Wer­ke aus dem Künst­ler­haus wer­den prä­sen­tiert

Aus­stel­lung von Fran­co Melis und Ani­ca Blag­aj öff­net am Sonn­tag

Von Sebas­ti­an Hamel

Seit dem 11. August leben die Künst­ler Fran­co Melis und Ani­ca Blag­aj im Künst­ler­haus an der Och­tru­per Stra­ße in Bad Bent­heim. Das Ergeb­nis, das durch den Auf­ent­halt in der Burg­stadt inspi­riert ist, wird am Sonn­tag prä­sen­tiert.

Bad Bentheim/Köln. Wer schlich­te Abbil­der von Burg oder Kur­park in den Wer­ken von Ani­ca Blag­aj und Fran­co Melis ver­mu­tet, der irrt. Die gewon­ne­nen Inspi­ra­tio­nen set­zen die bei­den Künst­ler aus Köln anders um. Seit dem 11. August leben sie an der Och­tru­per Stra­ße in Bad Bent­heim und arbei­ten an einem Künst­ler­buch. Melis, als Schau­spie­ler und Regis­seur vom Thea­ter kom­mend, steu­ert Geschich­ten bei, Blag­aj fer­tigt Zeich­nun­gen an. Die Bür­ger­stif­tung Bad Bent­heim hat das Pro­jekt geför­dert.

Für bei­de Künst­ler ist der mehr­wö­chi­ge Auf­ent­halt in der Burg­stadt eine Chan­ce, aus bekann­ten Struk­tu­ren her­aus­zu­tre­ten. „Man kann hier etwas in freie­rer Form ent­wi­ckeln als dort, wo man sonst ist“, beschreibt es Ani­ca Blag­aj. Durch das Inter­net waren sie auf das Künst­ler­haus auf­merk­sam gewor­den, im Win­ter des ver­gan­ge­nen Jah­res kam es zum ers­ten Kon­takt mit Gale­ris­tin Ellen Tim­mer­man. Die Nie­der­län­de­rin betreibt seit rund andert­halb Jah­ren jene Ein­rich­tung, die sich als Zen­trum für den künst­le­ri­schen Aus­tausch ver­steht. Mit Blag­aj und Melis konn­te nun erst­mals die Idee ver­wirk­licht wer­den, Künst­ler über einen län­ge­ren Zeit­raum im Haus leben und arbei­ten zu las­sen. „Es ist span­nend zu sehen, dass etwas ent­steht“, meint Tim­mer­man.

Das ers­te Unter­fan­gen die­ser Art ist es für die Köl­ner aller­dings nicht; 2010 hat­ten sie sich über meh­re­re Wochen in Valen­cia nie­der­ge­las­sen. Doch es muss nicht Spa­ni­en sein, um Anre­gun­gen zu fin­den. Bei­de schät­zen die Wei­te der hie­si­gen Land­schaft („Man sieht viel Him­mel“) und zei­gen sich beein­druckt von der Kunst­we­gen-Rou­te. Fran­co Melis betont jedoch, dass es nicht dar­um geht, das Gese­he­ne eins zu eins in den Wer­ken umzu­set­zen. „Das ist kein Vor­gang, bei dem man kon­kre­te Din­ge auf­greift, wie Men­schen oder Ansich­ten der Stadt“, erklärt er. Viel­mehr sei es ein intui­ti­ver Pro­zess, ver­bun­den mit der Fra­ge, wie die­ser sich in der Arbeit bemerk­bar macht. So könn­ten etwa ande­re Akzen­te ent­ste­hen oder Ver­schie­bun­gen pas­sie­ren.

Die Vor­ge­hens­wei­sen des Schrei­bers und der Zeich­ne­rin unter­schei­den sich nur äußer­lich: Fran­co Melis setzt sich etwa auf eine Park­bank, schaut auf den Brun­nen. „Ich war­te, wel­ches Bild auf­kommt, und dem fol­ge ich“, beschreibt er die Ent­ste­hung sei­ner Tex­te, bei denen er den künst­le­ri­schen Pro­zess flie­ßen lässt. Er sei dann mit­un­ter selbst über­rascht, wel­chen Zusam­men­halt die Geschich­te am Ende hat, ohne dass es vor­ab eine Struk­tur gab. Prot­ago­nist ist die fik­ti­ve Per­son des Herrn Kolu­na, der an rea­len Schau­plät­zen phi­lo­so­phi­sche Betrach­tun­gen anstellt, ver­bun­den mit unge­wöhn­li­chen Gedan­ken­gän­gen, wie Melis es aus­drückt.

Ani­ca Blag­aj arbei­tet nicht drau­ßen, son­dern legt Wert auf die Kon­zen­tra­ti­on im Ate­lier. Jedoch lässt auch sie ihr Kunst­werk intui­tiv wach­sen, beginnt mit Lini­en und geht dann zu Farb­schich­tun­gen über. „Man fängt an und freut sich über das, was ent­steht“, sagt sie. Ihre Zeich­nun­gen gehen auf die Tex­te von Fran­co Melis ein, sind aber eigen­stän­dig und somit kei­ne tri­via­len Illus­tra­tio­nen. Die Künst­ler sagen, es gibt eine Ent­spre­chung – im Sin­ne einer abs­trak­ten Ver­bin­dung zwi­schen den Wer­ken.

Das Anlie­gen der Künst­ler ist nicht, mit dem Geschaf­fe­nen die Welt zu erklä­ren. Eher geht es um eine Mög­lich­keit der Betrach­tung, die die Wahr­neh­mung erwei­tern kann.

Zur Prä­sen­ta­ti­on am Sonn­tag mit dem Titel „Unru­he“ sind die Geschich­ten und Zeich­nun­gen nicht nur aus­ge­stellt. Fran­co Melis wird eini­ge Tex­te auch vor­tra­gen, bezie­hungs­wei­se sogar spie­len. Wann das Buch mit den in Bad Bent­heim ver­wur­zel­ten Wer­ken erscheint, ist bis­lang noch nicht klar. Für die Künst­ler geht es kom­men­de Woche zurück nach Köln – zusam­men mit vie­len Ein­drü­cken von Land und Leu­ten aus der Graf­schaft.

 

Die Prä­sen­ta­ti­on beginnt am Sonn­tag, 14. Sep­tem­ber, um 15.30 Uhr. Die Aus­stel­lung wird gezeigt bis zum 5. Okto­ber.

 

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