Bür­ger­stif­tung möch­te Graf­schaf­ter Schul­buch von 1821 wie­der auf­le­gen

Von Stef­fen Bur­kert

Was Graf­schaf­ter vor 200 Jah­ren über ihre Geschich­te ler­nen soll­ten, das zeigt ein altes Schul­buch. Der Wil­su­mer Pas­tor Wes­sel Fried­rich Visch lässt dar­in einen Vater sei­ne Kin­der unter­rich­ten. Jetzt soll das Buch in einer Neu­auf­la­ge erschei­nen.

Bad Bent­heim. Die 2013 gegrün­de­te Bür­ger­stif­tung Bad Bent­heim hat es sich zur Auf­ga­be gemacht, die Ent­wick­lung von Kunst und Kul­tur, Bil­dung und Erzie­hung, Jugend und Alten­pfle­ge, aber auch die des tra­di­tio­nel­len Brauch­tums und der Hei­mat­pfle­ge in der Stadt Bad Bent­heim nach­hal­tig zu för­dern. Dafür hat sich die Stif­tung nun ein neu­es, unge­wöhn­li­ches Pro­jekt vor­ge­nom­men: Sie will ein altes Schul­buch zur Graf­schaf­ter Geschich­te wie­der all­ge­mein zugäng­lich machen.

Der bekann­te Hei­mat­for­scher Wes­sel Fried­rich Visch hat die­ses „Schul­buch über die Geschich­te der Graf­schaft Bent­heim“ 1821 ver­öf­fent­licht. Bekannt ist Visch für sein Buch „Geschie­de­nis van het Graafschap Bent­heim“, das in einer hoch­deut­schen Neu­auf­la­ge bis heu­te erhält­lich und weit ver­brei­tet ist. Dass Visch sei­ner­zeit auch ein Schul­buch ver­fasst hat, ist hin­ge­gen weni­ger bekannt. Zugäng­lich ist es heu­te kaum noch.

Das will die Bür­ger­stif­tung ändern. Ihr liegt ein Ori­gi­nal vor, das von der Bad Bent­hei­mer Dru­cke­rei Hel­len­doorn neu auf­ge­legt wer­den soll. Auf ihrer Inter­net­sei­te hat die Stif­tung bereits eine Abschrift des Buches bereit­ge­stellt. Dar­über hin­aus fin­den sich dort die Graf­schaft betref­fen­de Aus­zü­ge aus Dr. Anton Fri­de­rich Büschings „Neu­er Erb­be­schrei­bung“ von 1770.

Ziel der Stif­tung ist es, ihre Inter­net­sei­te inter­es­san­ter zu gestal­ten, Lese­stoff zu schaf­fen und regio­na­le Geschich­te für jeder­mann zugäng­lich zu machen. Die Lis­te der Bücher, die dort ver­füg­bar sind, soll daher kon­ti­nu­ier­lich wach­sen, kün­digt Dr. Ange­li­ka Rieck­e­heer für die Stif­tung in einem GN-Gespräch an.

Das Schul­buch von Wes­sel Fried­rich Visch soll zudem als klas­si­sches Buch neu auf­ge­legt wer­den. Geplant ist eine auf­wän­di­ge Pro­duk­ti­on, die jeweils auf einer Dop­pel­sei­te das Ori­gi­nal sowie eine moder­ne Abschrift bie­tet. Um ermit­teln zu kön­nen, ob an einer sol­chen Ver­öf­fent­li­chung Inter­es­se besteht, bit­tet die Stif­tung um Rück­mel­dun­gen an die E‑Mail-Adres­se info@buergerstiftung-badbentheim.de.

Das Schul­buch ist ganz anders auf­ge­baut als das bekann­te Geschichts­buch von Visch. Der Wil­su­mer Pas­tor beschäf­tigt sich zwar auch hier­in mit der His­to­rie der Graf­schaft. Er fasst sie jedoch nicht sach­lich zusam­men, son­dern erzählt die Geschich­te die­ses Land­strichs in einem fik­ti­ven Gespräch zwi­schen einem Vater und des­sen drei Kin­dern. Dar­in geht es um die Tub­an­ten als Vor­fah­ren und Namens­ge­ber der Bent­hei­mer, natür­lich um die Gra­fen und um Krie­ge. Aber es geht auch um die Fra­ge, wie es um den All­tag hier­zu­lan­de in frü­he­ren Gene­ra­tio­nen – also in der Zeit vor Erschei­nen des Schul­bu­ches 1821 – bestellt war. Wel­che Klei­dung haben die Men­schen getra­gen, wel­che Bil­dung haben sie genos­sen, wovon haben sie sich ernährt?

Ver­gnüg­li­che Lek­tü­re
Aus heu­ti­ger Sicht bie­tet die­ses alte Schul­buch kei­ne neu­en Erkennt­nis­se. Man­ches, was Visch sei­ner­zeit den fik­ti­ven Erzäh­ler sagen lässt, ist sogar längst wider­legt. Gleich­wohl ist die­ses Buch ein ein­zig­ar­ti­ges Zeug­nis sei­ner Zeit, des frü­hes 19. Jahr­hun­derts in der Graf­schaft – und es ist des­halb ein ganz beson­de­res Ver­gnü­gen, die­sem gebil­de­ten Vater und sei­nen all­zu unter­tä­ni­gen Kin­dern bei ihren abend­li­chen Gesprä­chen über ihre Hei­mat, die Graf­schaft Bent­heim, zu lau­schen.

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