich in den Nie­der­lan­den über­las­sen wer­den kann. Es wäre dabey sehr zu wün­schen, daß man von den vie­len, in den Gerich­ten SCHÜTTORF, NORDHORN, EMLICHEIM und UELSEN noch wüs­te lie­gen­den Gemein­heits­grün­den eini­ge abge­le­ge­ne und füg­lich zu ent­beh­ren­de Refie­re [sic!], wie mit leich­ter Mühe und dem bes­ten Erfol­ge wür­de gesche­hen kön­nen, gleich­falls art­haft zu machen, und des Endes mit neu­en Anbau­ern zu beset­zen such­te, da bey der nicht unbe­trächt­li­chen Grö­ße der hie­si­gen Graf­schaft die gegen­wär­ti­ge Volcks­men­ge sich nur auf 22 bis 23000 See­len beläuft.

In dem Gerich­te Velt­hau­sen ist sol­ches schon mit gutem Erfolg bewerk­stel­li­get wor­den, indem daselbst auf einem sehr gro­ßen, vor­hin fast unzu­gäng­lich, gewe­se­nen Moo­re nach gera­de drey Colo­nien ange­le­get sind, und der Herr Graf von Bent­heim all­da selbst ein Jagd­schloß zum Som­mer­auf­ent­halt hat bau­en las­sen. Zwar wer­den in den andern Gerich­ten die grö­ße­ren Moo­re oder Ven­ne, wie sie hier genannt wer­de, seit ver­schie­de­nen Jah­ren noch auf die Art genutz­et, daß sie vor und nach in Aecker abget­hei­let, mit klei­nen Abzugs­gra­ben ver­se­hen, und wenn die obe­re Nar­be umge­ha­cket, getrock­net und ver­brannt ist, ohne wei­te­re Dün­gung mit Buch­weit­zen besaa­met wer­den. Allein die­se Nut­zungs­art kann nur 5 bis 6 Jah­re dau­ern, indem

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als­denn die Aecker wegen feh­len­der Mis­tung so aus­ge­mer­gelt sind, daß sie wie­der eine gerau­me Zeit wüs­te lie­gen müßen, und in den erstern Jah­ren nicht ein­mal Hei­de zur Schaaf­hu­de her­vor­brin­gen. Eine unun­ter­bro­che­ne Cul­tur wird also auf die­se Wei­se nicht erhal­ten, noch weni­ger die Volks­men­ge dadurch ver­meh­ret, sie erstre­cket sich auch nur auf eigent­li­che Moor­grün­de, nicht aber auf ande­re san­di­ge Hei­de­fel­der, und lezt­lich tritt noch der nacht­hei­li­ge Umstand hin­zu, daß die Moor-Aecker öfters an Aus­län­der ver­mie­thet wer­den, die das Stroh aus dem Lan­de füh­ren, wel­ches mit meh­re­rem Vort­heil in der Graft­schaft zu Ver­meh­rung der Vieh­zucht und Ver­bes­se­rung des übri­gen Acker­bau­es genutz­et wer­den könn­te.

Von dem Buch­weit­zen wird im Lan­de eine gro­ße Quan­ti­tät geschro­ten, aus­ge­sich­tet, und das Mehl zu Pfann­ku­chen, wel­che blos mit sau­rer oder But­ter­milch ein­ge­rüh­ret, und mit ein paar Speck­schei­ben, oder in Oel geba­cken wer­den, ver­braucht, da die­sel­ben und die Kar­tof­feln die täg­li­che Kost des Bür­ger- und Bau­er­stan­des sind; doch wird auch vie­ler Buch­weit­zen an die aus­län­di­schen Mül­ler ver­kauft, und zuerst Grüt­ze, dar­auf aber das fei­ne so genann­te Grüt­ze­mehl dar­aus ver­fer­ti­get.

Die Zuzucht von Pfer­den, Horn­vieh, Schwei­nen, Schaa­fen, Bie­nen und Gän­sen wird, wie aus dem am Schlu­ße ange­hän­ge­ten Ver­zeich­nis­se zu erse­hen ist, flei­ßig getrie­ben; auch wer­den, um eine schö­ne­re Race von Pfer­den zu erhal­ten, von Zeit zu Zeit gute Beschä­ler aus dem Olden­bur­gi­schen und Hol­stei­ni­schen ange­schaf­fet. Die Schaa­fe aber bestehen fast sämmt­lich aus Heid­schnu­cken, die zwar nicht die bes­te Wol­le, doch in guter Quan­ti­tät, auch schmack­haf­tes Fleisch lie­fern.

FLIESZENDE WASSER.

Außer eini­gen klei­nen unbe­deu­ten­den und im Som­mer meh­rent­heils aus­trock­nen­den Bächen, hat die Graf­schaft

I) die Vech­te, wel­che im Müns­ter­schen Amte Horst­mar ent­springt, ohn­weit Bill­ke die Stein­fur­ti­sche Aa auf­nimmt, bey Ohne in die Graf­schaft tritt, und dar­auf sel­bi­ge der Län­ge nach von Süd­os­ten nach

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Nord­wes­ten durch­st­röh­met, hier­nächst der Pro­vinz Overys­sel zu Theil wird und ohn­weit Zwoll sich in die Süd­er­see ergie­ßet. Bey naßen Som­mern und star­ken Regen­gü­ßen tritt sie zwar bis­wei­len und zur Unzeit aus ihren Ufern, und ver­ur­sa­chet durch sol­che Ueber­strö­mun­gen an Korn und Wie­se­wachs, imglei­chen durch Ueber­schwem­mun­gen des Lan­des eini­gen Scha­den, wel­chem jedoch dadurch in etwas vor­ge­beu­get wer­den könn­te, wenn eines Theils die annoch vor­han­de­nen Krüm­mun­gen des Flu­ßes, wie schon mit eini­gen gesche­hen ist, durch­sto­chen wür­den, und man damit dem Was­ser einen geschwin­dern Ablauf ver­schaf­fete, und andern Theils das von eini­gen gewinn­süch­ti­gen Ein­woh­nern gar zu sehr beeng­te Fluß­bet­te wie­der hin­läng­lich erwei­ter­te.

Indes­sen wird jenem, durch unzei­ti­ge Ueber­strömnn­gen bis­wei­len ent­ste­hen­de Scha­den durch die viel­fäl­ti­gen Vort­hei­le, wel­che die Vech­te dem Lan­de gewäh­ret, bey wei­tem über­wo­gen und erset­zet. Denn sie wird, die trock­nen Jahrs­zei­ten aus­ge­nom­men, schon von BILLCKE und OHNE ab zum Holtz­flö­ßen genutz­et, und von NORTHORN ab mit klei­nen, mit Mast und Segeln ver­se­he­nen Fahr­zeu­gen bis nach ZWOLL befah­ren. Die­se Schif­fahrt wür­de zu Beför­de­rung des Com­mer­zes und des Stein­hand­cls selbst bis Schüt­torf aus­ge­deh­net wer­den kön­nen, wenn zu Nort­horn eine Schleu­se ange­le­get, und das Fluß­bet­te etwas aus­ge­räu­met wür­de. Fer­ner treibt die Vech­te zu Schüt­torf und Nort­horn zwo ansehn­li­che, der Herr­schaft gehö­ren­de Korn- Oel- und Wal­ke-Müh­len, und lie­fert gute schmack­haf­te Fische, als Hech­te, Barse, Bra­ßen und Gründ­lin­ge etc. Der grö­ßes­te Vort­heil aber bestehet in den vie­len am Stro­me bele­ge­nen Wie­sen und Wei­de­grün­den, wel­che davon gewäs­sert wer­den, und von dem bes­ten Ertra­ge sind; wie denn im Gerich­te Nort­horn ohn­weit Frens­we­gen die­ser Fluß im Monath Juni­us jähr­lich durch einen hin­ein­ge­leg­ten Erd­damm ganz auf­ge­stau­et, und dadurch eine gro­ße herr­schaft­li­che Wie­se nebst vie­len andern pri­vat Grund­stü­cken eini­ge Wochen lang mit Nut­zen geflö­ßet wer­den.

2) Die im Amte Horst­mar gleich­falls ent­sprin­gen­de Din­kel berüh­ret anfäng­lich nur an der West­sei­te des Gerichts Bent­heim die Graf­schaft auf eine kur­ze Distanz, set­zet sodann ihren Lauf in der

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Pro­vinz Overys­sel fort, und tritt an der süd­öst­li­chen Ecke des Gerichts Ulsen [sic!] völ­lig in die Graf­schaft, flie­ßet durch die, von der Graf­schaft ein­ge­schlos­se­ne, dem Herrn Gra­fen von Was­sen­aes-Twi­ckel gehö­ren­de freye Herr­lich­keit Lage nach und durch die Stadt Neu­en­haus, und ergie­ßet sich ohn­ge­fähr eine Vier­tel­stun­de unter­halb der­sel­ben in die vor­ge­schrie­be­ne Vech­te. Auch an die­sem klei­nen Flu­ße haben die graf­schaft­li­chen Ein­ge­se­ße­nen  ver­schie­de­ne frucht­ba­re Wie­sen. Er ist ziem­lich fisch­reich, trei­bet zu Neu­en­haus eine ein­träg­li­che herr­schaft­li­che Korn- Oel- und Wal­ke-Müh­le, und gie­bt den dasi­gen Ein­woh­nern zu einer ansehn­li­chen Lin­nen­blei­che hin­läng­li­ches Was­ser und guten Ver­dienst. Die auf der Vech­te gehen­de Fahr­zeu­ge kön­nen, ver­mit­telst der Din­kel, bis dicht an die Stadt fah­ren, ihre Waa­ren löschen, und die Lan­des­pro­duk­te, auch das aus­wärts auf der Ach­se dahin gebrach­te Holz, mit zurück neh­men; nur feh­let es noch zur Zeit an einem Kra­an zur beque­mern Ein- und Aus­la­dung der Schif­fe.

STEINBRÜCHE.

Die Graf­schaft Bent­heim ist fer­ner mit guten Stein­brü­chen an drey Orten, nem­lich ohn­weit dem Fle­cken Bent­heim, in dem Kirch­spie­le Gil­de­haus, Gerichts Bent­heim, und am Yster­ber­ge, Gerichts Schüt­torf geseg­net, deren Nut­zung um so vort­heil­haf­ter ist, da in den hie­si­gen Gegen­den der­glei­chen Stein­brü­che nicht befind­lich sind, wenigs­tens sol­che gro­ße Werk­stü­cke, wie hier nicht gebro­chen wer­den. Die Bent­hei­mer Gru­ben lie­fern einen rothen und gelb­li­chen Sand­stein, wel­cher zum Theil so fest ist, daß er in Oel- und eini­gen andern Arten von Müh­len gebraucht wer­den kann. Auch wer­den vie­le Bau- und Flur­stei­ne, Vieh­trö­ge, Krip­pen, Goßen­stei­ne und gro­ße Küm­pe zu Was­ser­be­häl­tern, letz­te­re das Stück zu 20, 30 und meh­re­re Gul­den, dar­in ver­fer­ti­get. Von der wei­chern Sor­te wird vie­les zu Schleif­stei­nen ver­braucht. Der meh­res­te Stein wird aus die­sen Gru­ben in der Graf­schaft und den benach­bar­ten West­phä­li­schen Lan­den abge­set­zet, und von die­sen durch eige­ne Span­ne größ­tent­heils abge­holet; doch gehet auch vie­les davon in die ver­ei­nig­ten und selbst bis in die Oes­ter­rei­chi­schen Nie­der­lan­de. Der meh­res­te Absatz bestehet in Grund-

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stei­nen unter den Gebäu­den, weil wegen des in hie­si­gen Gegen­den zuneh­men­den Holz­man­gels das Grund- oder Schwell­holz längs­tens abge­schaf­fet ist, und dazu in der Graf­schaft nie­man­den etwas ver­wil­li­get wird. Denn die Haupt­pfos­ten wer­den auf die blo­ßen Grund­stei­ne ohne wei­te­re Befes­ti­gung geset­zet, wel­ches bey der hie­si­gen, in Anse­hung der gemei­nen Bür­ger- und Bau­er­häu­ser ein­ge­führ­ten Bau­art mit völ­li­ger Sicher­heit gesche­hen kann, ob gleich hier zu Lan­de bey wei­tem so viel Zim­mer­holtz zu den Gebäu­den nicht ver­braucht wird als in den öst­li­chen Gegen­den von West­pha­len dazu — ich möch­te wol sagen, oft ver­schwen­det wird.

Die Gil­de­häu­ser Gru­ben lie­fern gleich­falls sehr gute gel­be und wei­ße Stei­ne zum Bau­en und andern öko­no­mi­schen Bedürf­nis­sen, und ist beson­ders die wei­ße Sor­te zu Säu­len, Leis­ten- und Bild­hau­er­ar­beit sehr brauch­bar. Sie wer­den aus die­sen Gru­ben meh­rent­heils in die benach­bar­ten Nie­der­län­di­schen Pro­vin­zen bis Nort­horn auf der Ach­se gebracht, und von da zu Was­ser wei­ter gefah­ren. Die wei­che­re Sor­te, unter dem Namen von Bick­stein bekannt, wird zu Ams­ter­dam zer­schla­gen, und als Scheursand theu­er ver­kauft. Auf dem drit­ten Stein­ber­ge, am Yster­ber­ge ist bis­he­ro noch wenig gebro­chen, da an ers­te­ren bey­den Orten die Gru­ben noch auf vie­le Jah­re hin­läng­lich sind. Ueb­ri­gens wür­de der Absatz aus sämmt­li­chen Gru­ben nach dem Hol­län­di­schen wahr­schein­lich sich sehr ver­meh­ren, mit­hin auch den Entre­pren­neurs, Stein­bre­chern, Tage­löh­nern, Fuhr­leu­ten und Schif­fern mehr zu ver­die­nen gege­ben wer­den, wenn die sehr hohe Reko­gni­ti­on auf ein Drit­tel gemin­dert wür­de, wel­cher Abgang durch den stär­kern Ver­trieb wohl wür­de erset­zet wer­den, und als­dann auch der Schleich­han­del, als min­der vort­heil­haft, nach gera­de auf­hö­ren wür­de.

ZIEGELÖFEN.

Back­stei­ne und Dach­zie­gel wer­den in der Ober­graf­schaft in vier Oefen, als bey Schüt­torf, am Yster­ber­ge und zu Lan­gen, und in der Nie­der­graf­schaft zu Lem­ke, Gerichts Ulsen [sic!], in einem Ofen, in hin­läng­li­cher Men­ge und zum Theil von vor­züg­li­cher Güte ver­fer­ti­get, und in den vier ober­graf­schaft­li­chen Oefen gewöhn­lich auch etwas Kalck

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mit mit gebrannt, wozu aber das Gestein aus dem benach­bar­ten Müns­ter­schen Amte Rhei­ne her­bey­ge­holet wer­den muß. Aus der Ober­graf­schaft kann man von den gebrann­ten Waa­ren noch etwas an Aus­län­der über­las­sen, dage­gen neh­men die nie­der­graf­schaft­li­chen Ein­ge­ses­se­nen wegen des wohl­fei­lern Trans­ports zu Was­ser das benö­thig­te zu Zei­ten aus den benach­bay­ten Hol­län­di­schen Pro­vin­zen, weil wegen des Thon­man­gels die ein­län­di­schen Bren­nerey­en in der Nie­der­graf­schaft nicht zu erwei­tern noch zu ver­meh­ren sind.

Ueb­ri­gens wer­den alle Zie­gel­öfen mit Torf von der leich­tes­ten Sor­te gefeu­ert. Der gewöhn­li­che Preis der Waa­ren ist außer einem Stü­ver Zahl­geld, von einer Ton­ne Kalck 30 Stü­ver, von l00 Dach­pfan­nen eben so viel, und von 100 Back- oder Mau­er­stei­nen 20 Stü­ber, oder ein Gul­den hol­län­disch, wel­ches gegen die, in den wei­ter nach Osten bele­ge­nen Pro­vin­zen, z. B. im Osna­brü­cki­schen, gän­gi­gen Prei­se, etwas gering zu seyn schei­net. Es ist aber dabey zu mer­ken, daß die hie­si­gen Zie­gel­waa­ren wohl um ein Dritt­heil klei­ner und leich­ter sind, mit­hin die Pfan­nen ein Gebäu­de nicht so sehr beschwe­ren, und von den klei­nen Back­stei­nen, (zuma­len bey maßi­ven Gebäu­den, wo sie dop­pelt auch wohl drey­fach gele­get, und die Ecken, Thü­ren- und Fens­ter­öf­nun­gen mit gehaue­nen Stei­nen ein­ge­faßet wer­den,) viel ega­le­re und fes­te­re Wän­de auf­ge­füh­ret wer­den kön­nen.

FORSTEN.

Von den Graf­schaft­li­chen Fors­ten ist nicht viel zu rüh­men. Sie sind durch das unwirth­schaft­li­che Ver­fah­ren, ver­säum­tes Zupflan­zen und schlech­te Auf­sicht in vori­gen Zei­ten, und durch das fort­dau­ern­de und immer zuneh­men­de schäd­li­che Plag­gen­ste­chen so her­un­ter gekom­men, daß von ver­schie­de­nen ehe­dem vor­han­den gewe­se­nen inter­es­san­ten Fors­ten weder Stumpf noch Stiel zu sehen, und in den übrig geblie­be­nen Res­ten eini­ger andern gemei­nen Refie­re nur noch etwas strup­pi­ges aus den alten Stamm­wur­zeln aus­ge­schla­ge­nes Busch­werk, wel­ches man aber ja nicht auf­wach­sen läßt, zu fin­den ist.

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Die annoch vor­han­de­ne herr­schaft­li­che Haupt­forst ist der Bent­hei­mer Wald und das dar­an sto­ßen­de Wengs­elm Bruch, hebet sich im Gerich­te Schüt­torf an, gehet Bent­heim vor­bey, und endi­get sich im Kirch­spie­le Gil­de­haus. Die Län­ge beträ­get ohn­ge­fähr zwo Stun­den, und die ver­schie­de­ne Brei­te 1/2 bis 1 1/2 Stun­den: bestehet grö­ßes­ten Theils in alten aus­ge­wach­se­nen und nach gera­de abster­ben­den Eichen mit unter­misch­ten Kopf-Hage­bü­chen und etwas Unter­bü­sche au Wachol­dern, Schwarz­dorn etc. Wäh­rend der König­li­chen Pfand­schaft sind zwar vie­le Kos­ten auf die all­mäh­li­ge Wie­der­be­pflan­zung der gro­ßen Holtz­blö­ßen ver­wen­det wor­den; wegen des fast durch­gän­gi­gen schwe­ren tho­nig­ten Bodens aber, und weil alle benach­bar­te Ein­woh­ner ihre Pfer­de und Horn­vieh ohne Hüter dar­in wei­den las­sen, hält es sehr schwer, die gepflan­zeten Heis­ter in die Höhe zu brin­gen, und wird also, zumah­len bey dem höchst ver­derb­li­chen Plag­gen­ma­chen, noch eine gerau­me Zeit, anhal­ten­der Fleiß und bestän­di­ge Auf­sicht nöthig seyn, ehe die­se Forst eini­ger­ma­ßen wie­der her­ge­stel­let wer­den wird. Beßer ist es mit eini­gen dar­in neu ange­leg­ten Zuschlä­gen und Besaa­mun­gen sowohl von Laub- als Nadel­hol­ze gelun­gen. Auch sind die in und an dem Wal­de bele­ge­nen herr­schaft­li­chen pri­va­ti­ven Büsche und Käm­pe gut beset­zet.

Es wird in die­ser Forst auch ein Wild­stand von rothem Wild­prett gedul­det, wel­cher in vori­gen Zei­ten wohl auf 2 bis 300 Stü­cke gestie­gen seyn soll; bey der Abnah­me des Wal­des aber zu nicht gerin­ger Freu­de und Nut­zen der angrän­zen­den Ein­woh­ner, sich ziem­lich ver­min­dert hat.

Und end­lich hat der Wald eine Vier­tel­stun­de von Bent­heim auch einen guten Gesund­brun­nen auf­zu­wei­sen, wel­cher mit einem den Aache­ner Schwe­fel­was­ser eini­ge Ähn­lich­keit haben soll, von vie­len Per­so­nen aus der Nach­bar­schaft mit gutem Erfolg gebraucht wird, und bey dem in hie­si­gen Gegen­den vor­han­de­nen Man­gel an mine­ra­li­schen Quel­len wahr­schein­lich einen star­ken Zulauf haben wür­de, wenn zur Bequem­lich­keit der Pati­en­ten eini­ge Woh­nun­gen und ein Bade­haus bey dem Brun­nen errich­tet wür­den.

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Außer der vor­er­wehn­ten herr­schaft­li­chen Forst sind noch eini­ge ande­re klei­ne­re Hol­zun­gen, vor­nem­lich in der Ober­graf­schaft vor­han­den, wel­che theils den ade­li­chen Höfen, geist­li­chen Stif­tun­gen und eini­gen Par­ti­cu­lie­ren gehö­ren, theils in gemei­nen und inter­es­sen­ten Fors­ten unter der Auf­sicht ihrer Holz­rich­ter bestehen. Der Man­gel an gutem Bau- und Nutz- auch Brenn­holt­ze nimmt aber, und am meis­ten in der Nie­der­graf­schaft, sehr zu, wes­hal­ben auch seit ein paar Jah­ren dar­auf Bedacht genom­men ist, für jeden der sämmt­li­chen Lan­des­ein­ge­ses­se­nen klei­ne pri­va­ti­ve Zuschlags, um zu eige­nen Behuf aller­ley Holtz dar­in anzu­zie­hen, aus­zu­mit­teln; nur ist zu bedau­ren, daß die Ein­woh­ner selbst, und haupt­säch­lich der Bau­ern­stand, ihr eige­nes Bes­te so wenig beher­zi­gen, und die Aus­füh­rung die­ses heil­sa­men Vor­ha­bens durch unge­grün­de­te Ein­wen­dung zu erschwe­ren suchen‑, da doch an den meh­res­ten Orten an Gemein­heits­grün­den kein Man­gel ist, und sie das ange­zo­ge­ne und etwan ent­behr­li­che Holz dem­nächst in die ver­ei­nig­te Nie­der­lan­de mit den grö­ßes­ten Vort­heil wür­den abset­zen kön­nen.

TORFMOORE.

In Rück­sicht auf die Feu­rung wür­de der Holtz­man­gel noch emp­find­li­cher seyn, wenn sol­chem nicht durch die vor­han­de­nen Torf­moo­re guten Theils abge­hol­fen wer­den könn­te; wie­wohl das­sel­be bey naßen Jah­ren auch mis­lin­get, und die Ein­ge­ses­se­nen dadurch in nicht gerin­ge Ver­le­gen­heit gera­then. Von den Moo­ren sind zwar schon eini­ge, vor­nem­lich an den Lan­des­gren­zen, meh­rent­heils aus­ge­sto­chen und aus­ge­mod­dert, wie sol­ches der Fall mit eini­gen Ort­schaf­ten in den Gerich­ten Schüt­torf und Nort­horn ist; hin­ge­gen sind in den übri­gen Gerich­ten noch sol­che ansehn­li­che Moor­di­strik­te vor­han­den, daß, wenn damit nur wirth­schaft­lich ver­fah­ren, und die Aus­fuhr außer­hhalb Lan­des da, wo es nöthig, bey Zei­ten ein­ge­schrän­ket wird, das Land noch auf vie­le Jahr­hun­der­te mit der nöthi­gen Erd­feu­rung dar­aus ver­se­hen wer­den kann.

Wenn auf dem [sic!] Moor­plät­zen kein zusam­men­hän­gen­der Torf mehr gesto­chen wer­den kann, so wer­den die unten übrig geblie­be­nen Res­te

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in eine fla­che Gru­be zusam­men geschar­ret, das nöthi­ge Was­ser dar­auf gelas­sen, und mit den Füßen, anch wohl durch Pfer­de tüch­tig durch ein­an­der getre­ten, als­denn auf den dar­an sto­ßen­den trock­nen und abge­eb­ne­ten Grund ohn­ge­fähr 3/4 Fuß dick geschla­gen, oben glatt­ge­macht, mit einem höl­zer­nen Sta­be in Stü­cke get­hei­let, und her­nach zum völ­li­gen Abtrock­nen auf­ge­set­zet. Ande­re for­men die­sen so genann­ten Klüen auch in klei­nen höl­zer­nen, mit einem Hand­grif­fe ver­se­he­nen run­den Gefä­ßen, und set­zen sie zum trock­nen hin. An Orten, wo der Torf feh­let, wer­den auch auf den Hei­de­fel­dern alle nur etwas moo­rig­te Plät­ze auf­ge­su­chet, und auf vor­be­schrie­be­ne Art Klüen dar­aus gemacht, wel­cher aber etwas san­dig zu seyn pfle­get. Die Torf- und Klüenen­asche wird im Früh­jah­re mit gros­sen Nut­zen auf die Wie­sen gebracht.

STEINKOHLEN, TÖPFER- UND PFEIFENERDE, AUCH EISENMINERAL.

Vor eini­gen Jah­ren wur­de in der Bau­er­schaft Syring­hoek auch nach Stein­koh­len geschürf­te; der Entre­pren­neur fand aber nicht dien­lich, das Werk fort­zu­set­zen, obgleich die Koh­len von guter Qua­li­tät waren.

Guter Töp­fert­hon und Pfei­fen­er­de wäre in der Gegend von Bent­heim auch wohl aus­fin­dig zu machen.

In den Gerich­ten Nort­horn und Velt­hau­sen ist vie­ler Ohr­stein, der sehr eisen­hal­tig seyn soll, zu fin­den, wel­cher, wenn anders eine Schmeltz­hüt­te mit Torf betrie­ben wer­den könn­te, fort­heil­haft [sic!] zu nut­zen stün­de, und den dasi­gen Ein­ge­ses­se­nen dadurch man­cher­ley Ver­dienst zuflie­ßen wür­de. Das zu den Koh­len erfor­der­li­che Ellern­holtz wür­de in den dasi­gen nied­ri­gen und sump­fi­gen Gegen­den leicht und bald ange­zo­gen, die Hüt­te selbst aber an der Lee, oder dem so genann­ten Hol­län­der Gra­ben ver­muth­lich wohl ange­le­get wer­den kön­nen. Wenn man auch nur bloß für die Lan­des­ein­ge­ses­se­nen, die Oefen zu ihren Spinn- und Weber­stu­ben, wor­an es ihnen so sehr feh­let, aller­hand Töp­fe gie­ßen, und ihnen zu einem mäßi­gen Prei­se lie­fern könn­te, so wäre schon viel damit gewon­nen. Durch einen, oder meh­re­re bemit-

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tel­te Par­ti­ku­lie­ren, wor­an es uns nicht feh­let, wür­de das Werk am bes­ten zu unter­neh­men seyn.

FABRIKEN UND HANDWERKER.

Es feh­let der Graf­schaft nicht an den not­hwen­digs­ten Handwerck­s­leu­ten, die zum Theil sehr gute Arbeit ver­fer­ti­gen und selbst außer Lan­des debi­ti­ren. Zu let­zern gehö­ren unter andern, Bött­cher­ar­beit, Stüh­le, Kör­be und eine Men­ge gemei­ne Wagen­rä­der, wel­che nach den Nie­der­lan­den trans­por­ti­ret wer­den, um sie auf den gro­ßen Moo­ren zu Anfah­rung des Tor­fes an die Kanä­le, zu gebrau­chen. Von den Stein­met­zen, Mau­tern, Zie­gel­ma­chern und Lin­nen­we­bern gehen im Früh­jah­re gleich­falls vie­le nach den Nie­der­lan­den, und kom­men im Herbs­te mit gutem Ver­dienst zurück.

Eini­ge Fabri­ken und Manu­fak­tu­ren sind auch vor­han­den; sie müß­ten aber und könn­ten auch füg­lich erwei­tert und ver­meh­ret wer­den, wenn die in den Städ­ten und Dör­fern woh­nen­den bemit­tel­ten Ein­woh­ner und Krä­mer, deren es ver­schie­de­ne gie­bt, nur mehr Lust hät­ten, sich mit dem Ver­la­ge abzu­ge­ben, und anstatt ihre Kapi­ta­li­en in und außer­halb Lan­des zu gerin­gen Zin­sen zu bele­gen, sol­che mit meh­rerm Vort­heil zur Auf­nah­me des Vater­lan­des benutz­eten.

Zu Gil­de­haus ist seit ein paar Jah­ren eine Leder­gär­berey ange­le­get, die guten Fort­gang hat. Die bemit­tel­ten Schus­ter berei­ten das ordi­naire Leder meh­rent­heils selbst; doch muß noch viel Sohl­le­der ange­kau­fet wer­den; daher es von gro­ßen Nut­zen seyn wür­de, wenn in den drey­en, hie­zu sehr gele­ge­nen Städ­ten, wie auch zu Emlich­eim noch eini­ge Ger­berey­en ange­le­get wür­den, da jet­zo noch eine gro­ße Men­ge roher Häu­te außer Lan­des gehet. Ein ande­rer flei­ßi­ger Bür­ger zu Gil­de­haus läßet geblüm­ten Triep, gute Pfer­de­de­cken und gro­bes dickes Zeug zu Scheu­er­tü­chern, wozu die schlech­tes­te Wol­le und Hee­de genutz­et wer­den kann, ver­fer­ti­gen.

In der Stadt Schüt­torf ist eine ansehn­li­che Per­ga­ment­fa­brik, die von vier Meis­tern und eini­gen 20 Gesel­len und Lehr­jun­gen betrie­ben wird, und ihre sehr guten Waa­ren weit und breit ver­sen­det.

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Durch den jet­zi­gen sehr hohen Preiß der Kalb­fel­le aber wird das Werk etwas erschwe­ret.

Außer­dem wird daselbst von der schwar­zen Heid­schnu­cken­wol­le ein gro­bes aber sehr fes­tes Tuch, unter den Namen von Pye, für den Bau­ern­stand, imglei­chen schwar­zes Hosen­zeug, gestreif­tes Zeug zu Frau­en­klei­dung, und wol­le­ne Bett­de­cken ver­fer­ti­get; hin­ge­gen ist eine, von drey­en Ein­woh­nern vor eini­gen 20 Jah­ren gemein­schaft­lich unter­nom­me­ne Baum­sei­den­fa­brik, der erhal­te­nen vie­len Unter­stüt­zung ohn­ge­ach­tet, wahr­schein­lich wegen schlech­ter Behand­lung, wie­der ein­ge­gan­gen. ’

Ohn­weit Schüt­torf, in der Bau­er­schaft Quen­dorf, ist an der Vech­te ein [sic!] klei­ner Schifs-Zim­mer­werft; bey den Städ­ten Nort­horn und Neu­en­haus aber wer­den meh­re­re, und am letz­tern Orte so gro­ße Fahr­zeu­ge erbau­et, daß sie zu ent­fern­ten See­rei­sen gebraucht wer­den kön­nen.

Zu Nort­horn, in der Vor­stadt vor Neu­en­haus, und bey Ulsen haben sich auch drey Hut­fa­bri­kan­ten eta­b­li­ret, wovon beson­ders der zu Neu­en­haus sehr fei­ne und gute Waa­re ver­fer­ti­get, und in und außer­halb Lan­des abset­zet.

HANF- UND FLACHSBAU, SPINN- UND WEBEREY.

Die bes­te Fabrik für den West­phä­lin­ger aber, und wor­an ein jeder flei­ßi­ger Ein­woh­ner Theil neh­men kann, beru­het ohn­strei­tig auf dem Hanf- und Flachs­bau, auf dem Garn­spin­nen und des­sel­ben Ver­we­bung. Der Hanf­bau ist bis­her nicht stark betrie­ben, ob es gleich an eini­gen Orten, als zu Schüt­torf, wo es nicht an Acker­lan­de feh­let, mit Nut­zen gesche­hen konn­te [sic!]. Man hat des­hal­ben im vori­gen Jah­re durch Prä­mi­en dazu auf­ge­mun­tert; es feh­len uns aber noch die Bocke­müh­len, ohne deren Bey­hül­fe der Hanf bekannt­lich nicht gut ver­ar­bei­tet wer­den kann. Flachs wird auf gutem Korn­lan­de wenig, son­dern meis­tens nur in den Gär­ten und klei­nen Käm­pen gezo­gen. Auch wer­den vie­le Wie­sen und Wei­de-Län­derey­en, wenn es mit dem Gras­wuch­se nicht fort­will, zur Herbst­zeit umge­bro­chen, und im Früh­jah­re mit Lein besä­et, wel­che bey guten, nicht zu trock­nen Som­mern

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lan­gen und star­ken Flachs zu lie­fern pfle­gen. Da jedoch das Erzielete sel­ten hin­rei­chet, und, des­hal­ben aus­wärts gemei­nig­lich zuge­kau­fet wer­den muß; so ist die Erwei­te­rung des Hanf- und Flachs­bau­es, als des bes­ten Nah­rungs­zwei­ges, den Lan­des­ein­ge­ses­se­nen sehr zu wün­schen und zu emp­feh­len.

Von dem gespon­ne­nen Garn wird zwar im Lan­de eine gute Quan­ti­tät zu Lin­nen ver­we­bet, geblei­chet und zu Gel­de gemacht; allein vie­les, und man mög­te wohl sagen, der größ­te Theil, wird von den gerin­gen Ein­woh­nern für Thee, Kaf­fee und eini­ge nöthi­ge­re Lebens­mit­tel an die vie­len Krä­mer ver­tau­schet, und die­sen durch die aus­wär­ti­gen Garn­händ­ler abge­nom­men, wozu der seit eini­gen Jah­ren sehr hoch gestie­ge­ne Preis des Kauf­garns viel anrei­zet, wie denn im gegen­wär­ti­gen Win­ter ein hie­si­ges, auf einem Has­pel von 2 1/4 Bra­band­schen Ellen gewun­de­nes Stück Garn von 40 Bin­den zu 50 Faden, zu 7 bis 8 Stü­ver Hol­län­disch, oder 5 Gute­gro­schen, ver­kauft wor­den ist.

Die ein­län­di­sche Spinn- und Weberey wür­de noch ungleich stär­ker seyn, wenn die Ein­woh­ner mit guten zu heit­zen­den Wohn­stu­ben ver­se­hen wären; allein dar­an feh­let es hier fast gänz­lich, und wird des­we­gen bey anhal­ten­der und star­ker Käl­te, so wie wir die­sen Win­ter gehabt haben, man­che Stun­de am Küchen­feu­er ver­geb­lich hin­ge­bracht, oder ver­schla­fen, die in einer war­men Spinn- und Weber­stu­be weit nütz­li­cher hät­te ver­wen­det wer­den kön­nen. Auch wäre sehr zu wün­schen, daß das weib­li­che Geschlecht, so wie im Osna­brü­cki­schen, Ravens­ber­gi­schen und meh­rern West­phä­li­schen Pro­vin­zen mit gro­ßem Vort­heil geschie­het, sich auf das Lein­wand­ma­chen lege­te, um wenigs­tens die grö­bern Garn­sor­ten im Früh­jah­re zu ver­we­ben, zumah­len es an Webern sehr zu feh­len pfle­get.

Eini­ge ande­re Feh­ler bestehen noch dar­in, daß der Flachs nicht genug­sam sor­ti­ret, und nicht fei­ner ver­ar­bei­tet, son­dern das meis­te mit Scha­den zu gro­bem Garn, von 1 1/2 bis 2 der ober­wehn­ten Stü­cke aus einem Pfun­de, ver­schwen­det wird, anstatt daß 3, 4. und meh­re­re Stü­cke dar­aus gespon­nen wer­den könn­ten: wel­ches auch viel den kal­ten Küchen zuzu­schrei­ben ist, in wel­chen sie mit den stei­fen Fin­gern nicht fein spin-

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nen kön­nen. Fer­ner sind die Has­pel in der Graf­schaft nicht ein­för­mig, son­dern fast jeder Ort, ja wohl gar man­cher Ein­ge­ses­se­ne hat sei­nen unter­schie­de­nen Has­pel. Auch wird auf das Voll­has­peln kei­ne Auf­sicht gefüh­ret, wel­ches dem Garn­han­del auf bey­den Sei­ten sehr nacht­hei­lig ist.

An guten Tisch-Drell­we­bern feh­let es fast gänz­lich. Die weni­gen, wel­che da sind, ver­fer­ti­gen meh­rent­heils dün­nes und loses Werk, kön­nen nur die gemeins­ten Mus­ter nach­ma­chen, und las­sen sich gleich­wohl theu­er bezah­len. Gute und geschick­te Tisch-Drell­we­ber wür­den also in der hie­si­gen Graf­schaft reich­li­chen Ver­dienst haben kön­nen, und auf bey­ge­brach­te glaub­wür­di­ge Zeug­nis­se [es fehlt: “wür­de”] es ihnen an Unter­stüt­zung nicht feh­len.

Lin­nen­blei­chen sind an drey­en Orten, als ohn­weit Gil­de­haus, zu Schüt­torf, und die> grö­ßes­te zu Neu­en­haus vor­han­den; auch machen vie­le Bür­ger- und Baue­rin­nen auf ihren klei­nen Blei­chen das Lin­nen selbst weiß; weil aber die Holt­zasche rar ist, so wird wegen des wohl­fei­lern Prei­ses noch vie­les Lin­nen aus­wärts im Hoch­stif­te Müns­ter, zu Stein­furt und Gro­nau etc. geblei­chet.

Die haupt­säch­lichs­ten Arti­kel also, wel­che ins Aus­land gehen, sind Rocken und Buch­weit­zen, aller­ley fet­tes und mage­res Vieh, Gän­se, Hüner und Eyer, But­ter, Unschlitt, Schin­ken, Speck und Schwei­ne­bors­ten, eine beträcht­li­che Quan­ti­tät rohen Wach­ses, wel­cher viel­leicht mit Vort­heil im Lan­de geblei­chet wer­den könn­te, nebst etwas Honig, rohe Häu­te, berei­te­tes Leder und Per­ga­ment, aller­ley Sor­ten von gehaue­nen Stei­nen, auch Zie­gel- und Mau­er­stei­ne, etwas Schiff-Bau­holtz, Rade­ma­cher- und Bött­cher­ar­beit, Stüh­le, gro­ße und klei­ne Schif­fe, eini­ge Manu­fak­tur­waa­ren, Garn und Lei­ne­wand, Wol­le, Torf und Klüen, etwas Korn­brann­te­wein etc. Vie­les wird von de» Ein­ge­ses­se­nen selbst aus­ge­füh­ret und ver­kauft, oder auch aus­wärts abge­holet, das Vieh meh­rent­heils auf den häu­fi­gen Jahr­märk­ten ver­han­delt, das Garn und Lin­nen aber guten theils an die ein­län­di­schen Krä­mer, deren es eine gute Men­ge gie­bt, ver­kauft, oder gegen aller­ley, zum Theil wohl ent­behr­li­che Lebens­mit­tel und sons­ti­ge Sachen ver­tau­schet. Im Früh­jah­re und den Som­mer durch beschäf­ti­gen sich

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ver­schie­de­ne Per­so­nen mit dem Vieh­han­del, beson­ders mit dem Akauf von magern Horn­vieh und Schwei­nen, wel­che sie selbst aus den Chur-Braun­schwei­gi­schen Lan­den her­bey holen, und die Zim­mer­leu­te, wenn zur Win­ters­zeit ihre gewöhn­li­che Arbeit ruhet, trei­ben nebst andern den Holtz­han­del, vor­nem­lich zum Schif­bau, wel­ches sie gleich­falls meh­rent­heils außer­halb der Graf­schaft zusam­men suchen, und an die Hol­län­der mit Gewinn wie­der abset­zen. Die Torf­bau­ern füh­ren zu eben der Zeit ihren im Som­mer gesam­mel­ten Vor­rath nach den benach­bar­ten Overys­sel­schen Orten, woselbst es an Feu­rung sehr feh­let; und im Früh­jah­re wer­den aus der Nie­der­graf­schaft zu Was­ser den rei­chen Ein­woh­nern Ams­ter­dams gro­ße Quan­ti­tä­ten von Hünern und Eyern zuge­füh­ret.

BIERBRAUEN UND BRANDTWEINBRENNEN.

Das Bier­brau­en kann in den Städ­ten, Fle­cken und Dör­fern von jedem Bür­ger, wenn er nur die gerin­ge Malz-Accise bezah­let, frey, auch zum Ver­kauf getrie­ben wer­den. Es wird auch hin und wie­der noch sehr gutes Bier ver­fer­ti­get; allein seit dem die ver­derb­li­chen war­men Geträn­ke aus Ost- und West­in­di­en bey uns bekannt gewor­den sind, und in allen Häu­sern, den Bau­ern­stand nicht ganz aus­ge­nom­men, drey, vier und mehr­mah­len des Tages mit Kos­ten und gro­ßem Zeit­ver­lust auf­ge­ti­schet wer­den, hat die Brau­nah­rung sehr abge­nom­men, und wird dage­gen, um den geschwä­che­ten Magen ver­meint­lich wie­der zu stär­ken, des­to mehr Fusel oder Korn­brann­te­wein, oder auch wohl Wein getrun­ken, und damit das Uebel ärger gemacht. Außer ver­schie­de­nen in der Graf­schaft befind­li­chen und star­ken Abgang haben­den Wein­händ­lern, und dem Debit der aus­wär­ti­gen Wein­ver­kauf­er [sic!] also, haben auch die im Lan­de woh­nen­den Fusel­bren­ner einen guten Absatz, und fah­ren um so beßer dabey, da die Schatz­pflich­ti­gen das gan­ze Jahr durch von einer jeden Bla­se kaum vier Tha­ler teut­scher Wehr­ung bezah­len, von den Fusel­kes­seln auf den frey­en Höfen aber gar nichts ent­rich­tet wird. Was von dem Korn­brann­te-

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wein etwa außer­halb Lan­des debi­ti­ret wird, muß wegen sub­sisti­ren­den Ver­bo­te, oder schwe­ren Impos­ten meh­rent­heils heim­lich aus­ge­füh­ret wer­den.

FAKTOREYEN, FRACHTFAHREN, BRÜCKEN UND LANDSTRASZEN.

Zu Unter­hal­tung des star­ken Ver­kehrs zwi­schen den Nie­der­län­dern und dem nord­li­chen [sic!] Thei­le des West­fä­li­schen Kray­ses sind zu Nort­horn, Hes­trup, Ohne, Eng­den etc. ver­schie­de­ne Fak­to­ren, so die ihnen zuge­schick­te Waaeen wei­ter sped­iren, und dazu meh­rent­heils die Graf­schaft­li­chen Fuhr­leu­te gebrau­chen, wel­che bis Zwoll, Deven­ter, Wesel, Müns­ter, Wah­ren­dorf, Osna­brück und wei­ter fah­ren. Auch sind zu noch meh­re­rer Beför­de­rung des Com­mer­zes die mäßi­gen Zöl­le (wovon kei­ne Hand­lung trei­ben­de Ein­woh­ner, wenn sie ihre selbst gezo­ge­nen Pro­duk­te aus­füh­ren, oder zur eige­nen Not­h­durft etwas her­ein kom­men las­sen, frey sind) in eini­gen Stü­cken wäh­rend der könig­li­chen Pfand­schaft noch her­un­ter geset­zet; imglei­chen nach geen­dig­tem sie­ben­jäh­ri­gen Krie­ge die Durch­fuh­ren durch Erbau­ung ver­schie­de­ner Brü­cken und Anle­gung neu­er Weg­däm­me auf gemei­ne Lan­des­kos­ten erleich­tert; und die Unter­hal­tung die­ser Land­stra­ßen den benach­bar­ten Com­mü­nen zuget­hei­let, wel­che aber von eini­gen zu ihrem eige­nen Scha­den etwas ver­säu­met wird.

ORDINAIRE POSTEN UND FUSZBOTEN.

Nicht weni­ger vort­heil­haft ist es, daß eine rei­ten­de und zwo fah­ren­de Pos­ten wöchent­lich zwey­mal durch die Graf­schaft paßi­ren, als: I) die rei­ten­de Post von Han­no­ver und Ham­burg über Wil­des­hau­sen, Lin­gen, Neu­en­haus auf Zwoll, Ams­ter­dam etc. 2) Die fah­ren­de Post von Han­no­ver, Ham­burg und Bre­men auf Lee­se, und von da über Osna­brück, Bent­heim und Deven­ter nach Naer­den, und 3) die fah­ren­de Post von Zwoll über Neu­en­haus, Lin­gen, Ibben­büh­ren und Lie­nen auf Bie­le­feld. Und über­dem gehen wöchent­lich zween von der Herr­schaft besol­det wer­den­de Fuß­bo­ten von Bent­heim auf Neu­en­haus und Müns­ter hin und zurück, um die mit den Reichs- und jenen rei­ten­den Pos­ten ein­ge­hen­de Depe­schen abzu­ho­len, und in der

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Graf­schaft zu vert­hei­len, auch die abge­hen­den Sachen dahin zu brin­gen.

HOLLANDSGÄNGER.

End­lich darf ich nicht unbe­merkt las­sen, daß aus der gerin­gern Volks­klas­se bey­der­ley Geschlechts jähr­lich im Früh­ling eine gro­ße Men­ge nach Hol­land gehet, daselbst 3, 4, 5 Mona­te und län­ger ver­blei­bet, und durch Torf­ste­chen, Gras­me­hen, Heu­ma­chen, Waschen und Blei­chen man­chen baa­ren Gul­den ver­die­net und ins Land zurück­brin­get. In die­sem Stü­cke haben vie­le von ihnen vor den ent­le­ge­nen Gegen­den einen gro­ßen Vor­zug, indem sie nicht nur an der Hin- und Her­rei­se viel Zeit und Kos­ten erspa­ren, son­dern auch ihre Lebens­mit­tel guten theils mit­neh­men, mit­hin im Hol­län­di­schen wohl­fei­ler zeh­ren kön­nen. Auch ver­mie­thet sich eine Men­ge Mäd­chens im Hol­län­di­schen, wovon zwar man­ches dort blei­bet und sein Glück macht, doch auch vie­le nach eini­gen Jah­ren mit einem guten Ver­dienst nach den Ihri­gen zurück­keh­ren.

Was wir hin­ge­gen für aller­ley Lebens­mit­tel, als Weiß­weit­zen und fei­nes Mehl, Gers­ten Grau­pen, Wein und vor­nem­lich für den vie­len Kaf­fee, Thee, Zucker, Gewür­ze, Toback, See­fi­sche und der glei­chen zum Theil sehr unent­behr­li­che Maa­ren, für gro­be und fei­ne Tücher, Ser­ge, Cat­tun, Nes­sel­tuch, Batist, Kan­ten, Strümp­fe, sei­de­ne Zeu­ge und Bän­der und meh­re­re zum Luxus gehö­ren­de Arti­kel, für Kup­fer, Eisen, Zinn, Bley, Far­ben, Glas, Por­cel­lain, Stein- und Irden-Zeug, auch eini­ges höl­zer­nes Gerä­the etc. an die Aus­län­der zurück zah­len müßen, das wird eine ganz beträcht­li­che Sum­me jähr­lich aus­ma­chen; wie sich aber Aktiv- und Paßiv­han­del gegen ein­an­der ver­hal­ten, ver­mag ich, da es mir dazu an den nöthi­gen Datis feh­let, nicht anzu­ge­ben, und wird auch wohl schwer­lich von einem andern aus­fin­dig gemacht wer­den kön­nen, da wie hier, Gott Lob, von kei­nen Zoll- und Accise-Regis­tern, Thor­schrei­bern und Con­tro­leu­ren etc. etwas wißen, son­dern jeder­mann, selbst die aus­län­di­schen Packen­trä­ger und mit aller­hand Galan­te­rie-Waa­ren hau­si­ren gehen­de oder auf den Jahr­märk­ten aus­ste­hen­de Krä­mer, wenn sie nur dahin die Erlaub­niß erhal­ten haben, einen frey­en unge­stör­ten Han­del durch die gan­ze Graf-

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schaft füh­ren kön­nen, ohne daß man von dem Wert­he und Debit ihrer Waar­ren etwas Zusam­men­hän­gen­des erfäh­ret. Indes­sen zweif­le ich nicht, daß wir nicht bey den vie­len ein­träg­li­chen Exporta­ti­ons-Arti­keln und bey den man­nig­fal­ti­gen übri­gen Erwerb­mit­teln das Ueber­ge­wicht im Han­del haben, und daß also die Lan­des­ei­ge­ses­se­nen [sic!], wenn sie anders nur Lust zu arbei­ten haben und eine ordent­li­che Haus­hal­tung füh­ren, nicht nur ihr Aus­kom­men wohl haben, son­dern noch etwas ver­üb­ri­gen kön­nen, zuma­len die gemei­nen Lan­des­be­schwer­den mäßig, und in jün­gern Jah­ren noch um ein gutes Theil ver­min­dert sind.

GEMEINE LANDES ANLAGEN.

Die städ­ti­schen Ein­woh­ner bezah­len an die Lan­des­kas­se nur blos die extra­or­di­nairen Schat­zun­gen, einen klei­nen Bey­trag zu den Cam­mer­ge­richts-Ziel­ern und Unter­hal­tung des hie­si­gen Hof­ge­richts und etwas weni­ges an Accise. Das Land­geld von den städ­ti­schen Läu­de­rey­en [sic!] ist wegen eini­ger in vori­gen Zei­ten über­nom­me­nen Kapi­ta­li­en ihnen zur Selbst­er­he­bung über­las­sen. Sie haben also davon, und von ihrer Bür­ger­schaft, auch von sons­ti­gen Gefäl­len jähr­lich ansehn­li­che Ein­nah­men, und den­noch ste­cken sie zum Theil in Schul­den. Es hat aber kei­nen Zwei­fel, daß, wenn ihr Finanz-Etat von Herr­schafts­we­gen ein­mal gründ­lich unter­su­chet, die ein­ge­schli­che­nen Mis­bräu­che abge­stel­let, wegen der künf­ti­gen Ver­wal­tung zweck­dien­li­che Vor­schrif­ten ert­hei­let, und die städ­ti­schen, wie auch die Fle­cken- und Derf-Rech­nun­gen jähr­lich höhern Orts ein­ge­bracht und jus­ti­fi­ci­ret wer­den müß­ten, sie von ihren Schul­den zum Bes­ten der Last tra­gen­den Bür­ger­schaf­ten bald befrey­et wer­den, und zu ihrem vori­gen Flor gelan­gen wür­den, wel­ches beson­ders der Stadt Schüt­torf zu wün­schen wäre.

Der Fle­cken Benlheim erhe­bet gleich­falls das Land­geld von den alten Bür­ger­län­derey­en, zah­let aber dafür jähr­lich ein Aequi­va­lent in die Domainen — Rech­nun­gen.

Von den Län­derey­en der Dorf- und Bau­er­schaf­ten hin­ge­gen wird sol­ches an die Lan­des­kas­se in monat­li­chen Ter­mi­nen ent­rich­tet, und betrug vor dem von einem Müd­de Säe­lan­des zu 256 Rhein­län­di­schen Qua­drat­ruthen à 12 Fuß, oder von 480 Ruthen Wie­sen- und Wei­de-

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delan­des 42 Stü­ver Hol­län­disch, ist aber seit dem Jah­re 1776. all­mäh­lig bis auf 30 Stü­ver her­un­ter­ge­set­zet, ohne des­hal­ben die extra­or­di­nairen Schat­zun­gen zu erhö­hen. Von eini­gen schlech­te­ren Län­derey­en wird noch weni­ger bezah­let, übri­gens aber von die­sen Land­gel­dern auf den Land­tä­gen jähr­lich eine den Umstän­den ange­mes­se­ne Sum­me zu all­mäh­li­ger Abbau­ung der ältern Lan­des-Schul­den aus­ge­set­zet Und ver­wen­det. *)

Die extra­or­di­nairen in gedach­te Cas­se flie­ßen­den Schat­zun­gen wer­den von den Per­so­nen, so über 14 Jah­re alt sind, (jedoch mit Frey­las­sung der Armen und Unver­mö­gen­den) fer­ner von den Feu­er­städ­ten und vom Vie­he der Schatz­pflich­ti­gen, ein­mal jähr­lich bezah­let, sol­che gleich­falls auf den Land­tä­gen bestim­met, und her­nach die jedes­ma­li­ge Anzahl von der Lan­des­herr­li­chen Com­miß­ion und stän­di­schen Depu­ta­ti­on auf­ge­nom­men. Nur ist zu bedau­ren, daß durch die zwar sehr ver­pön­ten, aber den­noch nicht unter­blei­ben­den unrich­ti­gen Anga­ben der Schatz­pflich­ti­gen die Lan­des­kas­se viel­fäl­tig ledi­ret wird, und daß selbst in Anse­hung der Land­gel­der noch vie­le Unrich­tig­kei­ten obwal­ten, wel­chen nicht anders, als durch eine neue all­ge­mei­ne Aus­me­ßung der Län­derey­en abge­hol­fen wer­den kann. Zu wün­schen wäre es auch, daß nach dem Bey­spiel der in einem gro­ßen König­rei­che zu erwar­ten­den merk­wür­di­gen Revo­lu­ti­on, die vie­len Frey­hei­ten und Exem­tio­nen von den gemei­nen Lan­des­be­schwer­den ein­ge­zo­gen wer­den könn­ten; so wür­de den jet­zi­gen Con­tri­buen­ten ihre Last sehr erleich­tert wer­den, und sie die übri­gen Lan­des- und guts­herr­li­chen Prä­stan­da des­to rich­ti­ger abfüh­ren kön­nen. Jedes Mit­glied par­ti­ci­pi­ret ja von dem Schut­ze und von allen übri­gen Vort­hei­len der gro­ßen Fami­lie, und die aus den öbern Stän­den in viel rei­che­rem Maa­ße, als die aus der nie­dern Volks­klas­se. Wie bil­lig wäre es also, daß auch ein jeder ohne Aus­nah­me zu den gemei­nen Beschwer­den sein Ant­heil bey­trü­ge. Von 22 bis

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*) Alle in die Herr­schaft­li­chen, Lan­des- und übri­gen öffent­li­chen Kas­sen fiies­sen­de Gefäl­le müs­sen in hol­län­di­schem Gel­de bezah­let, auch kann im Han­del und Wan­del nie­man­den gegen Wil­len eine ande­re Münz­sor­te auf­ge­drun­gen wer­den.

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23000 See­len bezah­let nur ohn­ge­fähr die Hälf­te die Per­so­nen­steu­er, wor­aus also fol­get, daß wenn kei­ne Exem­ti­on statt fän­de, son­dern nur bloß die würklich Armen und zur Arbeit Unfä­hi­gen frey gelas­sen wür­den, die­se Schat­zung fast auf die Halb­schied her­un­ter­ge­set­zet wer­den könn­te. Eine ähn­li­che Bewand­niß wür­de es mit dem Land­gel­de und der Vieh­schat­zung haben.

Ober­wehn­te extra­or­di­naire Schat­zung beträgt gewöhn­lich:

Von einer Per­son                                   14 Stü­ver.

Von einer Feu­er­stät­te                              18 Stü­ver.

Von einem Pfer­de und jäh­ri­gem Fül­len               20 Stü­ver.

Von einem Stück Horn­vieh                           10 Stü­ver.

Von einem Schwei­ne.                                6 Stü­ver.

Von einem Schaa­fe                                  1 1/2 Stü­ver.

Von einer Gans                                     1 Stü­ver.

Von einem Bie­nen­sto­cke, nach­dem sel­bi­ge im vori­gen

Jah­re zur Beför­de­rung die­ses sehr nütz­li­chen und

nie­man­den nacht­hei­li­gen Nah­rungs­zwei­ges auf die

Hälf­te her­un­ter geset­zet ist, auch nur             1 Stü­ver.

In Anse­hung des Feu­er­stät­ten­gel­des ist jedoch zu mer­ken, daß sol­ches nicht blos von dem Küchen­heer­de oder Schorn­stei­ne, son­dern auch von den übri­gen Cami­nen im Hau­se, imglei­chen von den Back­öfen, Brau­pf­an­nen und Malz­dar­ren ent­rich­tet wird, wel­ches ers­te­re aber den Nacht­heil mit sich füh­ret, daß in den Städ­ten, Fle­cken und Dör­fern weni­ge Häu­ser mit Neben­ka­mi­nen ver­se­hen, und nicht bequem aus­ge­bau­et sind, mit­hin es bes­ser seyn dürf­te, die ohne­dem nicht viel betra­gen­de Schat­zung von sol­chen Neben­ka­mi­nen ganz nach­zu­las­sen, und sol­che blos von dem Küchen­heer­de einer jeden, ihre beson­de­re Haus­hal­tung haben­den Fami­lie, oder eines jeden, in glei­chem Fal­le sich befin­den­den Indi­vi­dui ein­zu­for­dern, wodurch die bes­se­re Ein­rich­tung der Gebäu­de und Her­bey­zie­hung meh­re­rer Ein­woh­ner und Heu­er­lin­ge sehr wür­de beför­dert wer­den.

Weil ober­wähn­te extra­or­di­naire Schat­zun­gen nebst dem Land­gel­de nicht zurei­chen: so wer­den gewöhn­lich noch fünf Matri­ku­lar-Schat­zun-

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gen in drey­en Ter­mi­nen jähr­lich, jede ohn­ge­fähr zu drit­te­halb tau­send Gul­den hol­län­disch nach einem fest­ge­setz­ten Fuße auf­ge­bracht, und dazu von den Städ­ten der zehn­te Theil kon­tri­bui­ret. Und end­lich ist eine mäßi­ge Lan­des­ac­cise von Bier, Wein, Brand­te­wein und Toback im ein­zel­nen Ver­kauf ein­ge­füh­ret, die aber nicht admi­nis­tri­ret, son­dern jähr­lich an die mit die­sen Sachen han­deln­de Krä­mer und Wir­the ver­pach­tet, und das Loca­ri­um unter ein­an­der vert­hei­let, mit­hin das Com­merz dadurch nicht ver­hin­dert wird. Das Pacht­geld von die­ser Accise beträgt aus der Graf­schaft jähr­lich nur ein Paar tau­send Gul­den Hol­län­disch.

Die Ein­woh­ner des Fle­ckens Bent­heim, und der Dorf­schaf­ten haben gleich­falls bür­ger­li­che Frey­hei­ten und Nah­rung, doch müßen von den Dorf­schaf­ten eini­ge Diens­te geleis­tet, und an die Lan­des­herr­schaft ein mäßi­ges MORTUARIUM unter dem Namen des EINEN BESTE bezah­let wer­den, wel­ches auch die in den Bau­er­schaf­ten woh­nen­de freye Leu­te zu ent­rich­ten haben.

Der Bau­ern­stand ist theils blut­frey, theils leib­ei­gen oder eigen­hö­rig. Von lez­tern sind vie­le der Lan­des­herr­schaft, und die übri­gen den ade­li­chen Höfen, geist­li­chen Stif­tun­gen und Par­ti­ku­lie­ren zustän­dig. In der Nie­der­graf­schaft haben auch des Herrn Erb­statt­hal­ters, Prin­zen von Nas­sau-Ora­ni­en Hoch­fürst­li­che Durch­laucht vie­le Bau­er­hö­fe, wel­che Hoch­de­nen­sel­ben von der Pro­vinz Overys­sel bey Ueber­trag­nng der Statt­hal­ter­wür­de zur Benut­zung über­las­sen wor­den, und des­hal­ben auch von Ihnen der hie­si­ge Land­tag, dem Ran­ge nach auf dem ers­ten Plat­ze, beschi­cket wird.

Die Eigen­hö­ri­ge und eini­ge ande­re Blut­freye Mey­er müßen an ihre Guts­her­ren eine jähr­li­che stän­di­ge Pacht an Natu­ra­li­en und an Gel­de ent­rich­ten, und eini­ge Diens­te leis­ten, dane­ben ers­te­re ihre Kin­der ein hal­bes Jahr ohn­ent­gelt­lich die­nen las­sen, sol­che, wenn sie selbst wol­len, frey kau­fen, und bey Sterb­fäl­len und Ver­än­de­run­gen der Haus­wir­the und Wirt­hin­nen Ver­sterb, Erb­winnnng und Auf­f­arth ver­din­gen. Die frey­en Bau­ern sind zwar sol­cher Abga­ben ent­ho­ben; man kann aber doch über­haupt genom­men nicht sagen, daß sie bes­ser, wie jene bestehen. Vie­le von ihnen ste­cken auch in Schul­den, und die Cre­di­to­ren

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set­zen sie öfters mehr in Con­tri­bu­ti­on, als von einem bil­lig den­ken­den Guts­herrn zu besor­gen ist, da des lez­tern eige­nes Inter­es­se es erfor­dert, sei­ne eigen­be­hö­ri­gen Höfe im Stan­de zu erhal­ten.

An den meh­res­ten Orten wohnet der Land­mann in den Bau­er­schaf­ten sehr zer­streu­et und von ein­an­der ent­fer­net, wel­ches für die Wirth­schaft nicht übel ist, und die Bestel­lung der um den Höfen meh­rent­heils her­um­lie­gen­den Län­derey­en sehr erleich­tet. Die­se Lage aber gie­bt ihm auch Gele­gen­heit, die dar­an sto­ßen­de Gemein­heit Jahr ein und aus durch Plag­gen­mä­hen heim­zu­su­chen, und vor­nem­lich die grü­nen Gras­plag­gen zu nicht gerin­gem Nacht­heil der gemei­nen Wei­de weg­zu­ho­len, wor­un­ter jedoch vor etli­chen Jah­ren eini­ge Ein­schrän­kung gemacht ist. Die grö­ße­ren Bau­ern ach­ten nicht viel auf den, der gemei­nen Wei­de dadurch zuge­fü­ge­ten Scha­den, da sie für das Milch­vieh aus ihren Höfen gemei­nig­lich eini­ge pri­va­ti­ve Wei­de­grün­de haben; für die klei­nem, damit nicht ver­se­he­nen Ein­ge­ses­se­ne aber ist der Scha­den des­to emp­find­li­cher. Es kann zwar seyn, daß durch die Plag­gen der Acker etwas erfri­schet, und durch eine gute Ver­mi­schung des Erd­reichs das Wach­sen der Korn­früch­te beför­dert wird; es muß aber, wie nach der Ver­si­che­rung meh­re­rer ver­stän­di­gen Acker­leu­te hier zu Lan­de genug geschie­het, nicht über­trie­ben, und die Vieh­zucht dadurch nicht zurück­ge­set­zet wer­den, da ohne sol­che der Acker­bau nicht bestehen kann, und der Stall­dün­ger noch immer das Bes­te thun muß. Die Sache wür­de am füg­lichs­ten dadurch berich­ti­get wer­den kön­nen, daß man die sämmt­li­chen Gemein­heits­grün­de unter die Inter­es­sen­ten nach einer bil­li­gen Pro­por­ti­on vert­hei­le­te, und die Stall­fut­te­rung [sic!] ein­zu­füh­ren such­te, wodurch die wil­den Grün­de zu einem weit höhern Ertra­ge gebracht, und zu neu­en Anbau­ern, mit­hin zur Ver­meh­rung der Volcks­men­ge die bes­te Gele­gen­heit wür­de gege­ben wer­den, da vie­le der Inter­es­sen­ten die ihnen zu abge­le­ge­nen Plät­ze ent­we­der zu ver­kau­fen, oder selbst mit klei­nen Kot­ten und Heu­er­manns­häu­sern zu beset­zen suchen wür­den. Es ist auch die­ser Vor­schlag schon vor eini­gen Jah­ren zur Erwe­gung [sic!] gekom­men und appro­bi­ret, aber mit der Aus­füh­rung bis jetzt kein Anfang gemacht wor­den.

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Schließ­lich ist noch zu bemer­ken, daß vor 14, 15 Jah­ren zum Bes­ten der Lan­des­ein­ge­ses­se­nen auch eine Brand-Ver­si­che­rungs-Gesell­schaft errich­tet wor­den, wel­che auch bey benach­bar­ten Aus­län­dern Bey­fall gefun­den, und sie zum Ein­tritt in die­se Socie­tät bewo­gen hat.

Was sonst noch von der neu­ern Lan­des­ge­schich­te und der Ver­fas­sung im geist- und welt­li­chen Fache anzu­füh­ren seyn mög­te, das über­las­se ich einer geschick­tern Feder, und endi­ge hie­mit die­se all­ge­menen Nach­rich­ten, um noch eine kur­ze topo­gra­pi­sche Beschrei­bung bey­zu­fü­gen, und dabey die Anzahl der Woh­nun­gen, der Per­so­nen und des Vie­hes vom vori­gen Jah­re zu bemer­ken.

Die drey Städ­te, deren Bür­ger­meis­ter mit zu Land­ta­ge gehen, jedoch zusam­men nur eine Stim­me haben, sind Schüt­torf und Nort­horn in den [sic!] Ober- und Neu­en­haus in der Nie­der-Graf­schaft.

I) Die Stadt SCHÜTTORF lie­get im Gerich­te glei­ches Namens an der Vech­te, eine Stun­de von Bent­heim und 4 von Nort­horn, ist mit einer alten Stadt­mau­er und 3 Tho­ren ver­se­hen, und hat 250 Rei­he­häu­ser, *) wovon aber über zwan­zig leer ste­hen. Von der daselbst befind­li­chen alten Gräf­li­chen Burg Alte­na ist ein Theil ein­ge­stür­zet, der Rest wird noch von einem Forst­be­dien­ten bewohnet, und in einer klei­nen Capel­le daselbst von den Catho­li­ken Got­tes­dienst gehal­ten. Außer­dem sind vier freye Höfe daselbst. Die Stadt hat eine gro­ße Kir­che, wel­cher 2 reform­ir­te Pre­di­ger vor­ste­hen, und sind ver­schie­de­ne Bau­er­schaf­ten des Gerichts Schüt­torf daselbst ein­ge­pfar­ret. So wohl die Herr­schaft als geist­li­che Stif­tun­gen und die Bür­ger­schaft haben daselbst vie­le Län­derey­en, und trei­ben auch die meh­res­ten Ein­woh­ner Acker­bau. Die Stadt hat auch gute Armen­mit­tel, wel­che nicht bes­ser ange­wen­det wer­den könn­ten, als wenn von den vie­len ledig ste­hen­den Häu­sern ein oder meh­re­re zu Arbeits­häu­sern für die Bedürf­ti­gen ein­ge­rich­tet, und ihnen dar­in Ver­dienst ver­schaf­fet, und wenn für ande­re gerin­ge­re Bur­ger zur Win­ter­zeit eini­ge war­me Spinn- und

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*) Die­ser Aus­druck ist hier unbe­kannt. Sol­len Rei­he­häu­ser so viel als numer­ir­te Häu­ser anzei­gen? d. H.

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Weber­stu­ben gehal­ten wür­den. Auch wäre dem Magis­trat zu emp­feh­len, das zu Gewin­nung der Bür­ger­schaft bestimm­te Quan­tum, wel­ches für ein frem­des Ehe­paar funfzig Gul­den beträgt, her­un­ter zu set­zen, und in Fäl­len, wo es auf die Her­bey­zie­hung eines guten Handwerck­s­man­nes oder Fabri­kan­ten ankommt, das­sel­be ganz nach­zu­las­sen, und die zu Gewin­nung der Gil­den ein­ge­führ­te Kos­ten mög­lichst zu mäßi­gen. In einer andern Stadt wird so gar nach einem angeb­li­chen Sta­tut von einem Fremd­ling vor der Recep­ti­on eine Bürg­schaft von 500 Gul­den ver­lan­get, daß er in der Fol­ge den Armen­mit­teln nicht zur Last fal­len wol­le. Wie sehr ein sol­ches Ver­fah­ren der Bevöl­ke­rung ent­ge­gen ste­he, läs­set sich leicht erach­ten.

Die Stadt Schüt­torf hat auch ein altes, doch geräu­mi­ges Rath­haus, wor­in von dem Lan­des­herr­li­chen Rich­ter unter Zuzie­hung der bey­den Bür­ger­meis­ter, als Schef­fen, das Stadt- und Goh­ge­richt gehal­ten wird, auch wur­de hier vor dem das Lan­des-Archiv bewah­ret. Ueb­ri­gens sind ange­ge­ben: 494 theils schatz­freye, theils frey­ge­las­se­ne und 469 schatz­pflich­ti­ge, zusam­men 963 Per­so­nen. 28 Pfer­de, 353 Stück Horn­vieh, 173 Schwei­ne, 215 Bie­nen­stö­cke.

2) Die Stadt NORTHORN im Gerich­te glei­ches Namens, und eben­falls an der Vech­te, 4 Stun­den von Bent­heim und 2 Stun­den von Neu­en­haus bele­gen, hat 190 Rei­he­häu­ser, eine alte, ehe­mals dem Lan­des­herrn zustän­dig gewe­se­ne, her­nach an des Klos­ter Erens­we­gen [sic!] über­las­se­ne Burg, woselbst in einer Capel­le, von einem Geist­li­chen aus besag­tem Klos­ter, katho­li­scher Got­tes­dienst gehal­ten wird. Auch ist hier ein gutes und maßiv erbaue­tes Rat­haus, wor­in unten die Stadt­schu­le ist. Im obern Stock­wer­ke wird das Gericht so, wie zu Schüt­torf gehal­ten. Die Pfarr­kir­che, sowohl für die Stadt, als die dahin gehö­ren­de Bau­er­schaf­ten, wor­in zween reform­ir­te Pre­di­ger ste­hen, ist außer­halb, doch nahe bey der Stadt im Alten­dor­fe. Die Stadt ist von der Vech­te, wel­che sich in 2 Arme thei­let, ganz umge­ben, und hat wegen der sich bis dahin erstre­cken­den Schif­fahrt vie­le Nah­rung und Ver­kehr. Zur Nie­der­la­ge für die ange­fahr­nen Stei­ne und Holtz ist nahe bey der Stadt ein geräu­mi­ges Grund­stück an der

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Vech­te, mit einem Kra­an zum Ein- und Aus­la­den der Schif­fe. Es sind hier 372 freye und 526 schatz­pfi­ich­ti­ge, zusam­men 898 Per­so­nen; also nur 65 Per­so­nen weni­ger, wie zu Schüt­torf, da doch an lez­term Orte 60 Häu­ser mehr sind. Fer­ner 13 Pfer­de, 209 Stück Horn­vieh, 107 Schwei­ne, 101 Bie­nen­stö­cke und 585 Gän­se.

3) Die Stadt NEUENHAUS ist von den Gerichts­be­zir­ken Uel­sen und Velt­hau­sen ein­ge­schlos­sen, lie­get am Din­ckel­flu­ße, und hat noch eini­ge Ueber­bleib­sel von Wall und Gra­ben auf­zu­wei­sen. Fer­ner 216 Rei­he­häu­ser, am Markt­plat­ze eine neue gute Kir­che, wor­an zween reform­ir­te Pre­di­ger ste­hen, und am Kirch­ho­fe ein altes Rath­haus, wor­in unten die Schu­le, und eben so, wie in den ers­ten bey­den Städ­ten, das Gericht gehal­ten wird.

Inner­halb der Stadt ist auch der Lan­des­herr­li­che Amt­hof, wor­auf in vori­gen Zei­ten die Herr­schaf­ten sich auf­ge­hal­ten haben. Jet­zo ist in dem Gebäu­de nur noch eine Capel­le für die katho­li­schen Ein­woh­ner, und eine Remi­se: das Ueb­ri­ge ist alters­hal­ben abge­bro­chen. Der katho­li­sche Pas­tor wohnet auf dem Amt­ho­fe in einem Neben­ge­bäu­de.

Daß sich hier eine ansehn­li­che Lin­nen­blei­che, und ein Schifs­zim­mer­werft [sic!] befin­de, ist bereits oben ange­zei­get. Doch gie­bt es, der vort­heil­haf­ten Lage die­ses Orts ohn­ge­ach­tet, noch vie­le bedürf­ti­ge Ein­woh­ner, wel­chen man die Erb­werb­mit­tel [sic!] zu ver­meh­ren, hin­ge­gen die Stadt­las­ten durch ine [sic!] genaue Haus­halt mög­lichst zu ver­min­dern, und die Armen­mit­tel auf das zweck­dien­lichs­te zu benut­zen suchen müß­te. Hier sind 525 freye und 544 schatz­pflich­ti­ge, zusam­men 1069 Per­so­nen.— 24 Pfer­de, 180 Stück Horn­vieh, 89 Schwei­ne, 60 Bie­nen­stö­cke und 167 Gän­se. Ver­gleicht man die Per­so­nen­zahl in den drey­en Städ­ten mit ihrer Grö­ße oder Anzahl der Rei­he­häu­ser, so ist Neu­en­haus die Volk­rei­ches­te, Schüt­torf aber am wenigs­ten bevöl­kert. An lez­term Orte gebricht es nicht an gutem Säe­lan­de, auch nicht an Wie­sen­wachs zum Unter­halt der Men­schen und des Vie­hes; nur an Hand­lung und Indus­trie feh­let es. Die­sen Män­geln muß durch Her­bey­zie­hung guter Fabri­kan­ten und Hand­wer­ker, und durch gute Ver­wal­tung der Stadt­gü­ter und Armen-Intra­den abge­hol­fen wer­den.

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Auch müß­te die Stadt mit allem Erns­te auf die Anzie­hung des Hol­zes, wenigs­tens zur Feu­rung, bedacht seyn, wozu es ihr au Gele­gen­heit nicht feh­let. Eine Ver­län­ge­rung der Schif­fahrt von Nort­horn bis Schlüt­torf wür­de eben­mä­ßig ersprieß­lich seyn.

Die Graf­schaft ist fer­ner in sechs Land- oder Goh­ge­rich­te ein­get­hei­let, davon sind:

IN DER OBERGRAFSCHAFT.

I.) DAS GERICHT BENTHEIM

wor­in zu mer­ken:

I) Das uralte Resi­denz-Schloß, in hie­si­ger Gegend gemei­nig­lich das HAUS ZU BENTHEIM genannt, lie­get auf einem schma­len, ziem­lich hohen, fel­sig­ten Ber­ge, wel­cher gegen Osten im Gerich­te Schüt­torf sich anhe­bet, nach Wes­ten zu erstre­cket, und im Fle­cken Bent­heim sich endi­get. Das Schloß ist mit star­ken, hohen Mau­ern von gehaue­nen Stei­nen umge­ben, und hat zween Plät­ze oder Abt­hei­lun­gen. Ueber dem Tho­re und der Auf­fahrt zu dem vor­ders­ten Plat­ze ist ein klei­nes maßi­ves Gebäu­de, wor­in vor dem das Hof­ge­richt gehal­ten wur­de, und unten ein Gefäng­niß ist. Auf dem Plat­ze selbst ist ein gro­ßer Lust­gar­te [sic!], und neben dem­sel­ben noch ein klei­ner Küchen­gar­te [sic!]. Durch ein wei­tes Thor gehet man auf den gro­ßen Schloß­platz, woselbst gleich anfäng­lich an der rech­ten, oder Nord­sei­te ein altes Kir­chen­ge­bäu­de mit einem Thurm, des­sen Kup­pel aber vor eini­gen Jah­ren Alters hal­ber hat abge­nom­men wer­den müs­sen, ste­het, und neben dem­sel­ben ein klei­nes Gebäu­de zur Wachstu­be für die Offi­ci­e­re ist. An der Süd­sei­te ist unten die Schloß­wa­che, und über der­sel­ben und dem Tho­re die Com­men­dan­ten Woh­nung. Unmit­tel­bar dar­an sto­ßet das maßi­ve Canz­ley-Gebäu­de von 2 Stockwercken, wor­in unten das Herr­schaft­li­che Archiv und die Zim­mer für das Came­ral-Col­le­gi­um, oben aber für die Regie­rung und die Regis­tra­tur sich befin­den. Etwas wei­ter nach Süden ste­het ein hoher maßi­ver vier­eckig­ter Thurm, der oben platt und auf den 4 Ecken mit klei­nen

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Wachtthä­us­chen gezie­ret ist. In dem Thurm selbst ist vor­dem die Muni­ti­on ver­wah­ret wor­den. Fer­ner ste­het auf der Süd­sei­te des Schloß­plat­zes ein lan­ges vor etwan 15 Jah­ren neu errich­te­tes maßi­ves Gebäu­de, wor­in unten der Mar­stall etc. über dem­sel­ben der Korn­bo­den, und über die­sem Wohn­zim­mer für die Herr­schaft und Domes­ti­ken sich befin­den. Die­ses neue Gebäu­de hän­get mit den alten gegen Wes­ten bele­ge­nen Schloß­ge­bäu­den zusam­men, wor­in unten die Küche, geräu­mi­ge Kel­ler und Woh­nun­gen für Bedien­te, und oben die Zim­mer für die Herr­schaft, imglei­chen eine klei­ne Capel­le vor­han­den sind. Auch ste­het daselbst auf der süd­west­li­chen Ecke der drit­te, star­ke und rund gebaue­te Thurm, in wel­chem oben herr­schaft­li­che Zim­mer, unter dem­sel­ben ein Gewöl­be zur Ros­müh­le, und wei­ter unten ein Paar Cri­mi­nal-Gefäng­nis­se anzu­tref­fen sind. End­lich ist an der Nord­sei­te ein gro­ßer, tie­fer und durch den Fel­sen gehaue­ner Brun­nen mit einem Dache dar­über und einer Maschi­ne zum Auf­zie­hen des Was­sers. Die Land- und Post­stra­ße gehet unten nahe an der Süd­sei­te des Schlo­ßes her, und ist daselbst vor ein Paar Jah­ren durch ein neu­es Stein­pflas­ter beque­mer gemacht; an der Nord­sei­te aber ist am Fuße des Ber­ges ein gro­ßer herr­schaft­li­cher Küchen­gar­ten, mit eini­gen Fisch­be­häl­tern, guten Obst­bäu­men, vie­len Hecken und Wegen zum spat­zi­ren ver­se­hen. Ueb­ri­gens gewäh­ret die hohe Lage des Schlo­ßes rund her­um die tre­f­lichs­te Aus­sicht auf 7, 8 und meh­re­re Stun­den weit.

2) Der Fle­cken Bent­heim lie­get unmit­tel­bar am Schlo­ße, doch etwas nied­ri­ger auf vor­be­schrie­be­nem Ber­ge, und zwar vor­nem­lich am süd­li­chen Abhan­ge des­sel­ben, ist allent­hal­ben offen, eine gute Vier­tel­stun­de lang, und der grö­ßes­te Ort in der Graf­schaft, indem er 298 Rei­he­hau­ser hat, wovon aber eini­ge herr­schaft­li­che und Par­ti­ku­lier­ge­bän­de frey sind. Es befin­den sich daselbst eine reform­ir­te und eine katho­li­sche Kir­che, bey jener ste­hen zwey, und bey die­ser ein Pre­di­ger. Fer­ner ein vor 25 Jah­ren errich­te­tes neu­es maßi­ves Gebäu­de, wor­in die Land­tags­ver­samm­lung und das Hof­ge­richt gehal­ten, und das Lan­des-Archiv auf­be­wah­ret wird. Aus dem Ber­ge gegen Osten ist eine herr­schaft­li­che stei­ner­ne Wind­müh­le mit 2 Gän­gen. Die Anga­be hält 663 frey­ge­las­se­ne und 713 schatz­pflich­ti­ge, zusam­men 1376 Per-

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sonen. — 27 Pfer­de, 380 Stück Horn­vieh, 185 Schwei­ne, 279 Immenstö­cke und 63 Gän­se.

Eine Vier­tel­stun­de von Bent­heim nach Wes­ten lie­get das ade­li­che land­tags­fä­hi­ge Lehn- und Burg­manns­gut Lan­gen, des­sen jet­zi­ge Besit­ze­rinn [sic!] die ver­witt­we­te Frey­frau von Elber­feldt, gebohr­ne Frey­in von Etz­bach ist. Wei­ter nach Wes­ten eine klei­ne Stun­de von Bent­heim ist,

3) das Dorf und Mersch Gil­de­haus, theils auf, theils an einem Ber­ge und zwi­schen den dasi­gen Stein­gru­ben bele­gen; hat eine Kir­che und zween reform­ir­te Pre­di­ger und 216 Rei­he­häu­ser. Auf dem Ber­ge, wel­cher gleich­falls eine tre­f­li­che Aus­sicht in die umlie­gen­de Gegend dar­bie­tet, ste­hen zwo herr­schaft­li­che maßi­ve Wind­müh­len, jede von zwey Gän­gen. Die Anga­be hält 396 freye und 544 schatz­pflich­ti­ge, zusam­men 913 Per­so­nen. — 4 Pfer­de, 353 Stück Horn­vieh, 71 Schwei­ne, 254 Bie­nen­stö­cke und 28 Gän­se.

Fer­ner fol­gen­de 8 Bau­er­schaf­ten, wovon die ers­te­re zu Bent­heim und die übri­gen zu Gil­de­haus ein­ge­pfar­ret sind.

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tabelle_1_s_131_vorlage
tabelle_1_s_131_umsetzung

Ueb­ri­gens lie­get in dem Bezirk der obge­dach­ten Bau­er­schaft Barel auch das Land­tags­fä­hi­ge, dem Herrn Gra­fen von Bent­heim-Stein­furth gehö­ren­de Lehn­gut Ravens­horst.

II.) DAS GERICHT SCHÜTTORF.

Dar­in sind die bey­den Kirch­spie­le Schüt­torf und Ohne. Zu Schüt­torf sind ein­ge­pfar­ret die Bau­er­schaf­ten Quen­dorf, Weng­sel, Neer­la­ge, Sud­den­dorf und Samern zum grö­ßes­ten Theil, zu Ohne das Dorf und die Bau­er­schaft Ohne, und der Rest der Bau­er­schaft Samern, deren Pre­di­ger in der Bau­er­schaft Ohne wohnet. Die Ein­ge­ses­se­nen der Bau­er­schaft Hes­trup gehen nach Brand­lecht, und die katho­li­schen Ein­woh­ner der bei­den Bau­er­schaf­ten Dri­vor­den und Eng­den, an wel­chem lez­tern Orte eine Capel­le ist, nach Emb­s­büh­ren [sic!] im Hoch­stif­te Müns­ter zur Kir­che, und ste­hen auch unter dem dasi­gen

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Goh­ge­rich­te, wel­ches das Gräf­li­che Haus Bent­heim von dem Hoch­stif­te Müns­ter zu Lehn trä­get, und die von Hamm damit sub­in­feu­di­ret hat.

Zu Beför­de­rung des Com­mer­zes ist zu Ohne vor etwan 20 Jah­ren eine Fahr­brü­cke über die Vech­te erbau­et, und von da ein neu­er Weg­damm nach Bent­heim, so 2 Stun­de davon ent­fer­net ist, ange­le­get, imglei­chen daselbst vor ein Paar Jah­ren eine neue herr­schaft­li­che Wind­müh­le mit zween Gän­gen maßiv erbau­et wor­den.

Zu Sud­den­dorf ist ein herr­schaft­li­cher frey­er Hof, und zu Samern ein der­glei­chen bewohn­ter Spie­ker.

tabelle_2_s_132_vorlage
tabelle_2_s_132_umsetzung

III.) DAS GERICHT NORTHORN.

wor­inn die bey­den Kirch­spie­le Nort­horn und Brand­lecht. Zu Nort­horn sind die Bau­er­schaf­ten Frens­dorf, Bock­holt, Backel­de, Bimol­ten, Hase­pe, Hohen­kör­ben zum Theil, Alte­dorf, Orth und Deeg­feld,

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und zu Brand­lecht die­ser Ort selbst nebst der Schutt­or­fi­schen [sic!] Bau­er­schaft Hes­trup ein­ge­pfar­ret, und zu Hese­pe ist eine Kapel­le. Wei­ter befin­den sich:

I.) zu Brand­lecht ein Land­ta­ges­fä­hi­ges ade­li­ches Lehn­gut, dem Frey­herrn Dros­te zu Vische­ring, Erb­dros­ten des Hoch­stifts Müns­ter zustän­dig, wel­cher auch das Patro­nat­recht über die reform­ir­te Pfar­re zu Brand­lecht hat, deren Pre­di­ger aber in der Bau­er­schaft Hes­trup wohnet. Auf dem ade­li­chen Hofe ist eine katho­li­sche Capel­le.

2.) In der Frens­dor­fer Mark an der Vech­te das ansehn­li­che katho­li­sche Klos­ter Frens­we­gen, wei­ßen Augus­ti­ner Ordens, so mit einem Pri­or und 12 Cano­ni­cis beset­zet, mit einer guten Kir­che, ver­schie­de­nen wohl unter­hal­te­nen Gebäu­den und ein­träg­li­chen Grund­stü­cken ver­se­hen ist, eini­ge ande­re Kir­chen mit Seel­sor­gern ver­sie­het, und auf dem Land­ta­ge Sitz und Stim­me hat.

3.) Das ade­li­che, welt­li­che Fräu­lein­stift Wieth­mar­schen, katho­li­scher Reli­gi­on, an der Müns­ter­schen Gren­ze bele­gen, hat eine Aeb­tis­sin und der­mah­len 7 Capi­tu­la­rin­nen, außer eini­gen auf Anwart­schaft sich daselbst auf­hal­ten­den Fräu­leins. Die Kir­che und übri­gen Gebäu­de sind zum Theil alt. Die dasi­ge Bau­er­schaft gehö­ret nebst einer daselbst befind­li­chen höl­zer­nen Wind­müh­le mit an das Stift, auch schi­cket das­sel­be einen Deput­ir­ten zum Land­ta­ge. Wegen des gerin­gern Ertra­ges der dasi­gen Grund­stü­cke bezah­let die Bau­er­schaft zufol­ge eines zwi­schen der Land­schaft und dem Stif­te vor etwan 36 Jah­ren geschlos­se­nen, aber noch nicht zur völ­li­gen Exe­ku­ti­on gebrach­ten Ver­gleichs nur 3/8 des gewöhn­li­chen Land­gel­des und der extra­or­di­nairen Schat­zun­gen; zu der Accise und jeder Matri­ku­lar-Schat­zung aber wer­den von dem Stif­te und der Bau­er­schaft gewis­se fest­ge­setz­te Sum­men ent­rich­tet.

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tabelle_3_s_134_vorlage
tabelle_3_s_134_umsetzung

IN DER NIEDERGRAFSCHAFT.

IV. DAS GERICHT UELSEN

ist sei­nem Umfan­ge nach zwar das grö­ßes­te, ent­hält aber noch vie­le weit­läuf­ti­ge und nicht genug benüt­ze­te Gemein­heits-Grün­de, und in der Itter­be­cker und Wyle­ner Mark eine gro­ße Sand­wüs­te, deren Flug­sand schon in die Bau­er­schaft Itter­beck getrie­ben, und den Ein­woh­nern am Ende zum äußers­ten Nacht­heil gerei­chen wird, wenn sie die öftern Erin­ne­run­gen, dem ein­rei­ßen­den Uebel durch Zupflan­zun­gen u. s. w. vor­zu­beu­gen, nicht befol­gen wer­den. In andern Gegen­den der Graf­schaft haben sich der­glei­chen Sand­stü­ren [sic!] gleich­falls her­vor­gethan, die aber bey­zei­ten meh­rent­heils gedämpf­et sind.

Die Kir­che, wobey zween reform­ir­te Pre­di­ger ste­hen, ist in dem Dor­fe Uel­sen, und sind daselbst alle zum Theil sehr ent­le­ge­ne Bau­er-

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schaf­ten die­ses Gerichts ein­ge­pfar­ret: doch ist in vori­gen Zei­ten der Bau­er­schaft Wil­sum eine beson­de­re Kir­che mit einem Pre­di­ger zuge­stan­den, sie müßen aber ihre Tod­ten noch zu Uel­sen beer­di­gen.

Nahe bey dem Dor­fe Uel­sen sind eine Herr­schaft­li­che maßi­ve Wind­müh­le von 2 Gän­gen, und 2 klei­ne Was­ser­müh­len, auch befin­den sich in drey Bau­er­schaf­ten noch eben so vie­le klei­ne Fall­müh­len, so an Par­ti­cu­lie­re gehö­ren.

tabelle_4_s_135_vorlage
tabelle_4_s_135_umsetzung

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V. DAS GERICHT VELTHAUSEN.

hat nur eine Pfarr­kir­che im Dor­fe Velt­hau­sen, wor­in zween reform­ir­te Pre­di­ger ste­hen.

Nahe bey dem Dor­fe ist eine alte Herr­schaft­li­che höl­zer­ne Wind­müh­le, an deren statt im gegen­wär­ti­gen Jahr eine neue stei­ner­ne zu zween gän­gen wird erbau­et wer­den.

In der Bau­er­schaft ALTE PICCARDIE ste­het ein Gräf­li­ches Jagd-Schloß, und

In der Bau­er­schaft Gros­dorf [sic!] sind, das Ade­lich freye Guth Schü­len­burg, der Fami­lie von Coe­ver­den gehö­rig, und zween ande­re freye Höfe GEMENBURG und ALTHAUS genannt, und

In der Bau­er­schaft Eehe das Ade­lich freye Guth OEding­hoff, der Fami­lie von Lan­gen zu Spinck zustän­dig.

tabelle_5_s_136_vorlage
tabelle_5_s_136_umsetzung

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VI.) DAS GERICHT EMLICHEIM

hat zwo Kir­chen, eine in dem Dor­fe EMLICHEIM, wobey zween reform­ir­te Pre­di­ger ste­hen, und woselbst die Gild­schaf­ten EMLICHEIM, RINGE und SCHEERHORN ein­ge­pfar­ret sind, die andern zu Laar für die Gild­schaft Laer­rald [sic!], hat einen reform­ir­ten Pre­di­ger, der von der Lan­des­herr­schaft, als nun­meh­ri­gen völ­li­gen Eigent­hü­mer des der Lehn-Cam­mer heim­ge­fal­le­nen Land­ta­ges fähi­gen Lehn­gu­tes Laar ange­ord­net wird. Außer­dem ist zu Emlich­eim eine Catho­li­sche und zu Arckel eine reform­ir­te Capel­le.

Außer ober­wehn­tem Herr­schaft­li­chen Gute Laar ist in besag­ter Gild­schaft Laer­wald auch noch das Ade­li­che allo­di­al Guth WOLDA, dem Frey­herrn VON BENTINCK zustän­dig, der des­hal­ben auf dem [sic!] Land­ta­gen Sitz und Stim­me hat, imglei­chen ein frey­er Hof in der Bau­er­schaft Ech­le­len. Ohn­weit Emlich­eim ste­het eine der dasi­gen Kir­che gehö­ren­de, und vor eini­gen Jah­ren Neu­erbaue­te maßi­ve Wind­müh­le von einem Gan­ge.

Bey naßen Som­mern lei­det das Gericht Emlich­eim man­nig­mahl vie­len Scha­den durch Ueber­schwem­mung der Vech­te, wel­chem Uebel viell­elcht dadurch abzu­hel­fen stün­de, wenn von Eehe ab ein Canal aus der Vech­te gelei­tet, und durch die dasi­ge nied­ri­ge Gegend, ohn­ge­fähr ent­langs der Gren­ze zwi­schen den Gerich­ten Uel­sen und Emlich­eim, wo sich bereits eini­ge Abwä­ße­rungs­gra­ben befin­den, in mög­lichst gera­der Linie bis an die Hol­län­di­sche Gren­ze gezo­gen wür­de, um sich daselbst wie­der mit der Vech­te zu ver­ei­ni­gen, durch wel­chen Canal nicht nur bey Flu­then vie­les Was­ser abge­lei­tet wer­den, son­dern auch den­sel­ben zum leich­tern Trans­port der Kauf­manns­waa­re in trock­nen Jahrs­zei­ten die­nen, und selbst die Gemein­heits-Grün­de, wodurch der Canal wür­de gezo­gen wer­den, aus dem­sel­ben wür­den geflö­ßet, und mit vie­lem Vort­heil zu Wie­sen- und Wei­de-Grün­den gebrau­chet wer­den kön­nen.

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tabelle_6_s_138_vorlage
tabelle_6_s_138_umsetzung

zum Beschluß also fol­gen­de

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tabelle_7_s_139_vorlage
tabelle_7_s_139_umsetzung

Und beläuft die gan­ze Per­so­nen Zahl sich auf 21896.

Bent­heim im März Monat 1789

Wede­kind.